Die Geburt der Venus (Sandro Botticelli)
Die Geburt der Venus ist ein Gemälde von Sandro Botticelli. Es entstand 1485/86 und wird heute in den Uffizien von Florenz aufbewahrt. Abgebildet ist die römische Göttin Venus an der Küste von Paphos auf Zypern. Wohlmöglich diente Simonetta Vespucci als Modell der Venus.
Botticellis Venusdarstellung war die erste Verherrlichung eines nackten Frauenkörpers seit der Antike. Das Bild wurde zum Vorbild weiterer Aktdarstellungen der Renaissance, sowohl für die Malerei als auch für die Skulptur. Die dargestellte Simonetta Vespucci galt als schönste Frau der Welt, deren Gesichtszüge und weibliche Proportionen zum Schönheitsideal erklärt wurden. Das Venusgemälde von Botticelli zählt zu den bedeutendsten Kunstwerken der Renaissance (Frührenaissance).
Das Bild der Venusgeburt wird oft mit Botticellis zweiten mythologischen Gemälde, der Primavera, diskutiert. Auch dieses Ölgemälde befindet sich in den Uffizien. Beide Bilder sind als separate Arbeiten entstanden und keine unterschiedlichen Versionen. Dennoch bilden beide Bilder eine Allegorie (indirekte Aussage aufgrund des Ähnlichkeitsbezug) zum jeweils anderen.
Steckbrief
Name: | Die Geburt der Venus |
Entstehung: | 1485/86 |
Epoche: | Frührenaissance in Florenz |
Medium: | Tempera auf Leinwand |
Abmaße: | 172,5 × 278,5 cm |
Ausstellung: | Uffizien (Florenz, Italien) |
Entstehungsgeschichte
Es wird angenommen, dass das Bild von Lorenzo di Pierfrancesco de’ Medici in Auftrag gegeben wurde. Dieser war Kunstmäzene und möglicherweise auch Auftraggeber der Primavera. Allerdings ist diese Position nicht unumstritten. Diese Erzählung zur Entstehungsgeschichte wurde von Herbert Horne, einem britischen Kunsthistoriker, aufgegriffen. Er veröffentlichte 1908 eine Monografie zu Botticellis Leben und Werk.
Laut Horn soll das Gemälde 1477 von Lorenzo und seinem Bruder Giovanni in Auftrag gegeben worden sein. Das Gemälde sollte ihr neues Landhaus, die Villa di Castello, schmücken. Es existieren keine Urkunden oder andere schriftlichen Quellen zur Auftragsvergabe. Aber das Gemälde wurde von Giorgio Vasari im Landhaus gesehen, welcher es dann in seinen Künstlerbiografien (Le Vite) erwähnte.
Vasari war selbst Hofkünstler der Medici und in den 1530-er Jahren im Landhaus tätig. Er sah dort sowohl die Primavera als auch das Venus-Gemälde.
Ob beide Gemälde schon immer im Landhaus vereint waren, wird allerdings angezweifelt. Dennoch wurden beide Bilder im Jahr 1815 aus der Villa Castello entfernt und in die Uffizien überführt, wo sie heute noch hängen. Seitdem sind beide Gemälde unzertrennlich an einem Ort vereint. Zwischenzeitlich wurden sie auch in der Galleria dell‘ Accademia (ebenfalls Florenz) aufbewahrt, aber 1919 wieder in die Uffizien überstellt.
Motiv
Das Gemälde trägt zwar den Titel: „Die Geburt der Venus“, aber die Geburt wird dennoch nicht abgebildet. Stattdessen malte Botticelli die Landung der Venus am Strand von Paphos auf Zypern. Sie gleitet auf einer Muschelschale an den Strand und wird dort von Hora empfangen. Über das Meer getrieben, wurde Venus durch Zephyr und seiner Gefährtin Aura (oben links im Bild).
Zephyr ist der personifizierte Westwind in der griechischen Mythologie. Die Aura ist die griechische Göttin der Morgenbrise. Beide werden von Botticelli als blasende Gestalten dargestellt, welche das Wassergleiten der Venus ermöglichen.
Am Strand wird die Venus von einer Hora empfangen. Diese waren griechische Göttinnen der Zeit, der Jahreszeit und werden auch als Schicksalsgöttinnen erwähnt. Die Hora reicht der Venus einen Mantel.
In der römischen Mythologie war Venus die Göttin der erotischen Liebe, des Verlangens und der Schönheit. Dennoch soll Botticellis Venus kein erotischer Akt sein. Denn sie zeigt sich in einer keuschen Pose, welche in der Kunstwelt als Venus pudica (schamhafte Venus) immer wieder auftaucht.