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Kunst der Renaissance


Renaissancekunst ist ein Kunststil, welcher im 15. Jahrhundert in Italien entstand und sich dann bis nach West- und Mitteleuropa ausbreitete. Da sich aber während der Renaissancezeit auch gesellschaftliche und philosophische Umstürze ergaben, wird die Epoche nicht nur als reine Kunstepoche gewertet, sondern als historische Zwischenepoche zwischen Mittelalter und Neuzeit angesehen.

Innerhalb der Kunstgeschichte wird die Renaissance zwischen Gotik (Kunst des Mittelalters) und Barock (Kunst der Neuzeit) eingeordnet. Verknüpft ist die Renaissance unmittelbar mit dem Humanismus. Letzterer bewirkte eine Abkehr vom mittelalterliche Menschenbild. Für die Kunstwelt bedeutet dies, dass die Renaissancekünstler in ihrer sozialen Stellung aufgewertet wurden und Kunst nicht länger als Handwerk begriffen wurde.

In der Kunstwissenschaft wird die Renaissance in Frührenaissance (ab 1420), Hochrenaissance (ab 1500) und Spätrenaissance bzw. Manierismus (ab 1520 bis 1600) unterteilt.

Steckbrief

Name:Renaissance-Kunst, Renaissance-Stil
Bedeutung:Kunst im Renaissancestil, Stilepoche der Kunstgeschichte
Beginn: 1420 in Florenz (Beginn der Frührenaissance)
Ende:etwa 1600 (Ende der Spätrenaissance)
Merkmale: -neues Menschenbild (Mensch im Mittelpunkt)
-Wiederentdeckung des Individualismus
-menschlicher Körper als Schönheitsideal
-Realitätsstreben und Echtheit (Naturbild) als Ideal
-anatomische Richtigkeit
-Naturnachahmung (limitatio memesi)
-Zentral- bzw. Frontalperspektive für alle Kunstgattungen der Renaissance
-Kontrapost in der Bildhauerei und Malerei
-Figura serpentinata in der Skulptur des Manierismus (Spätrenaissance)
-Rilievo schiacciato als neue Relieftechnik
-Tafelmalerei
-Porträtmalerei
-Reiterstandbild
-vom Gebäude losgelöste Skulpturen
-Wandmalerei (Fresko, Sgraffito)
-Sakral-, Bürger- und Schlossbauten
Künstler:Filippo Brunelleschi (1377–1446)
Donatello (1386–1466)
Paolo Uccello (1397–1475)
Fra Angelico (1395/99–1455)
Masaccio (1401–1428)
Leon Battista Alberti (1404–1472)
Piero della Francesca (1410/20–1492)
Antonello da Messina (1429/30–1479)
Antonio Pollaiuolo (1431–1498)
Andrea Mantegna (1431–1506)
Andrea del Verrocchio (1435–1488)
Giovanni Bellini (1437–1516)
Sandro Botticelli (1445–1510)
Francesco Francia (1447–1517)
Perugino (um 1448–1523)
Domenico Ghirlandaio (1448–1494)
Bastiano Mainardi (1460–1513)
Cima da Conegliano (1460–1517/18)
Leonardo da Vinci (1452 - 1519)
Michelangelo (1475 - 1564)
Raffael (1483 - 1520)
Bramante (1444 - 1514)
Giorgione (1478 - 1510)
Tizian (1488 - 1576)
Correggio (1489 - 1534)
Giorgio Vasari (1511 - 1574)
Giacomo Barozzi da Vignola (1507 - 1573)
Bartolomeo Ammanati (1511 - 1592)
Antonio da Correggio (1489 - 1534)
Paolo Veronese (1528 - 1588)
Parmigianino (1503 - 1540)
Jacopo Tintoretto (1518 - 1594)
Agnolo Bronzino (1503 - 1572)
El Greco (1541 - 1614)
siehe auch Hauptartikel: Künstler der Renaissance
Werke:-Trinitätsfresko (1425) von Masaccio
-Davidskulpturen (1430 und 1440-er Jahre) von Donatello
-Tempietto (1502) von Bramante
-Das Letzte Abendmahl (1494–1498) von Leonardo da Vinci
-Mona Lisa (1503–1506) von da Vinci
-Davidskulptur von Michelangelo (1475–1564)
-Sixtinische Decke (1508-1512) von Michelangelo
-Sixtinische Madonna (1512-1513) von Raffael
-Jüngstes Gericht (1536-1541) in der Sixtinischen Kapelle (Michelangelo)
-Palazzo Massimo alle Colonne in Rom (Baldassare Peruzzi)

Was ist Renaissance-Kunst

Der niederländische Kunsthistoriker Johan Huizinga beschrieb die Renaissance mit den Worten:

„Beim Klang des Wortes Renaissance sieht der Träumer vergangene Schönheit, Purpur und Gold“.

Mit Renaissance war eigentlich die Wiedergeburt der Antike gemeint, insbesondere die Wiederbelebung der antiken Kunst. Demnach orientiert sich Renaissancekunst am antiken Vorbild und greift das Naturbild der Antike auf.

Im Mittelpunkt steht der Mensch und die Natur. Als Wiederkehr der Antike sollten Renaissancekünstler ihr Kunstwerk an Proportionen der Natur ausrichten. Viele Künstler begannen deshalb, die Natur und ihre Schönheit zu studierten. Ästhetik und Proportionen, welche sie in der Natur vorfanden, wurden in Gemälden, in Architektur und in Skulpturen übertragen. Demnach waren alle Kunstwerke der Renaissance ein Abbild der Natur.

Von wann bis wann ging die Renaissance-Kunst

Kurzantwort: Von 1420 bis 1600

Vorphase der Renaissance-Kunst

Frühformen der Renaissance begannen mit der Sienesischen Malschule im 14. Jahrhundert. Bedeutende Maler aus Siena waren: Duccio di Buoninsegna (1255 – 1318/19), Cimabue (1240 – 1302), Pietro Lorenzetti (1240 – 1348), Ambrogio Lorenzetti (1290 – 1348) oder Simone Martini (1284 – 1344).

Auch Giotto di Bondone (1267 – 1337), welcher in der Nähe von Florenz geboren wurde – gehört in diese Reihe. Alle Künstler experimentierten mit antiken Motiven, wollten Raumtiefe erreichen – um dadurch mehr Realität zu erschaffen. Jene Vorphase der Renaissance wird als Protorenaissance bezeichnet.

Frühphase der Renaissance-Kunst

Die eigentliche Renaissance-Kunst begann mit der Entwicklung der Zentralperspektive in Florenz. Dies geschah 1420 durch den Malerarchitekten Filippo Brunelleschi. Erst durch diese neue Perspektivtechnik wurde Raumtiefe erreicht, welche der Abbildung des menschlichen Auges entsprach. Es entstanden Bilder, welche so echt aussahen wie die Natur.

Ab 1420 entwickelte sich die Renaissancekunst rasend schnell und erreichte um 1500 ihren Höhepunkt. Jene erste Phase wird als Frührenaissance bezeichnet.

Hochphase der Renaissance-Kunst

Zwischen 1500 und 1520 entstanden dann die großen Werke von Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael. Man nennt diese zweite Phase Hochrenaissance.

In dieser Phase breitete sich der Renaissancestil über ganz Europa aus. Zentrum des Stils war Rom. Sämtliche Künstler aus Mittel- und Westeuropa kamen nach Rom und studierten die Kunstwerke der Alten Meister aus der Antike, sowie der neuen Meister aus der Renaissancezeit.

Eindrücke und Erfahrungen nahmen die nordeuropäischen Künstler mit zurück in ihre Heimat und entwickelten diese dort weiter. Die Blütezeit der italienischen Renaissance ist somit auch der Beginn der nördlichen Renaissance.

Spätphase der Renaissance-Kunst

Der Tod Raffaels im Jahr 1520 leitet die letzte Phase der Renaissance-Kunst ein, welche als Manierismus bezeichnet wird. Raffael selbst, bereitete diese Phase vor. Denn fortan sollte die Natur nicht nur abgebildet, sondern übertroffen werden. Im Manierismus entstanden vor allem Bilder, welche versteckte Symbole enthielten und welche das Bild mit antiken Elementen überfrachtete.

Was ist typisch für die Renaissance-Kunst

Typisch für die Renaissance-Kunst ist das strikte Festhalten am Naturbild der Antike. Schaut man sich den Dom in Florenz an, erkennt man – dass dieser aus einer Kuppel und einem Hauptschiff besteht. Die Kuppel soll den Kopf des menschlichen Körpers nachempfunden sein, welcher wie ein Haupt auf dem Unterbau sitzt.

Wie groß die Kuppel sein musste, um ästhetisch zum Unterbau zu passen – wurde von der Natur abgeschaut. Es wurden Maßzahlen entwickelt und Verhältniszahlen berechnet.

Die Formenlehre und Geometrie zog in alle Bereiche der Kunst ein. So musste eine Renaissancemaler nicht nur das Malhandwerk beherrschen, sondern auch die Natur kennen – welcher er zeichnete. Alles wurde gemessen und berechnet. Ein Porträtmaler kannte die menschliche Anatomie und ein Architekt studierte bspw. das Verhältnis zwischen Baumkrone und Stamm eines Baumes und übertrug dies auf seine Bauwerk.

Ästhetik und Schönheit in der Kunst war nur möglich, wenn es dem Idealbild der Natur entsprach. Diese Weisheit entstand bereits in der Antike und war in den Tonnengewölben, welche im antiken Rom entstanden – bereits zu finden. Demnach studierten die Renaissancekünstler nicht nur die Natur, sondern auch die antike Kunst.

Wie hat sich die Kunst in der Renaissance verändert

Die Zentralperspektive ersetzte die Bedeutungsperspektive des Mittelalters.

Was bedeutet das?
Im Mittelalter wurden in einem Bild diverse Heilige oder eine andere Figuren mit beachtlicher Bedeutung immer hervorgehoben. Dies geschah meistens durch die Größe. So wurden bspw. Heilige größer gemalt als die Stifter. Diese Bedeutungsperspektive wurde in der Renaissance überwunden und durch die Zentralperspektive ersetzt. Alles sollte echt wirken, weshalb Figuren die weiter hinten im Bild stehen – kleiner gemalt wurden als vordergründige.

Was noch?
Das Menschenbild des Mittelalters war ein anderes als heute. So begriff man den Menschen als ein Gottesgeschöpf, welches Gottes Anweisung befolgen sollte. Konzepte, wie Gottes Plan oder Schicksal sind davon hergeleitet. In der Renaissancezeit entstand auch der Humanismus, welcher den Menschen auf eine Stufe mit Gott stellt. Dadurch sollte der Mensch erkennen, dass er Fähigkeiten besitzt, die Natur ändern kann und keinem Schicksal unterliegt.

Das neue Menschenbild äußerte sich auch in der Kunstwelt. Fortan trat nicht nur die Kirche als Auftraggeber der Künstler auf. Stattdessen erhielten Künstler neue Aufträge auch vom Adel, später auch vom Bürgertum. Kirchliche und mythologische Themen blieben bestehen, wurden aber durch eine Vermenschlichung ersetzt. So wurde bspw. Jesus Christus menschlich dargestellt.

Die neue Emanzipation des Menschen gegenüber Gott führte auch dazu, dass sich Künstler nicht länger als Handwerker Gottes begriffen, sondern als Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Diese Erkenntnis führte dazu, dass Renaissancekünstler für ihr Werk verehrt wurden. Ein Künstlerkult entstand, welcher immer mehr Künstler anzog.

Die Renaissancezeit war geprägt von dem Trend, dass jeder Künstler werden wollte – um gesellschaftliche Anerkennung zu erfahren. Im Mittelalter wurden zwar Kunstwerke verehrt, da sie die Vollkommenheit von Gott und Kirche darstellten, aber den Künstler hat niemand verehrt.

Was sind Merkmale der Renaissance-Kunst

Durch die Möglichkeiten, welche die Zentralperspektive bot, sollte Raumtiefe entstehen. Alles sollte echt wirken. Das Streben nach Echtheit, lässt sich anhand einiger Merkmale der Renaissance-Kunst festmachen.

Mensch als Maß aller Dinge

Der Mensch wurde zum Maß aller Dinge. Wie oben schon beschrieben, richtete sich die Architektur der Renaissance an den Proportionen des menschlichen Körpers aus. Ähnlich war es in der Malerei, wo nun bevorzugt Menschen gemalt wurden. In der Skulptur wurden Menschen oder Götter in menschlicher Gestalt abgebildet. Der Mensch stand im Vordergrund und verdrängte das kirchendominierte Kunstverständnis des Mittelalters.

Schönheitsideale

Das neue Schönheitsideal entsprach einer Echtheit, also einer möglichst genauen Abbildung der Natur. Wurde ein Porträt gemalt oder eine Skulptur gehauen, musste die menschliche Anatomie studiert werden.

Durch die Zentralperspektive war es möglich, in Bildern und auf Plastiken auch Muskeln oder Adern abzubilden. Diese neue Gestaltungsmöglichkeit hob die Messlatte für Künstler an. Wer Aufträge erhalten wollte, musste dieses Schönheitsideal umsetzen können.

Wiederentdeckung des Porträts

Die Porträtmalerei bestand bereits in der Antike, wurde im Mittelalter – zugunsten der christlichen Weltanschauung – aber aufgegeben. Mit der Emanzipation des Menschen wurde das Porträt wiederentdeckt.

Piero del Pollaiuolo: Bildnis einer jungen Frau im Profil, Mailand Museo Poldi Pezzoli, gemeinfrei, entstanden um 1470

Piero del Pollaiuolo: Bildnis einer jungen Frau im Profil, Mailand Museo Poldi Pezzoli, gemeinfrei, entstanden um 1470

Die ersten Porträtbilder der Renaissance zeigen den Kopf eines Menschen oder die Silhouette. Auch seitliche Ansichten des Kopfes waren anfangs verbreitet. In der Antike nahm man an, dass das Gesicht die Persönlichkeit ausdrückt und alle Merkmale eines Menschen enthalte. Deshalb wurde bei Porträtbildern meistens nur der Kopf gemalt.

In der Hochrenaissance änderte sich die Porträtmalerei nochmals deutlich. Die abgebildeten Personen wurden nun mit Oberköper präsentiert. Die Augenstellung änderte sich ebenfalls. So blickten, in den Anfängen, die abgebildeten Personen in einen leeren Raum – also weg vom Betrachter. In der Hochrenaissance blickten porträtierte Personen den Betrachter direkt an. Der Augenkontakt zum Bildbetrachter wurde direkt gesucht.

Der Augenkontakt zeigt deutlich, wie sich Emanzipation des Menschen und der daraus entstandene Individualismus (die Freiheit des Einzelnen) ergänzten und gegenseitig befeuerten.

Freistehende Skulpturen

Aufgrund der gewaltigen Kuppeln und Tonnengewölbe war kein Platz mehr für die Skulpturen am Gebäude. Oder anders ausgedrückt, die Skulpturen hätten verlassen oder deplatziert gewirkt. Somit wurde die Plastik aus der Architektur des Gebäudes herausgenommen.

Giambologna: Der Raub der Sabinerin,

Giambologna: Der Raub der Sabinerin,

Es entstanden in der Folge freistehende Skulpturen, welche ohne Gebäude ansehnlich sein mussten. Dies bedeutete auch, dass Künstler nun alle Elemente und Ansichten verarbeiten mussten. Im Mittelalter wurden Skulpturen so ins Gebäude eingearbeitet, dass die Frontansicht dominierte. Seiten- oder Rückenansicht konnten vernachlässigt werden, da die Skulpturen ins Gebäude hineinragten.

Mit der Herausnahme der Skulptur, entstanden Statuen – welche ringsherum besichtigt wurden. Ein Bildhauer musste die Anatomie des Menschen von allen Seiten studieren, um lebensechte Statuen produzieren zu können.

Wiederentdeckung des Reiterstandbildes

Reiterfiguren waren in der Antike verbreitet, wurden im Mittelalter aber vernachlässigt. Im Jahr 1436 schuf Paolo Uccello das Fresko des Sir John Hawkwood. Durch dieses Fresko wurde das Reiterstandbild als Motiv wiederentdeckt und später auf die Skulptur übertragen. Dadurch wurde der Reiter zum Massenmotiv von Adligen, Patriziern und Herrschern in der Renaissance.

Bronzeplastik zeigt das Reiterstandbild des Gattamelata, erschaffen von Donnatello

Bronzeplastik zeigt das Reiterstandbild des Gattamelata, erschaffen von Donnatello


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