Renaissance-Plastik
Renaissance-Plastiken sind dreidimensionale Kunstwerke, welche aus weichem Material – wie Ton, Wachs oder Gips – geschaffen wurden. Anders als Skulpturen werden Plastiken aus weichem Material gefertigt. Demnach findet kein Meißeln oder Schnitzen statt. Allerdings sind Bronzefiguren ebenfalls Plastiken, weil diese aus Bronzeguss gefertigt werden. In der Renaissance erlebte die Plastik ein Revival antiker Vorbilder. Neben Bau- und Kleinplastik entstanden Standbilder, welche ohne Gebäude auskamen. Die erste frei stehende Akt-Plastik seit der Antike war die Standfigur des David von Donatello. Plastik und Skulpturen der Renaissance werden auch unter dem Oberbegriff Renaissance-Statue zusammengefasst.
Inhalt
Beginn der Renaissance-Plastik
Als Beginn der Renaissance-Bildhauerei wird der Kunstwettbewerb zwischen Lorenzo Ghiberti und Filippo Brunelleschi erwähnt. Dieser fand 1401/02 in Florenz statt. Beide Künstler fertigten Probestücke aus Bronze an, welche sie der Kaufmannsgilde von Florenz zur Bewertung vorlegten.
Letztlich entschied die Jury, dass Ghibertis Bronzerelief besser sei, weshalb er den Kunstwettstreit gewann. Mit dem Gewinn des Wettbewerbs erhielt Ghiberti zudem den Auftrag, die Tür des Nordportals der Florentiner Taufkirche (Baptisterium) zu entwerfen.
Spätere Bildhauer, wie Michelangelo, adelten die Tür als Pforte zum Paradies bzw. Paradiestür. Sie ist wohlmöglich das innovativste Kunstwerk, welches Florenz in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hervorgebracht hatte.
Plastik der Frührenaissance
Der bedeutendste Schüler Ghibertis war Donatello, welcher neben Bronze auch mit Holz, Stein und Marmor arbeitete. Er gilt ebenfalls als bedeutender Plastik-Bildhauer der Frührenaissance.
Im Jahr 1435 veröffentlichte Donatello seinen Bronzedavid. Diese Davidstatue war die erste Akt-Darstellung seit der Antike. Das Besondere an Donatellos David war nicht nur die Nacktheit oder die perfekte Ausarbeitung von Proportionen und Muskeln, sondern auch seine lockere Haltung. Diese entsteht durch den Kontrapost, also der gegenläufigen Beinstellung.
Das linke Bein des David sitzt locker auf dem Kopf des Goliath, während das rechte Bein standhaft die Körperhaltung unterstützt. Um keine Starre zu erzeugen, lässt Donatello seinen Jüngling auf dem Schwert stützen, welches allerdings nur lose ruht. Dadurch wird Harmonie und Lockerung geschaffen. Diesen Kontrapost übernahmen auch spätere Bildhauer.
Reiterstandbild als Bronze-Plastik
Das Reiterstandbild war in der Antike eine geeignete Darstellung, um Macht und Herrschaftsanspruch zu demonstrieren. Im Mittelalter waren solche Darstellungen lediglich Herrschern vorbehalten. Als 1436 der italienische Maler Paolo Uccello ein Reiterbildnis des John Hawkwood malte, wurde auch das Reiterstandbild für die Plastik und Skulptur wiederentdeckt.
Zwischen 1480 und 1488 fertigte der Bildhauer Andrea del Verrocchio ein Bronze-Reiterstandbild des Bartolomeo Colleoni an, welches auf dem Campo Santi Giovanni e Paolo in Venedig steht.
Das zweite wichtige Reiterstandbild der Frührenaissance stammt von Donatello. Es zeigt den venezianischen Söldnerführer Erasmo da Narni, welcher aufgrund seiner Verschlagenheit und Kühnheit auch Gattamelata (gefleckte Katze) genannt wurde. Auch das Gattamelata-Reiterstandbild besteht aus Bronze. Es wurde auf dem Piazza del Santo in Padua aufgestellt. Donatello Reiterdenkmal ist älter als Verrocchios und entstand zwischen 1446 und 1450.
Plastik der Hochrenaissance
Die großen Meister der nördlichen Renaissance lassen sich von den Leistungen Donatellos inspirieren. Zu nennen sind hier deutsche Bildhauer, wie Tilman Riemenschneider und Veit Stoß. Genauso wie in Italien befreite sich die Skulptur und die Plastik aus der Architektur und wurde zu einer eigenen Kunstgattung.
Die italienische Hochrenaissance wurde von der Skulptur geprägt. Große Bildhauer wie Michelangelo verzichten auf Bronze und stellen stattdessen Statuen aus Marmor und Stein her. Dennoch erlebt die Plastik in der Mitte des 16. Jahrhunderts ein Revival. Der Bildhauer Benvenuto Cellini erschafft in Florenz diverse Bronzeplastiken mit Themen aus der griechisch-römischen Mythologie.