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Das jüngste Gericht (Michelangelo)


Blick auf Michelangelos Weltgericht an der Westwand und auf die Sixtinische Decke, Bildnachweis: marcobrivio.photography / Shutterstock.com

Blick auf Michelangelos Weltgericht an der Westwand und auf die Decke, Bildnachweis: marcobrivio.photography / Shutterstock.com


Das Jüngste Gericht oder Weltgericht ist ein Wandbild in der Sixtinischen Kapelle in Rom. Gemalt wurde dies vom Renaissancekünstler Michelangelo zwischen 1534/36 und 1542. Es befindet sich an der Stirnwand der Kapelle, direkt unter der Sixtinischen Decke, welche ebenfalls von Michelangelo gemalt wurde.

Im Zentrum des Bildes befindet sich der Weltrichter, welcher die Menschheit in Gute und Schlechte aufteilt. Genauso wie die Gemälde der Sixtinischen Decke stellt das Weltgericht eine Bibelszene dar. Beeinflusst wurde Michelangelo beim Malen des Weltgerichts durch die Fresken von Luca Signorelli („Die Letzten Dinge“) in der Cappella della Madonna in Orvieto.

Entstehungsgeschichte

Den Auftrag zur Erstellung erhielt Michelangelo im Jahr 1534. Damals lebte er mehrere Monate in Florenz und einige Monate in Rom. In beiden Städten unterhielt er ein Atelier. So war er 1534 in Rom mit der Fertigstellung des Juliusgrabmals beschäftigt, dessen erste Entwürfe bereits 1505 vorlagen. In Florenz arbeitete Michelangelo hauptsächlich an der Medici-Kapelle, dessen Fertigstellungen ebenfalls mehrfach unterbrochen wurde.

Mit dem Auftrag zum Jüngsten Gericht verließ Michelangelo seine Wahlheimat Florenz für immer und kehrte niemals zurück. Die Medici-Gräber blieben unvollendet und wurden später durch Einzelstücke seines Florentiner Ateliers aufgefüllt.

Als Michelangelo 1536 mit der Arbeit am Jüngsten Gericht begann, lag die Fertigstellung der Sixtinischen Decke (1508-12) bereits 25 Jahre zurück. Der damalige Papst, Paul III., zwang Michelangelo dazu, sämtliche anderen Arbeiten aufzuschieben. Schon 1535 rief er Michelangelo zum obersten Baumeister, Maler und Bildhauer von Rom aus.

Anders als bei vielen anderen Projekten Michelangelos gestand ihm der Papst ein höheres Budget zu. Um die blaue Farbe herzustellen, wurde Lasurstein zerrieben. Fundorte lagen außerhalb von Rom, was die Herstellung extrem teuer machte. Demnach gilt das Jüngste Gericht als eines der teuersten Bilder, welche jemals gemalt wurden.

Es wird angenommen, dass Michelangelo auf Gehilfen verzichtete. Demnach malte er das Bild auf einer Fläche von etwa 200 m² allein. Insgesamt sind etwa 390 Figuren abgebildet. Zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung (1542) war Michelangelo fast 67 Jahre alt, was seine außergewöhnliche Leistung nochmals erhöht.

Da Michelangelo das Bild nicht signieren durfte, wandte er einen Kunsttrick an, um sich dennoch zu verewigen. Die Haut, welche Bartholomäus in der Hand hält, zeigt Michelangelos Gesicht.

Bartholomäus mit der Haut, auf welcher Michelangelo abgebildet ist, Jüngste Gericht (Sixtinische Kapelle), Bildlizenz: gemeinfrei - keine Änderungen

Bartholomäus mit der Haut, auf welcher Michelangelo abgebildet ist

Motiv

Das Jüngste Gericht oder auch Tag der Abrechnung ist ein zentrales Konzept in den abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam). Im Christentum wird die Wiederkunft von Jesus Christus als Gottesurteil über alle Menschen betrachtet. Demnach werden einige von Gott anerkannt und wiederum andere bestraft. Mit dem Gottesgericht endet das Weltgeschehen und die Ära des Gottesreiches beginnt.

Bekannt ist der Ausdruck vor allem durch die Prophezeiung des Johannes (Apokalypse). Demnach steht das Jüngste Gericht am Ende einer tausendjährigen Herrschaft des Messias. Diese Herrschaft endet mit der Freilassung Satans und einem letztem Kampf gegen ihn.

Der Kampf zwischen den Streitern des Lichts (Engeln) und dem Teufel ist bei Johannes bereits Teil des Jüngsten Gericht. Den Abschluss findet das Jüngste Gericht durch eine zweite Wiederkunft Christi, welcher als Richter auftritt und die Menschheit nach ihren Taten beurteilt. Danach beginnt die ewige Herrschaft des Reich Gottes. Und selbst der Tod wird überwunden.

Bildbeschreibung

Das Bild vom Jüngsten Gericht ist eines der berühmtesten Einzelbilder auf der Welt. Gezeigt, wie der Weltenrichter (Jesus Christus) die Menschheit in Gute und Böse einteilt. Den Schlechten droht die Verdammnis. Demnach steht Michelangelos Weltenrichter auch im Mittelpunkt des Bildes.

Michelangelo: Das Jüngste Gericht, die Figuren um Jesus Christus, Bildlizenz: gemeinfrei - keine Änderungen

Die zentralen Figuren um Jesus Christus

Einige der wichtigsten Heiligen wollen Jesus Christus den Beweis für ihre Gottesliebe und für ihr Martyrium reichen. Links neben Christus ist seine Mutter, die Heilige Jungfrau Maria. Diese dreht ihren Kopf leicht nach links und schaut dabei auf die Geretteten.

Die verschiedenen Heiligen halten ihre entsprechenden Attribute in der Hand als Beweis für ihr Martyrium. So hält Bartholomäus das Messer und seine gehäutete Haut in der Hand. Der Heilige Johannes (Johannes der Täufer) ist links im Bild, schaut in Richtung Jesus. Sein Attribut ist das Gewand aus Kamelfell, welches er sich um den Hals gebunden hat. Die Heilige Katharina, welche gerädert wurde, wird mit einem Teil des Rades dargestellt. Der Heilige Petrus, rechts im Bild, will Jesus den Schlüssel zum Himmelreich übergeben.

Michelangelo: Jüngste Gericht in der Sixtinischen Kapelle, Bildlizenz: gemeinfrei - keine Änderungen

Gesamtdarstellung des Jüngsten Gerichts

Links im Bild werden die Auferstandenen gezeigt, welche aus ihren Gräbern auferstehen und nach oben klettern. Teilweise werden sie von Engeln dabei unterstützt. Für sie ist Platz im Himmelreich. Auf der rechten Seite sind die Verdammten, welche kopfüber gezeigt werden. Keiner von ihnen ist ganz zu sehen.

Michelangelo: Die Auferstandenen, Bildausschnitt aus dem Jüngsten Gericht, Sixtinische Kapelle, Bildlizenz: gemeinfrei - keine Änderungen

Die Auferstandenen, welche zum Himmel aufsteigen

In der unteren Hälfte wird das Tor zur Hölle aufgestoßen. Das ewige Feuer (rechts unten) im Bild lodert. Ein Fährmann bringt die Seelen ins Totenreich. Vor dem Höllentor steht zwar nicht Satan, aber Minos – der Totenrichter der Unterwelt (griechische Mythologie).

Michelangelo: Minos im Jüngsten Gericht, Lizenz: gemeinfrei - keine Änderungen

Minos


In den oberen Ecken des Jüngsten Gerichts sind die Attribute von Christi eingearbeitet worden. Dazu gehören das Kreuz, die Dornenkrone, verschiedene Passionssymbole und die Säule.

Kritik

Direkt nach der Veröffentlichung wurde das Bild sofort kritisiert. Michelangelo wurde vorgeworfen, dass die Nacktszenen obszön und abstoßend seien. Weiterhin warf man ihm vor, den künstlerischen Effekt über den christlichen Anstand zu stellen. Auch die Vermischung von heidnischen Figuren aus der Mythologie mit christlichen Heiligen schien der Kirche zu weit zu gehen. Die Darstellung von Jesus Christus ohne Bart war zu dieser Zeit ebenfalls umstritten.


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