Skip to main content

Lorenzo Ghiberti (Bildhauer, Maler)


Porträt von Lorenzo Ghiberti auf einer italienischen Briefmarke, gedruckt um 1976, Bildnachweis: Marzolino / Shutterstock.com

Porträt von Lorenzo Ghiberti auf einer italienischen Briefmarke, gedruckt um 1976, Bildnachweis: Marzolino / Shutterstock.com

Lorenzo Ghiberti (1378 – 1455) war ein Goldschmied, Bildhauer und Erzgießer aus Florenz während der Renaissance. Seine berühmtesten Werke sind Bronzereliefs an den Portaltüren des Baptisteriums in Florenz. Zunächst fertigte Ghiberti zwischen 1403 und 1424 das Nordportal des Florentiner Baptisteriums. Später folgte das Ostportal (1425 – 1452). Die Portaltür im Osten wird aufgrund seiner Bibelszenen und seiner Meisterhaftigkeit auch als Paradiestür bezeichnet. Der Wettstreit zwischen Lorenzo Ghiberti und Filippo Brunelleschi (1401/02), um die Auftragsvergabe des Nordportals, wird in der Kunstgeschichte auch als Beginn der Renaissance-Bildhauerei beschrieben.

Steckbrief

Name:Lorenzo Ghiberti, Nencio di Bartolo bzw. Bartoluccio
Geboren:etwa 1378 in Pelago
Gestorben:1. Dezember 1455 in Florenz
Beruf:Bildhauer
Epoche:Frührenaissance
Lehrer:Bartolo Ghiberti (Stiefvater)
Lehrlinge:Donatello, Paolo Uccello
Werke:Paradiestür, Nordportal des Baptisteriums

Lebenslauf, Biografie und Werke

Lorenzo Ghiberti wurde 1378 in Pelago, nahe Florenz, geboren. Dort erlernte er das Handwerk eines Goldschmieds von seinem Stiefvater. Um 1400 floh er vor der Pest aus Pelago nach Pesaro. Im nächsten Jahr bewarb er sich um einen Kunstwettbewerb in Florenz, welcher von der Kaufmannszunft Calimala abgehalten wurde.

Der beste Künstler sollte das Nordportal des Baptisteriums in Florenz mit Bronzereliefs neu gestalten können. Den Wettbewerb konnte Ghiberti gewinnen, bei dem er sich gegen sechs weitere Künstler durchsetzen konnte. Zu dieser Zeit entstand die Rivalität zwischen ihm und Filippo Brunelleschi.

Isaaksopfer von Lorenzo Ghiberti, Bildnachweis: Von MenkinAlRire - Eigenes Werk - keine Änderungen, CC BY-SA 4.0

Isaaksopfer von Lorenzo Ghiberti, Bildnachweis: Von MenkinAlRire – Eigenes Werk – keine Änderungen, CC BY-SA 4.0

Portaltüren des Baptisteriums

Ab 1403 fertigte er die Bronzereliefs für das Nordportal des Baptisteriums an. Die Arbeit dauerte bis 1423/24 an. Das Portal besteht aus insgesamt 28 Bronzefeldern, welche in Vierpässen eingegliedert wurden. Die abgebildeten Szenen zeigen das Leben Christi, also Erzählungen aus dem Neuen Testament.

Ein Jahr nachdem er das Nordportal beendet hatte, trat die Kaufmannszunft erneut an ihn heran und erteilte ihm den Auftrag, das Ostportal zu gestalten. Diesmal durfte Ghiberti eigene Motive wählen.

Dieser Vertrag zwischen Ghiberti und der Stadt Florenz stellt einen Wendepunkt in der Kunstgeschichte dar. Erstmalig war es einem Künstler gestattet, die Bildprogramme selbst zu entwerfen. Und so lehnte Lorenzo Ghiberti das ursprünglich vorgesehene Bildprogramm des Humanisten Leonardo Bruni ab. Dieses hatte insgesamt 28 Bronzefelder vorgesehen. Stattdessen entschied sich Ghiberti, das Ostportal mit nur 10 Reliefs auszustatten. Die Bildszenen stammten wieder aus der Bibel, allerdings diesmal aus dem Alten Testament.

Später lobte Michelangelo die Tür mit den Worten: „sie ist würdig, die Pforte des Paradieses zu schmücken“.

Die Pforten des Paradieses von Lorenzo Ghiberti im Baptisterium von Florenz (Battistero di San Giovanni), Bildnachweis: smpoly / Shutterstock.com

Die Pforten des Paradieses von Lorenzo Ghiberti im Baptisterium von Florenz (Battistero di San Giovanni), Bildnachweis: smpoly / Shutterstock.com

Baumeister

Zeitlich parallel zu den Portalen widmete sich Lorenzo Ghiberti auch der Baukunst. Ab etwa 1420 war er zusammen mit Filippo Brunelleschi als Dombaumeister in Florenz tätig. Ihm wird auch der Entwurf zum Bau der Sakristei in der Pfarrkirche Santa Trinita in Florenz zugeschrieben.

Plastiken

Die Bronzestatuen von Johannes dem Täufer, des Matthäus und des Stephanus – welche in der Kirche Orsanmichele in Florenz stehen – stammen von Lorenzo Ghiberti. Erschaffen hatte er die Bronzeplastiken zwischen 1418 und 1429. Sie gelten als erste Großbronzen seit der Antike.

Bronzeplastik des Heiligen Evengelisten Matthäus in der Kirche Orsanmichele in Florenz, erschaffen von Lorenzo Ghiberti zwischen 1419–1422/1423, Bildnachweis: Zvonimir Atletic / Shutterstock.com

Bronzeplastik des Heiligen Evangelisten Matthäus in der Kirche Orsanmichele in Florenz, erschaffen von Lorenzo Ghiberti zwischen 1419–1422/1423, Bildnachweis: Zvonimir Atletic / Shutterstock.com

Während dieser Zeit schuf er auch mehrere Bronzereliefs für Taufbecken, wie in der Kirche San Giovanni in Siena. Auch die Grabplatten des Grabmales von Leonardo Dati in Santa Maria Novella (Florenz) und des Ludovico degli Albizzi in Santa Croce (Florenz) stammten aus dieser Zeit.

Im Florentiner Dom verzierte er um 1440 den Sarkophag des heiligen Zenobius mit Bronzereliefs.

Entwurfszeichner

Neben der Plastik war Lorenzo Ghiberti auch als Zeichner tätig. Laut eigenen Angaben lernte er die Malerei parallel zum Goldschmiedehandwerk bei seinem Stiefvater. Ab 1445 entwarf er Zeichnungen für Bleiglasfenster. Einige dieser Entwürfe wurden für die Fenster der Kathedrale von Arezzo umgesetzt.

Werkstatt und Ausbilder

Bei renommierten Renaissancekünstlern war es üblich, eine eigene Werkstatt zu betreuen. Dort bildeten Künstler die nächste Künstlergeneration aus. Oft wurde Lorenzo Ghiberti von seinen Lehrlingen bei seiner Arbeit unterstützt. Demnach sind viele Kunstwerke, eher als Gemeinschaftsarbeit zu sehen. Zu seinen prominentesten Lehrlingen gehörten Donatello und Paolo Uccello.

Tod und Nachfolge

Lorenzo Ghiberti starb am 1. Dezember 1455 in Florenz. Damals war er fast 77 Jahre alt. Die Todesursache war ein natürlicher Tod. Sein Sohn, namens Vittorio (1416–1496), übernahm seine Werkstatt.

Bedeutung für die Renaissance

Mit dem Wettbewerb von 1401/02 wird die eigentliche Renaissance-Bildhauerei geboren. Die Paradiestür des Baptisteriums in Florenz gilt als Ghibertis bedeutendstes Werk. Er gilt demnach als ein bedeutender Bildhauer der Renaissance-Plastik und war jahrzehntelang unbestrittener Meister der Bronze.

Für die Frührenaissance in Florenz war seine Verhandlungsstärke ebenfalls entscheidend, da mit der Gestaltung der Paradiestür – erstmalig die Künstler unabhängiger vom Auftraggeber wurden.


Ähnliche Beiträge