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Die 10 bedeutendsten Statuen der Renaissance


Die Renaissance-Statue ist ein Überbegriff für Plastik und Skulpturen, welche von einem Bildhauer zur Zeit der Renaissance erschaffen wurden. Bedeutendste Statuen sind die Davidskulpturen von Michelangelo und Donatello oder das Reiterdenkmal des Gattamelata in Padua.

Die bedeutendsten Statuen der Frührenaissance

Als Frührenaissance bezeichnet man die erste Phase der Renaissance, welche für die Bildhauerei um 1401/02 begann. Als Auslöser wird der Künstlerwettstreit zwischen Filippo Brunelleschi und Lorenzo Ghiberti herangezogen. Die von den Künstlern gefertigten Isaaksopfer gelten als frühestes Zeugnis der Renaissance-Plastik.

Mit der Wiederentdeckung der Zentralperspektive um 1420 zog der Renaissancestil auch in die Malerei und Architektur ein. In der Folge veränderte sich Baustil und entwickelte sich zu Tonnengewölben und Kuppeldächern. Dadurch wurde die Skulptur aus der Architektur verdrängt bzw. herausgelöst. Fortan mussten Skulpturen freistehend sein und ohne Bauwerk ihre Wirkung entfalten können. In dieser neuen Kunstgattung entstanden schon bald realistische Abbildungen von Menschen, verknüpft mit antiker Symbolik.

Bronzedavid von Donatello

Der David von Donatello entstand um 1435 in Florenz zur Zeit der Frührenaissance. Die Statue strahlt eine neue Lebendigkeit aus, da Donatello es vermochte – den Kontrapost perfekt in Szene zu setzen. Dies gelingt, indem die Beine des Jünglings eine gegensätzliche Stellung einnehmen. Das Standbein wirkt stark und das Spielbein (links) ist auf dem Kopf des Goliath gestützt.

Der junge David von Donatello, ausgestellt im Nationalmuseum Bargello, Florenz - Bildnachweis: Atalay Mert Kuskayali / Shutterstock.com

Der junge David von Donatello, ausgestellt im Nationalmuseum Bargello, Florenz – Bildnachweis: Atalay Mert Kuskayali / Shutterstock.com

Zur Zeit der Renaissance wurde der David, welcher den übermächtigen Goliath besiegt, zum Symbol des kleinen und mächtigen Florenz. Die Bibelfigur galt als Schutzpatron der Florentiner und war gleichzeitig ein Symbol der eigenen Stärke und Macht.

Grabmahl für Papst Johannes XXIII.

Johannes XXIII. war zwischen 1410 und 1415 ein Gegenpapst der römisch-katholischen Kirche. Im Baptisterium in Florenz befindet sich sein Grabmahl, welches zwischen 1425 und 1427 durch Donatello und Michelozzo gefertigt wurde.

Donatello und Michelozzo Grab des Gegenpapstes Johannes XXIII. im Baptisterium von San Giovanni, Florenz, Bildnachweis: TheRunoman / Shutterstock.com

Donatello und Michelozzo Grab des Gegenpapstes Johannes XXIII. im Baptisterium von San Giovanni, Florenz, Bildnachweis: TheRunoman / Shutterstock.com

Das Wandgrab wurde geschickt in die Säulen des Baptisteriums eingesetzt. Die unter dem Grab befindlichen Engel und Heiligen stehen in kontrapostischer Haltung. Johannes ruht auf dem Prunkbett aus Marmor.

Die längs eingekerbten Säulen sind Symbolik von antiker Kunst. Anhand des Grabmahls lässt sich der Wandel von mittelalterlicher Sepulkralkultur zur Renaissancekunst gut erkennen.

Reiterstandbild des Gattamelata

Gattamelata war ein italienischer Feldherr während der Renaissance. Er gewann zahlreiche Schlachten gegen Mailand, diente dem Papst und stand als Söldner auf den Lohnzetteln der Republiken Florenz und Venedig. In Padua wurde er 1437 zum Diktator.

Der Bildhauer Donatello schuf nach Gattamelatas Tod ein Reiterstandbild, zu Ehren des Diktators. Die Plastik besteht aus Bronze und steht auf dem Piazza del Santo in Padua. Der Künstler porträtiert Gattamelata als echten Anführer mit gerunzelten Augenbrauen, vorgestreckten Kinn und Kommandostab. Die Rüstung, welche Gattamelata trägt – entspricht der eines römischen Feldherrn – enthält demnach antike Symbolik.

Bronzeplastik zeigt das Reiterstandbild des Gattamelata, erschaffen von Donnatello

Reiterstatue des Gattamelata, erschaffen von Donnatello zwischen 1446 und 1450

Die bedeutendsten Statuen der Hochrenaissance

Mit den Skulpturen von Michelangelo erreichte die Bildhauerei der Renaissance ihren Höhepunkt. Während der Frührenaissance lebte und wirkte Michelangelo noch in Florenz, war von den Werken Donatellos und Lorenzo Ghiberti (Paradiestür) beeindruckt und inspiriert. Wie viele Künstler in Florenz stand auch Michelangelo in der Gunst der Medici, welche dort als Kunstmäzene auftraten. Seine bedeutendsten Skulpturen entstanden während der Hochrenaissance in Florenz und Rom gleichermaßen.

La Pieta

Michelangelos wohlmöglich vollkommenstes Werk ist die vatikanische Pietà. Dabei handelt es sich um eine Marmorstatue, welche um 1499 von Michelangelo erschaffen wurde. Die Statue befindet sich im Petersdom in Rom.

La Pietà ("Das Mitleid") Renaissance-Statue von Michelangelo, ausgestellt im Petersdom in Rom, Bildnachweis: PhotoFires / Shutterstock.com

La Pietà („Das Mitleid“) Renaissance-Statue von Michelangelo, ausgestellt im Petersdom in Rom, Bildnachweis: PhotoFires / Shutterstock.com

Gezeigt wird Maria mit dem Leichnam Christi. Die Augen der Mutter sind voller Trauer und Leid. Der Marmor wurde durch die feine Bearbeitung so geglättet, dass der Betrachter meint – die weiß leuchtende Haut spüren zu können. Der Faltenwurf von Marias Kleider soll eine gewisse Dynamik und Dramatik hervorrufen und erinnert an Dramen des griechischen Theaters aus der Antike.

Viele Kunsthistoriker erkennen in der Pieta einen Ausdruck des humanistischen Menschenbildes, welches im 15. Jahrhundert in Italien wiedererwachte. Somit zeigt der Marmor nicht nur Schönheit, sondern transportiert Gedanken und Gefühle dieser Zeit. Das Erwachen des Individuums und die Vermenschlichung Christi sind ebenso kunsthistorische wie auch philosophische Aspekte, welche in dieser Statue zusammenwirken.

Michelangelos David

Die Davidstatuen von Michelangelo und Donatello sind Symbole der Renaissance. In beiden Statuen wurde der Kontrapost stilvoll umgesetzt. Und beide Figuren sind nackt. Doch während Donatellos Bronzedavid lebensgroß erscheint, ist Michelangelos Statue mit 4,34 m Höhe ein echter Koloss.

Skulptur des David von Michelangelo, Bildnachweis: Jon Chica / Shutterstock.com

Davidstatue von Michelangelo, Bildnachweis: Jon Chica / Shutterstock.com

Angefertigt werden sollte der David zuerst von Agostino di Duccio. Nachdem dieser scheiterte, versuchte sich Antonio Rossellino daran, den David aus dem Marmor zu meißeln. Aber auch dieser scheiterte beim Versuch. Letztlich vergab der Florentiner Stadtrat (Signoria) den Auftrag an den sehr jungen Michelangelo.

Nach nur zwei Jahren hatte Michelangelo den Riesen aus dem Marmor gemeißelt. Zunächst blieb der David am Hof der Domopera liegen. Und eine Kommission, welcher auch Leonardo da Vinci angehörte, entschied über den Ausstellungsort. Man einigte sich darauf, den David auf dem Platz vor dem Palazzo Vecchio aufzustellen. Der Transport dauerte 5 Tage.

Als die Florentiner den nackten David sahen, sollen sie ihn vor Empörung mit Steinen beworfen haben. Daraufhin wurden die Schambereiche durch goldene Blätter bedeckt. Heute sind die Blätter wieder entfernt.

Der Original-David steht seit 1873 in der Akademie von Florenz. Und im Jahr 1910 stellte man auf den Palazzo Vecchio eine Kopie aus.

Juliusgrabmal

Das Juliusgrabmal befindet sich in Rom. Und zwar in der Kirche San Pietro in Vincoli. Das Grabmal wurde für Papst Julius II. (1443 – 1513) angelegt. Die Grabstätte wurde zwar bereits 1505/06 entworfen, aber erst nach dem Tod des Papstes umgesetzt. Bildhauer war ebenfalls Michelangelo, welcher verschiedene Skulpturen für mehrere Geschosse meißelte.

Das Grab von Papst Julius II. in Rom, erschaffen von Michelangelo zwischen 1542-45, Bildnachweis: Filipe.Lopes / Shutterstock.com

Grabmal von Papst Julius II. in Rom, Bildnachweis: Filipe.Lopes / Shutterstock.com

Zentrale Skulptur ist der sitzende Moses aus Marmor. Um ihn herum wurden 6 weitere Skulpturen gefertigt. Endgültig begonnen hatte Michelangelo mit dem Juliusgrabmal 1542 und beendet wurde es 1545.

Perseus mit der Medusa

Der italienische Bildhauer Benvenuto Cellini fertigte Mitte des 16. Jahrhunderts eine Bronzestatue des griechischen Perseus an. In der Hand des Helden befindet sich das Haupt der Medusa.

Benvenuto Cellini: Perseus mit der Medusa, Bildnachweis: Ajdin Kamber / Shutterstock.com

Benvenuto Cellini: Perseus mit der Medusa, Bildnachweis: Ajdin Kamber / Shutterstock.com

Den Auftrag zur Herstellung der Perseus-Statue erhielt Cellini von den Medici in Florenz. Die Arbeit begann Cellini im Jahr 1545. Enthüllt wurde die Statue erst 1554 in der Loggia dei Lanzi auf der Piazza della Signoria in Florenz. Dort steht sie heute noch.

Für seine Perseus-Plastik verwendete Benvenuto Cellini ebenfalls den Kontrapost als Stilmittel. Das linke Spielbein steht auf dem Körper der enthaupteten Medusa. Und das rechte Standbein steht auf dem Schild der Athene. Mit dem linken Arm streckt Perseus den Kopf der Medusa in die Höhe, während er in der rechten Hand das Sichelschwert des Hermes hält.

Bedeutende Statuen der Spätrenaissance

Im Jahr 1506 wird in Rom die Laokoon-Gruppe wiederentdeckt. Die Skulptur wurde entweder im 1. Jahrhundert n.Chr. oder im 1. Jahrhundert v. Chr. gefertigt. Da mehrere Bildhauer in Frage kommen, macht es die zeitliche Einordnung schwierig.

Die Laokoon-Gruppe in den Vatikanischen Museen, Bildnachweis: Artem Avetisyan / Shutterstock.com

Die Laokoon-Gruppe in den Vatikanischen Museen, Bildnachweis: Artem Avetisyan / Shutterstock.com

Die Wiederentdeckung der Laokoon-Gruppe übte einen großen Einfluss auf die Bildhauerei der Hoch- und Spätrenaissance aus. So zeigte sich Michelangelo von der Größe und Ästhetik der Statue aber auch des Hellenismus beeindruckt. In späteren Werken Michelangelos, wie dem Gefesselten Sklaven und dem Sterbenden Sklaven wird die schlangenförmige Pose übernommen.

Sterbender Sklave

Zwischen 1513 und 1516 fertigte Michelangelo die Marmorskulptur „Sterbender Sklave“ an. Diese steht heute im Louvre in Paris. Der Körper des Sklaven zeigt eine Windung, welche den Schmerz und das Leid für den Betrachter nachempfindbar macht. Unter dem weißen Marmor schimmern angespannte Muskeln und Sehnen hervor.

Michelangelos sterbender Sklave, ausgestellt im Louvre (Paris), Bildnachweis: gemeinfrei - keine Änderungen

Michelangelos sterbender Sklave, Bildnachweis: gemeinfrei – keine Änderungen

Mit seiner Sklavenskulptur bereitete Michelangelo die „figura serpentinata“ (lateinisch: geschlängelte Figur) vor, welche typisches Stilmittel der Bildhauerei in der Spätrenaissance werden sollte.

Statuen der Medici-Kapelle

Die Medici-Kapelle ist ein Raum in der Kirche San Lorenzo in Florenz. Dort befinden sich verschiedene Grabstätten der Medici-Familie. Die Skulpturen der Grabmale von Lorenzo de‘ Medici und Giuliano de‘ Medici wurden von Michelangelo zwischen 1525 und 1534 gefertigt. Zu den Grabmalen gehören weitere Skulpturen, welche im unteren Geschoss positioniert sind. Auch diese stammen von Michelangelo.

Grabmal von Lorenzo de’ Medici in der Medici-Kapelle in Florenz, Grabmal erbaut von Michelangelo, Bildnachweis: goga18128 / Shutterstock.com

Grabmal von Lorenzo de’ Medici in der Medici-Kapelle in Florenz, Grabmal erbaut von Michelangelo, Bildnachweis: goga18128 / Shutterstock.com

Herkules und der Zentaur

Die Statue „Herkules und der Zentaur“ oder auch als „Herkules und Nessos“ bezeichnet, ist eine Statue aus Marmor. Hergestellt wurde die Skulptur von Giovanni da Bologna (kurz: Giambologna). Dieser gilt als bedeutendster Bildhauer der Spätrenaissance. In Giambolognas Werken ist die Darstellung von Bewegung ein zentrales Stilmittel. Sämtliche Figuren interagieren in seinen Werken. Die Herkules-Statue entstand etwa 1600 und wird im Loggia dei Lanzi in Florenz ausgestellt.

Giambologna: Herkules und Nessos

Giambologna: Herkules und Nessos

Bedeutende Statuen der nördlichen Renaissance

Die nördliche Renaissance begann eigentlich während der Hochrenaissance in Italien. Sie gilt als Revival der italienischen Renaissance. Dennoch hat sich auch die Renaissance nördlich der Alpen selbst vorbereitet. Ein bedeutender Bildhauer in der Frühphase war Claus Sluter. Er arbeitete am Hofe von Philip von Burgund. In dessen Auftrag schuf er zwischen 1385 und 1393 die Fassade der Kartause von Champmol im heutigen Dijon (Frankreich).

Claus Sluter: Portal der Kartause von Champmol, Bildnachweis: Von Welleschik - Eigenes Werk, <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/" rel="noopener nofollow" target="_blank">CC BY-SA 3.0</a>

Claus Sluter: Portal der Kartause von Champmol, Bildnachweis: Von Welleschik – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

Obwohl Claus Sluter zeitlich in die Gotik eingeordnet wird, lässt seine Maria-Figur (in der Mitte) bereits einen Kontrapost und eine Wendung des Oberkörpers erkennen. Mit seiner detaillierten Darstellung des menschlichen Körpers greift er der italienischen Renaissance voraus.

Weiterhin revolutionär war die Aufnahme der beiden Stifter-Statuen rechts und links. Diese auf Knien betenden Figuren sind Herzog Philipp der Kühne und Margarete von Burgund. In der mittelalterlichen Denk- und Kunsttradition war die Aufnahme von irdischen Menschen in ein Kirchen- oder Klosterportal fast schon ketzerisch. Damit greift Sluter dem Renaissance-Humanismus voraus und schafft die Wiedergeburt des Individuums in der Kunstszene etwa 20 Jahre vor den Italienern.


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