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Frührenaissance


Die Frührenaissance ist die erste Phase bzw. Kunstepoche der Renaissance, welche 1420 in Italien begann. Frühere Renaissancen in der Geschichte werden als Proto-Renaissance bezeichnet (z.B. karolingische Renaissance: 8. Jahrhundert im Karolingerreich).

Die „echte“ Renaissance, als Kulturepoche, begann allerdings mit der Frührenaissance. Auf die Frührenaissance folgte die Hochrenaissance. Der Frührenaissance voraus ging die Gotik, der prägende Kunststil im Spätmittelalter. (siehe auch: Geschichte der Kunst auf geschichte-sciodoo.de)

Steckbrief

Name:Frührenaissance
Region: italienische Renaissance in Florenz, Mailand, Mantua, Bologna, Siena

venezianische Renaissance als Sonderweg
Merkmale:Vermenschlichung der Motive, zentralperspektivische Gestaltung
Gattungen:-freistehende Plastik als neue Kunstgattung entsteht (siehe: Renaissanceskulptur)
-Renaissance-Architektur orientiert sich an Proportionen des menschlichen Körpers
-Renaissance-Malerei mit neue Emanzipation der Porträtmalerei
Beginn:1420 in Florenz
Ende:1490/1500
Vorgänger:Gotik
Nachfolger:Hochrenaissance
Künstler:Filippo Brunelleschi (1377–1446)
Donatello (1386–1466)
Paolo Uccello (1397–1475)
Fra Angelico (1395/99–1455)
Masaccio (1401–1428)
Leon Battista Alberti (1404–1472)
Piero della Francesca (1410/20–1492)
Antonello da Messina (1429/30–1479)
Antonio Pollaiuolo (1431–1498)
Andrea Mantegna (1431–1506)
Andrea del Verrocchio (1435–1488)
Giovanni Bellini (1437–1516)
Sandro Botticelli (1445–1510)
Francesco Francia (1447–1517)
Perugino (um 1448–1523)
Domenico Ghirlandaio (1448–1494)
Bastiano Mainardi (1460–1513)
Cima da Conegliano (1460–1517/18)
Werke: Trinitätsfresko (1425) von Masaccio
Bronzedavid (1430) von Donatello
Tempietto (1502) von Bramante

Was ist die Frührenaissance

Die Frührenaissance stellt die erste Phase der Renaissancezeit dar. Hauptorte von künstlerischen Schaffen waren Florenz, Mailand, Mantua, Siena, Venedig und Bologna. Dort entstanden erste Werke, welche das Naturbild der Antike aufgriffen.

In der antiken Kunst, insbesondere in der Epoche des Klassizismus, wurden Formen von der Natur abgeschaut. Kunst wurde als Abbild der Natur begriffen. In den oben genannten Stadtstaaten besannen sich die Künstler auf die Antike zurück und versuchten die Kunst des Mittelalters zu überwinden. Demnach begann die Wiedergeburt der Antike, welche wir heute als Renaissance kennen.

Wann begann die Frührenaissance

Die Wiege der Renaissance liegt in Florenz. Dort entwickelte im Jahr 1420 der Architekt und Maler Filippo Brunelleschi eine neue Perspektivtechnik, welche als Zentralperspektive bezeichnet wird. Diese neue Technik ermöglichte Künstlern, Figuren in einem Raum darzustellen. Mit Entwicklung dieser Technik begann die Frührenaissance. (siehe auch Hauptartikel: Ursachen und Auslöser der Renaissance)

Was ist typisch für die Frührenaissance

Die Entwicklung der Zentralperspektive hatte sofortige Auswirkungen auf die Malerei, da dadurch eine neue Realitätsnähe erreicht werden konnte. Schnell wurde die Zentralprojektion auf andere Bereiche, wie Architektur und Skulptur übertragen. In den oben genannten Stadtstaaten erwuchsen Künstler, welche diese neue Technik anwandten. Diese gründeten Werkstätten, stellten Lehrlinge ein und ermöglichten so eine Kunstrevolution.

Bereits in der Frührenaissance beschäftigten sich Künstler mit zwei Aspekten: der Antike und der Beobachtung der physischen Welt. Die Antike sollte der Lehrmeister aller Renaissancekünstler sein. Dazu orientierten sie sich am Naturbild, welches in der Kunstwelt der Antike bereits bestanden hatte.

Der Sinn für Proportion und Ästhetik wurde der Natur entnommen. Proportionen wurden berechnet, nach festen Angaben, welche man in der Natur beobachten konnte. Was als ästhetisch galt, gaben die Proportionen der Natur vor. Sämtliche Häuser, Kirchen und selbst die Innenausstattung wurde nach Vorgaben der Natur entworfen.

Die neue Formenlehre benötigte Kenntnisse über Geometrie und Arithmetik, weshalb Wissenschaft und Kunst allmählich verschmolzen. Die große Zeit der Universalgelehrten stellte sich allerdings erst in der Hochrenaissance ein.

Waren Künstler im Mittelalter noch Handwerker, wurden sie während der Renaissancezeit als Genies gefeiert. Der Humanismus, welcher etwa zeitgleich zur Renaissance aufblühte, lieferte das gedankliche Gerüst für ein neues Menschenbild.

Merkmale der Frührenaissance-Kunst

Jesus Christus wurde im Mittelalter als unnahbar dargestellt. Dies änderte sich in der Renaissancekunst. Grund dafür, war der aufkeimende Humanismus, welcher unmittelbar mit der Renaissance verknüpft war. Dadurch änderte sich das Menschenbild und die Menschheit emanzipierte sich gegenüber Religion und Kirche.

Im Mittelpunkt der Renaissancekunst standen zwar immer noch religiöse und mythologische Themen, allerdings wurden diese vermenschlicht dargestellt. Und so wurde auch Jesus Christus wie ein Mensch dargestellt.

Aufgrund des neuen Menschenbildes erhielten Künstler einen neuen gesellschaftlichen Status. Im Mittelalter wurde jedes Kunstwerk von der Kirche in Auftrag gegeben. Der Künstler war ein Handwerker. Man bewunderte immer nur das Kunstwerk, welches einen Heiligen darstellte oder ein Symbol eines Gottes war. Den Künstler bewunderte im Mittelalter niemand, weshalb auch wenige Künstler bekannt sind.

Dies änderte sich durch das neue Menschenbild der Renaissance-Humanisten. Fortan waren Künstler nicht mehr anonym. Und einige signierten ihre Werke und sie hatten Mitspracherecht bei der Motivwahl und Ausgestaltung.

Architektur der Frührenaissance

Die Architektur der Frührenaissance orientierte sich an den Proportionen des menschlichen Körpers. Um dies umzusetzen, wurden Baukörper mit Tonnengewölbe oder flacher Decke genutzt.

Die Geschossgliederung sollte klar ablesbar sein, wodurch die Maßverhältnisse – welche der menschlichen Anatomie entnommen wurden, strikt ungesetzt werden konnten. Horizontale und vertikale Steinbänder verstärkten dieses Sichtbarmachen. Motive wurden aus der antiken Kunstwelt übernommen – etwa Säulen und Säulenordnung. Diese sollten die hierarchisch aufgeteilte Wand- und Fassadengliederung unterstützen.

Frontfassade des Palazzo Rucellai

Frontfassade des Palazzo Rucellai

Ein Beispiel von Architektur der Frührenaissance ist der Palazzo Rucellai in Florenz, welcher 1457 von Leon Battista Alberti entworfen wurde. Oder der Rundtempel „Tempietto“, welcher 1502 von Bramante in Rom entworfen wurde.

Bramantes Tempietto in San Pietro in Montorio, Rom, Italien

Bramantes Tempietto in San Pietro in Montorio, Rom, Italien


Diese beiden Gebäude zeigen deutlich, welche Wirkung von Kuppelgebäuden ausging. Die Rolle der Kuppeldächer als Ausdruck von Harmonie und Ästhetik blieb bis ins 16. Jahrhundert erhalten. Erst der Manierismus löste diesen Stil allmählich auf.

Bedeutende Architekten der Frührenaissance waren:

Malerei der Frührenaissance

Hauptort der Frührenaissance-Malerei war Florenz. Hier traten reiche Kaufleute als Mäzene auf. Besonders die Patrizierfamilie Medici machte die Stadt zu einem kulturellen Zentrum. Dazu vergaben die Medici verschiedene Aufträge an Renaissancekünstler, um ihren eigenen Ruhm zu mehren. Denn dadurch, dass die Kirche nicht mehr Zensur an Kunstwerken übte, konnten die Künstler selbst die Bilder gestalten.

Viele Auftraggeber, wie bspw. die Medici, sahen darin die Möglichkeit, ihren Namen mit dem Kunstwerk zu verschmelzen. Es wurden Hofkünstler bezahlt, welche in Heiligenbildern auch Elemente des Auftraggebers einfließen ließen. Dadurch wurden die Medici und andere selbst zu Heiligen.

Als Begründer der Renaissancemalerei gilt Masaccio. Er schuf 1425-27 das Trinitätsfresko. Es gilt als erstes Kunstwerk, welches die Zentralperspektive exakt verinnerlichte. Für die Betrachter war das Bild so realitätsnah, dass sie glaubten, dass der Künstler die Mauer dahinter durchbrochen hatte.

Masaccio Fresko Dreifaltigkeit (Trinität) in Florenz, Bildnachweis der Redaktion: Bill Perry / Shutterstock.com

Masaccio Fresko Dreifaltigkeit (Trinität) in Florenz ist die erste exakte zentralperspektivische Konstruktion, Bildnachweis: Bill Perry / Shutterstock.com

Bereits in der Frührenaissance etablierte sich die Porträtmalerei. Zeigten Porträtbilder des Mittelalters noch idealisierte Personen ohne Erkennungsmerkmale, änderte sich dies in der Frührenaissance deutlich.

Fortan wurden Porträts von Personen gezeichnet, bei denen konkret auf individuelle Proportionen und Merkmale geachtet wurde. Hatte jemand eine zu große Nase wurde dies festgehalten. In mittelalterlicher Maltradition war dies undenkbar.

Die ersten Porträtmaler orientierten sich noch an der antiken Münzgestaltung. In der Antike glaubte man, dass der Kopf die persönlichsten Merkmale vereint. Demnach wurde zu Beginn der Frührenaissance nur der Kopf gemalt. Zur Mitte der Frührenaissance sollten alle persönlichen Merkmale ins Porträt einfließen. Demnach erweiterte man die Kopfdarstellung in eine Dreiviertelansicht mit Oberkörper.

Schauten Porträtierte im Mittelalter noch am Betrachter vorbei, änderte sich dies in der Frührenaissance. Die Augenstellung wurde so gezeichnet, dass die Porträtbilder nun Blickkontakt zum Betrachter hatten.

Skulptur, Plastik und Bildhauerei in der Frührenaissance

Die Bildhauer der Frührenaissance lösten die Figuren von der Architektur. Dadurch entstanden freiplastische Figuren. Die Abkopplung vom Bauwerk musste geschehen, da die klare Gliederung der Renaissancearchitektur keinen Raum mehr für die Plastik ließ. Dadurch entstand erst die neue Kunstgattung.

Stilistisch knüpften die Skulpturen an Motive der antiken Plastik an. Demnach standen mythologische Themen im Vordergrund. Doch fortan wurden Plastiken sowohl für Sakral- als auch Profanbauten gefertigt. Freistehende Skulpturen wurden auch für öffentliche Plätze in Auftrag gegeben.

Eine der bedeutendsten Plastiken der Frührenaissance ist die Davidskulptur von Donatello. Entstanden ist diese um 1430. Zwar ist heute Michelangelos David aus der Hochrenaissance noch berühmter, doch Donatellos David war die erste Aktskulptur seit der Antike. Ausgestellt wurde diese auf einem öffentlichen Platz in Florenz. Denn der mythologische David (David gegen Goliath) war seit jeher Schutzpatron der Stadt.

Davidfigur des Donatello mit Goliath-Kopf zu seinen Füßen, ausgestellt im Museo nazionale del Bargello in Florenz, Bildnachweis: Paolo Gallo / Shutterstock.com

Davidfigur des Donatello mit Goliath-Kopf zu seinen Füßen, ausgestellt im Museo nazionale del Bargello in Florenz, Bildnachweis: Paolo Gallo / Shutterstock.com

Um Plastiken noch lebensechter erscheinen zu lassen, studierten die Künstler die menschliche Anatomie. Die Zentralperspektive ließ zu, dass in einer Skulptur auch Muskeln, Adern und die Abzeichnung von Knochen verarbeitet werden konnte.


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