Bartolomeo Colleoni Statue (Andrea del Verrocchio)

Statue des Bartolomeo Colleoni auf dem Campo Santi Giovanni e Paolo (Venedig), Bildnachweis: k_samurkas / Shutterstock.com
Die Bartolomeo Colleoni Statue ist ein Reiterstandbild in Venedig, welches von Andrea del Verrocchio konstruiert wurde. Das Reiterstandbild entstand während der Renaissance (1480-96) und besteht aus Bronze. Die Plastik wurde als Gegenentwurf oder als Konkurrenzstatue zu Donatellos Reiterstandbild des Gattamelata aus Padua entworfen. Abgebildet ist Bartolomeo Colleoni, ein italienischer Feldheer des 15. Jahrhunderts. Dieser setzte in seinem Testament die Republik Venedig als Erbe ein. Allerdings nur unter der Auflage – dass ein Monument ihm zu Ehren vor der Markusbasilika aufgestellt werden würde. Dem Wunsch des Heerführers folgten die Venezianer. Doch diese legten das Testament so aus, dass nicht die Basilica San Marco sondern die Scuola di San Marco in Betracht kam.
Inhalt
Wer war Bartolomeo Colleoni
Bartolomeo Colleoni wurde 1400 in Solza bei Bergamo geboren. Die Region gehörte damals zum Herzogtum Mailand. In Bergamo wurde später die Cappella Colleoni (Colleoni-Kapelle) gebaut, welche Bartolomeo Colleoni als sein Privatheiligtum diente. Die Familie Colleoni war adelig, wurde aber von den Visconti (Herzog von Mailand) verbannt.

Porträtbild von Bartolomeo Colleoni von Antonio Locatelli nach Giovanni Battista Moroni
Karriere als Söldnerführer
Der junge Bartolomeo wurde zum Soldaten ausgebildet. Sein erster Kriegseinsatz war 1419 in Süditalien. In seiner Laufbahn diente er verschiedenen Heerführern, wie Braccio da Montone, Giacomuzzo oder Carmagnola. Als dieser 1432 in Venedig hingerichtet worden war, trat Bartolomeo Colleoni der Armee von Venedig bei.
In dieser Phase seiner Karriere eroberte er für Venedig viele Städte zurück, welche zuvor von den Mailändern eingenommen worden waren. So diente er unter Gattamelata, welcher Oberbefehlshaber der venezianischen Armee war. Nachdem Gattamelata aus der venezianischen Armee ausstieg, um in Padua zu herrschen, diente Colleoni unter Francesco Sforza. Als 1441 der Frieden zwischen Venedig und Mailand beschlossen wurde, folgte Colleoni seinem Heerführer Sforza nach Mailand.
Kerkerhaft
In Mailand zog er das Misstrauen der Visconti auf sich und wurde 1446 verhaftet. Seine Kerkerhaft dauerte bis 1447 an. Laut Überlieferung soll der Eisenkäfig so eng gewesen sein, dass man sich darin kaum bewegen konnte. Der Boden war mit spitzen Steinen gepflastert, was Sitzen und Liegen ebenso unmöglich machte.
Die Kerkerhaft endete mit dem Tod von Filippo Maria Visconti (1447). Sein Nachfolger Francesco Sforza ließ seinen einstigen Mitstreiter frei. Die Sforza riefen in Mailand die Goldene Ambrosianische Republik aus, in welcher Bartolomeo Colleoni als Heerführer diente.
Rückkehr nach Venedig
Im Jahr 1448 trat er aus der Armee der Mailänder aus und kehrte nach Venedig zurück. Da man ihn dort bei der Wahl zum Generalkapitän überging, wandte sich Bartolomeo Colleoni wieder von Venedig ab und kehrte 1452 wieder zu den Sforzas zurück. Doch in Venedig erkannte man, dass man nicht auf ihn verzichten könne. Deshalb beschloss man Colleoni wieder zurückzuholen, erhöhte seine Bezüge und ernannte ihn zum Generalkapitän der Republik Venedig auf Lebenszeit.
In den Folgejahren kämpfte er ausschließlich für die Republik Venedig. Da es aber auch Friedenszeiten gab, kämpfte er zwischendurch auch auf eigene Rechnung.
Wohnsitz
1465 kaufte er das Schloss Malpaga, welches er zu seinem Wohnsitz machte. Dieses befindet sich in Cavernago, einer kleinen Gemeinde in der Provinz Bergamo. Obwohl er sich als Glücksritter verdiente, konnte man ihm in der Folgezeit keinen Verrat an der venezianischen Republik vorwerfen.
Tod und Nachlass
In seinem Ruhestand widmete er sich der Verbesserung seiner Ländereien, welche Venedig ihm übertragen hatte. Als Söldner, Glücksritter und Großgrundbesitzer häufte er bis zu seinem Tod eine beachtliche Geldmenge an.
Als Colleoni dann 1475 starb, hinterließ er der Republik Venedig diese beachtliche Geldmenge – welche der Stadtstaat für den Krieg gegen die Osmanen benötigte. Allerdings forderte er in seinem Testament, dass die Venezianer ihm ein Denkmal auf dem Markusplatz errichten lassen.
Bartolomeo Colleoni wurde in der Cappella Colleoni in Bergamo beigesetzt. In dieser Kapelle befand sich bereits der Leichnam seiner verstorbenen Tochter Medea, welche fünf Jahre vor ihm verstarb.
Reiterstandbild des Bartolomeo Colleoni
Nach seinem Tod setzte Bartolomeo Colleoni die Republik Venedig als Erben seines beachtlichen Vermögens ein. Allerdings bestimmte er in seinem Testament, dass das Erbe erst dann an Venedig überging, wenn ihm Denkmal in der Stadt errichtet werden würde.
Das Denkmal sollte zudem auf dem Markusplatz, also vor der Markusbasilika, errichtet werden. Damit hätte Colleoni ein Alleinstellungsmerkmal erreicht, da auf dem Markusplatz keine Denkmäler errichtet werden durften.
Die Venezianer, welche für Personenkult wenig Verständnis hatten, waren empört. Dennoch wollte man das Erbe nicht ausschlagen. Deshalb wurde das Testament etwas anders ausgelegt. Anstelle des Platzes vor der Basilica San Marco wurde der Platz vor der Scuola di San Marco auserwählt. Der letzte Wunsch wurde demnach umgedeutet. Dort steht die Kirche San Zanipolo, welche Bartolomeo – laut der venezianischen Testamentsauslegung – sicher gemeint haben sollte.
Zwischen 1480 und 1488 errichtete der italienische Bildhauer Andrea del Verrocchio eine Statue. Diese wurde nach Verrochios Tod (1488) in Bronze gegossen. Der Bronzeguss erfolgte 1492 durch Alessandro Leopardi.
Mit dem Reiterstandbild des Bartolomeo Colleoni trat der Bildhauer Andrea del Verrocchio in Konkurrenz zu älteren Meistern, wie Donatello. Setzt man die Entdeckung Amerikas als Beginn der Neuzeit an, ist die Bronzeplastik somit das erste öffentliche Denkmal der neuen Epoche.
Stilmittel
Das Reiterdenkmal zeigt Bartolomeo Colleoni in einer bedrohlichen Pose gegenüber einem imaginären Gegner. Das Gesicht des Söldnerführers ist erstarrt und selbst die Muskeln des Pferdes wirken angespannt. Im direkten Vergleich zu Donatellos Gattamelata-Denkmal verzichtet Verrocchio auf eine antike Ästhetik. Stattdessen setzt er auf einen Realismus, welcher von der Anatomie des Reiters bis zum Pferd reicht. Sein Werk ist eines der berühmtesten Reiterstandbilder der Renaissance und steht heute noch auf dem Campo Santi Giovanni e Paolo in Venedig.