Skip to main content

Baptisterium (Florenz)


Baptisterium San Giovanni in Florenz

Baptisterium San Giovanni in Florenz

Das Baptisterium San Giovanni von Florenz befindet sich gegenüber vom Florentiner Dom (Santa Maria del Fiore). Obwohl man es für ein antikes Bauwerk halten könnte, ist es das nicht. Denn das Baptisterium wurde zwischen 1059 und 1150 erbaut, also im 10. und 11. Jahrhundert. Während der Renaissance entstanden Geschichten und Narrative über die antiken Wurzeln des Bauwerks, welche allerdings nicht wahr sind. Dennoch führten die Erzählungen dazu, dass das Bauwerk auch als Marstempel bezeichnet wurde. Da im Baptisterium die Taufe durchgeführt wird, wird das Bauwerk auch als Taufkirche bezeichnet.

Baugeschichte

Das Baptisterium San Giovanni wurde im romanischen Baustil erbaut. Dennoch erinnert der oktogonale Grundriss und das kuppelartige Gewölbe an antike Bauwerke. Deshalb wird die Bauart in einiger Literatur auch der Protorenaissance zugeordnet.

Geweiht wurde das Baptisterium zu Ehren Johannes dem Täufer, welcher Schutzpatron der Florentiner war bzw. ist. Die Funktion des Baptisteriums begründet sich auf einer mittelalterlichen Regel, wonach kein Ungetaufter eine Kirche betreten durfte. Demnach mussten sich die Menschen im Baptisterium taufen lassen, bevor sie den Dom Santa Maria del Fiore betreten durften.

Portale und Pforten

Berühmt ist das Baptisterium durch seine Portaltüren, welche nach Osten, Süden und Norden zeigen. Das Südportal wurde als erstes fertiggestellt. Der Künstler, welche die Bronzereliefs fertigte, war Andrea Pisano. Die Portaltür misst 486 x 280 cm. Fertiggestellt wurde das Südportal um 1330.

Die Reliefs zum Nordportal stammen vom Bildhauer Lorenzo Ghiberti. Diese wurden zwischen 1403 und 1424 gefertigt. Die Abmaße betragen 457 x 251 cm. Mit der Produktion dieser Bronzereliefs begann die eigentliche Bildhauerei der Renaissance.

Zuvor gab es einen Wettstreit in Florenz, um die Vergabe des Auftrags. Dazu berief die Kaufmannszunft von Florenz (Calimala) eine Jury ein und ließ sich von 7 Künstlern diverse Probestücke in Bronze anfertigen. Das Motiv war die Bibelgeschichte um die Opferung Isaaks. Rahmen und Größe des Reliefs wurden ebenfalls von der Kaufmannszunft vorgegeben.

Die größten Kontrahenten des Wettbewerbs waren Filippo Brunelleschi und Lorenzo Ghiberti. Beide Probestücke vom Isaaksopfer stellen zwei Meisterwerke der Kunstgeschichte dar. Doch letztlich gewann Ghiberti den Wettstreit und bekam den lukrativen Auftrag zur Herstellung der Reliefs für das Nordportal.

Nachdem Ghiberti das Nordportal 1424 fertigstellte, erteilten die Kaufleute von Florenz, ihm auch den Auftrag für die Fertigstellung des Ostportals. Diesmal durfte der Bildhauer die Themen selbst bestimmen und herauskam das innovativste und nachhaltigste Kunstwerk, welches Florenz im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts hervorbrachte.

Große Bildhauer der Hochrenaissance, wie Michelangelo, waren von Ghibertis Tür so beeindruckt, dass sie den Titel „Pforte zum Paradies“ oder einfach Paradiestür erhielt.

Die Pforten des Paradieses von Lorenzo Ghiberti im Baptisterium von Florenz (Battistero di San Giovanni), Bildnachweis: smpoly / Shutterstock.com

Die Pforte des Paradieses von Lorenzo Ghiberti im Baptisterium von Florenz (Battistero di San Giovanni), Bildnachweis: smpoly / Shutterstock.com

Marstempel-These

Die Marstempel-These geht auf den Florentiner Chronisten, Kaufmann und Magistrat Giovanni Villani zurück. Dieser erzählte im 14. Jahrhundert die Geschichte der Stadt Florenz. Innerhalb dieser Erzählung war das Baptisterium auf den Grundmauern eines antiken Tempels errichtet wurden.

Der Marstempel wurde gezielt als politisches Narrativ genutzt, um Florenz von den anderen italienischen Stadtstaaten abzuheben. Dem Selbstverständnis der Florentiner zufolge, war Florenz eine Weltstadt – welche ihr antikes Erbe antrat. Dabei sollte das Baptisterium nicht nur mit dem Pantheon oder dem Mars-Ultor-Tempel in Rom gleichziehen, sondern beide antike Bauwerke übertreffen. Letztlich sollte sich dadurch Florenz als legitimer Nachfolger des antiken Roms präsentieren.

Denkmäler und Kunstwerke

Im Baptisterium befindet sich das Grabmal von Johannes XXIII.. Dieser war während des Abendländischen Schismas ein Gegenpapst. Sein Grabmal wurde von den Medici finanziert, welche von seiner Amtszeit finanziell profitiert hatten. Donatello und Michelozzo errichteten das Denkmal und platzierten es zwischen den Säulen des Baptisteriums.

Donatello und Michelozzo Grab des Gegenpapstes Johannes XXIII. im Baptisterium von San Giovanni, Florenz, Bildnachweis: TheRunoman / Shutterstock.com

Grab des Gegenpapstes Johannes XXIII., Bildnachweis: TheRunoman / Shutterstock.com


Ähnliche Beiträge