Decke der sixtinischen Kapelle (Michelangelo)
Die Decke der Sixtinischen Kapelle in Rom ist ein Freskenzyklus des Renaissancekünstlers Michelangelo. Der Freskenzyklus entstand zwischen 1508 und 1512, parallel zu den Arbeiten am Juliusgrabmal. Heute gehört die Sixtinische Decke zu den bedeutendsten Kunstwerken der Renaissancemalerei und der Renaissance allgemein. Das berühmteste Einzelfresko ist: Die Erschaffung Adams. Dieses wurde mehrfach kopiert und auch in veränderter Form neu aufgelegt.
An der Stirnwand der Sixtinischen Kapelle befindet sich direkt unter dem Deckenfresko das Bild vom Jüngsten Gericht. Dieses Bild stammt ebenfalls von Michelangelo, wurde aber erst später (zwischen 1534/36 und 1542) hinzugefügt.
Inhalt
- 1 Entstehungsgeschichte
- 2 Motive
- 3 Inneren Bilder
- 3.1 Die Scheidung von Licht und Finsternis
- 3.2 Die Erschaffung der Sonne, des Mondes und der Pflanzen
- 3.3 Die Scheidung von Wasser und Land
- 3.4 Die Erschaffung Adams
- 3.5 Die Erschaffung Evas
- 3.6 Der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies
- 3.7 Das Opfer Noahs
- 3.8 Die Sintflut
- 3.9 Die Trunkenheit Noahs
- 4 Prophetenbilder
- 5 Sibyllen
- 6 Eckbilder
- 7 Vorfahren Jesu
Entstehungsgeschichte
Bereits 1505 erhielt Michelangelo den Auftrag, für Papst Julius II. ein Grabmal mit Skulpturen zu erschaffen. Der Bildhauer sah in diesem Projekt den Höhepunkt seiner Karriere. Zu seinem Verdruss wurde die Arbeit am Grabmal immer wieder aufgehalten, neu geplant und schließlich wieder auf Eis gelegt.
Als Michelangelo 1508 den Auftrag zur Gestaltung der Sixtinischen Decke erhielt, war er nicht begeistert. Denn er sah sich als Bildhauer und wollte sich mit dem Juliusgrabmal verwirklichen.
Als Maler sah sich Michelangelo selbst nur unzureichend und behauptete, dass die Malerei nicht sein Geschäft sei. Gleichzeitig befürchtete er, dass seine Rivalen und Kontrahenten seine mangelnden Fähigkeiten erkennen und zu ihrem Vorteil nutzen würden.
Voraussetzungen
Den Auftrag zur Gestaltung der Sixtinischen Decke erhielt Michelangelo ebenfalls von Papst Julius II. Dieser glaubte an die Fähigkeiten Michelangelos als Maler. Widerwillig nahm der Künstler den Auftrag.
Einige Gedichte Michelangelos, welche zu dieser Zeit entstanden, drücken sein Unbehagen über das aufgedrängte Projekt aus. Trotz des Unmutes wurde die Sixtinische Decke sein größter Erfolg als Maler und gehört zusammen mit der Davidstatue zu den bedeutendsten Kunstwerken des Universalgenies.
Durchführung
Ähnlich wie beim Juliusgrabmal konnte Michelangelo seine Forderungen auch nicht bei der Deckengestaltung durchsetzen. Er selbst wollte viele hundert Figuren abbilden, doch der Papst wollte lediglich die 12 Apostel einbringen. Schließlich gewährte ihm der Papst doch die künstlerische Freiheit.
Um die Aufgabe zu bewältigen, stellte Michelangelo diverse Assistenzmaler aus Florenz ein. Deren Arbeit stellte ihn allerdings nicht zufrieden, weshalb er sie wieder entließ. In den nächsten vier Jahren verbrachte er die meiste Zeit auf einer Leiter, direkt unter der Decke. Mit dem Gesicht nach oben malte er die Decke aus.
Die Arbeit war extrem aufreibend und körperlich schwer. Dennoch trieb sich Michelangelo mit dem Gedanken selbst an, seinen Kontrahenten zu beweisen, dass er ein großartiger Maler sei.
Viele seiner Kontrahenten (wie bspw. Raffael) waren gar keine Feinde. Aber Michelangelos Ego verhinderte eine Freundschaft. Stattdessen wollte er der Welt beweisen, dass seine Fähigkeiten – die des Raffaels übersteigen würden.
Projektunterbrechung
Zwischen September 1510 und Januar 1511 musste er seine Arbeit unterbrechen. Ihm fehlten die finanziellen Mitteln.
Der Papst war zu dieser Zeit in Bologna, um die Romagna für den Kirchenstaat von der Republik Venedig zurückzuerobern. Somit folgte Michelangelo seinem Auftraggeber nach Bologna, bat um finanzielle Mittel und kehrte nach Rom zurück.
Abschluss und Enthüllung
Als der Freskenzyklus 1512 fertiggestellt und enthüllt wurde, versetzte es die Betrachter in Erstaunen. Die Bewunderung für Michelangelos malerischen Fähigkeiten war grenzenlos. Im Deckenfresko lebte Michelangelo die künstlerische Freiheit aus, welche ihm für das Juliusgrabmal verwehrt blieb.
Motive
Die Bilder der Sixtinischen Decke zeigen einzelne Szenen aus dem Alten Testament der Bibel. Insgesamt 11 Reihen mit 39 Einzelfresken umfasst der Zyklus. Auf mächtigen Thronen sitzen sich die Sybille (Seherin im Alten Testaments) und die Propheten gegenüber. Aufgeteilt werden kann der Zyklus in 6 Themenfelder:
- Vorfahren Jesu
- Noah
- Adam und Eva
- die Schöpfung
- Propheten und Sybille
- Heroische Ereignisse
Inneren Bilder
Die Inneren Fresken von Westen nach Osten behandeln die Schöpfungsgeschichte bis zu Noah. Insgesamt handelt es sich um 9 Bildtafeln, welche von Schilden, Medaillons und den Ignudi eingerahmt sind.
Die Scheidung von Licht und Finsternis
Folgt man der Chronologie des Buches Genesis beginnt der Zyklus mit dem Bild: Die Scheidung von Licht und Finsternis. Vollendet wurde das Fresko wahrscheinlich im Sommer 1512.
Das Bild basiert auf den Versen 3- 5 des Buches, welche lauten:
Und Gott sprach: „Es werde Licht“, und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war, und er trennte das Licht von der Finsternis. Gott nannte das Licht „Tag“ und die Finsternis „Nacht“. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen – der erste Tag.
Obwohl dieses Bild das erste in der Genesis-Chronologie ist, malte Michelangelo dieses Bild als letztes in der Reihe. Umgeben ist das Bild von vier Ignudi und zwei Schilden.
Laut dem sixtinischen Gelehrten Heinrich Pfeiffer stehen die Ignudi in diesem Bild für die Trennung zwischen Licht und Finsternis sowie Tag und Nacht. Er weist daraufhin, dass sich der Inudo oben links im Bild streckt, als wäre er gerade erwacht. Der gegenüberliegende Inudo (oben rechts) zeigt einen schlafenden Mann. Demnach zeigt der Inudo unten links einen Mann bei der Arbeit (tagsüber) und gegenüber eine ruhende Person (abends, ausruhend).
Die Erschaffung der Sonne, des Mondes und der Pflanzen
Die Erschaffung der Sonne, des Mondes und der Pflanzen ist der Titel des zweiten Freskos der inneren Bildreihe. Innerhalb der biblischen Schöpfungserzählung entspräche diese Szene dem dritten und vierten Tag.
Links im Bild ist Gott von hinten dargestellt, welcher seinen Arm in Richtung eines Busches ausstreckt. Dies ist die Szene, in welcher Gott die Pflanzenwelt schuf. Auf der rechten Seite des Bildes befindet sich eine weitere Gottdarstellung. In dieser zeigt Gott auf die Sonne und den Mond.
Die Scheidung von Wasser und Land
Die Scheidung von Wasser und Land ist das dritte und letzte Bild innerhalb der Schöpfungsbildreihe. Auch hier ist Gott von vier Ignudi umgeben, welche verschiedene Körperhaltungen einnehmen.
Die Erschaffung Adams
Mit der Erschaffung Adams beginnt der nächste Themenzyklus, innerhalb der 9-teiligen Freskenreihe. Die nächsten drei Bilder zeigen das Leben von Adam und Eva. Behandelt werden dabei 4 Bibelgeschichten.
Die Erschaffung Adams ist wohl das berühmteste Werk aus der ganzen Reihe. Michelangelo malte Gott, wie er den Finger Adams berührt. Innerhalb des Buches Genesis ist die Erzählung, wie Gott den Menschen erschuf, Teil der Schöpfungsgeschichte (Sechstagewerk). Michelangelos Darstellung fasst die Erschaffung des Urmenschenpaares mit der Vertreibung aus dem Paradies thematisch zusammen.
Die Erschaffung Evas
Die Erschaffung Evas ist das zweite Bild innerhalb der Themenreihe „Adam und Eva“ und das fünfte Bild innerhalb der inneren Freskenreihe. Gezeigt wird, wie Eva aus der Rippe des Adams entstand und von Gott hervorgezogen wird.
Wie üblich malte Michelangelo seine Eva mit muskulären Oberarmen. Diese nicht-ganz weibliche Darstellung findet sich auch in Michelangelos Skulpturen der Medici-Kapelle oder im Bildnis der Heiligen Familie. Es wird angenommen, dass Michelangelo von männlichen Körpern inspiriert war und auch männliche Modelle wählte, um weibliche Figuren darzustellen.
Der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies
Der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies ist das dritte Bild aus der Adam und Eva-Reihe.
Links im Bild wird gezeigt, wie Adam und Eva von der Schlange verführt werden. Sie essen die Frucht vom Baum der Erkenntnis und erkennen danach, dass sie nackt sind.
Aufgrund dieser Verfehlung wird das Urmenschenpaar aus dem Paradies getrieben, was rechts im Bild dargestellt. Anders als beide Bilder zuvor, malt Michelangelo in diesem Fresko zwei Bibelszenen in einem Bild. Mit der Vertreibung endet die Freskenreihe Adam und Eva.
Das Opfer Noahs
Das Opfer Noahs ist das erste Fresko innerhalb der Noah-Reihe. Chronologisch passt dies nicht genau. Denn im Bild wird gezeigt, wie Noahs Familie ein Opfer bringt, um für das Überleben der Sintflut zu danken, welche den Rest der Menschheit vernichtete.
Laut dem Künstlerbiografen Giorgio Vasari zeigt das Bild stattdessen das Opfer, welches Kain und Abel an Gott richteten. Diese Opferszene fand, laut Bibelerzählung, vor Noah und der Sintflut statt und würde chronologisch passen. Allerdings waren Kain und Abel die ersten Kinder von Adam und Eva und standen in keinerlei Beziehung zu Noah.
Die Sintflut
Die Sintflut ist das zentrale Gemälde innerhalb der Noah-Reihe. Während der Rest der Menschheit verzweifelt versucht, den Wassermassen zu entkommen – befinden sich Noah und seine Familie auf der Arche (im hinteren Teil des Bildes). Im Jahr 1797 schlug ein Blitz in die Sixtinische Kapelle ein und beschädigte das Bild.
Die Trunkenheit Noahs
Nach der Sintflut bestellt Noah den Boden und baut Weintrauben an. Der Weinanbau wird links im Bild dargestellt. Dann betrinkt sich Noah und entblößt sich versehentlich. Seine Kinder kommen hinzu und bedecken das Antlitz des Vaters. Da aber sein Sohn Ham die anderen Kinder informierte, um den Vater zu helfen – diese ihn aber nackt sahen – wird Ham später verflucht. Laut Noahs Fluch sollen Hams Nachkommen (Kanaaniter) immer den Nachkommen von Sem (Semiten) und Japhet (Japhetiten) dienen.
Prophetenbilder
Insgesamt 7 Prophetenbilder schmücken die Decke der Sixtinischen Kapelle. Die Propheten stammen aus der Zeit des Babylonischen Exils (597 bis 539 v.Chr.) als viele Israeliten aus Jerusalem fliehen mussten. Erst durch die Eroberung der Perser wurde die Exilzeit beendet.
Prophet Sacharja
Der Prophet Sacharja, auch als Secharja oder griechisch als Zacharias bezeichnet, war ein Prophet in Jerusalem nach dem Babylonischen Exil. Im Prophetenbuch des Tanach (Hebräischen Bibel) ist das Buch Sacharja nach ihm benannt. Michelangelo malte den Propheten ans mittlere Ende seiner inneren Freskenbilder, direkt neben der Trunkenheit Noahs.
Prophet Jona
Der Prophet Jona befindet sich an der Sixtinischen Decke gegenüber des Propheten Sacharja und neben dem Fresko von der Scheidung von Licht und Finsternis.
Auch Jona war ein Prophet im Tanach, dessen Schrift nach ihm benannt wurde. Höhere Bekanntheit erlangte Jona durch die Bibelerzählung von einem Wal, welcher ihn verschluckte. Im Magen des Wales lebte Jona drei Tage und drei Nächte. Dann betete er einen Bibelpsalm, worauf der Wal Jona am Ufer ausspuckte.
Prophet Jeremia
Das Bild des Propheten Jeremia befindet sich auf der Westseite der Deckenfreskos, in Höhe dem Bild von der Scheidung des Licht und der Dunkelheit. An der Sixtinischen Decke befindet sich Jeremia gegenüber der Libyschen Sybille. Auch Jeremia war ein Schriftprophet des Tanach und somit auch des Alten Testaments. Besonders bekannt sind die Klagelieder des Jeremia, welche nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels (586 v.Chr.) entstanden und das Leid der Israeliten widergeben.
Prophet Daniel
Das Fresko vom Propheten Daniel befindet sich auf Höhe des Schöpfungsbildes „Die Scheidung von Licht und Finsternis“. Daniel war im Buch Tanach ein Traumdeuter, Apokalyptiker und Weltuntergangsprophet. Er sagte, während des Babylonischen Exils, das Ende des Reiches Judäa voraus und prophezeite das ewige Reich Gottes.
Während des babylonisches Exils drohte der Babylonierkönig Nebukadnezar II. allen Traumdeutern mit dem Tod, wenn diese nicht seinen Traum erraten würden. Daniel betet daraufhin zu Gott und empfängt eine nächtliche Vision. Diese teilt er dann dem König mit und Nebukadnezar erkennt den Gott JHWH als Schöpfer an. Daniel wird daraufhin zum obersten Weisen ernannt.
Unter König Belšazar bleibt Daniel der oberste Gelehrte. Als der Jerusalemer Tempelschatz entweiht wurde, erscheint eine Schrift im Königssaal. Der Prophet Daniel wird gerufen, um diese zu entziffern. Mit Hilfe von Gewichten und Münzangaben kann Daniel die Schrift entziffern und wird zum Schriftdeuter ernannt. In der darauffolgenden Nacht wurde König Belšazar ermordet. Die Schrift deutete an, dass das Babylonische Reich an die Perser und Meder fallen wird- was in der Folge auch geschah.
Prophet Hesekiel
Der Prophet Hesekiel bzw. Ezechiel war ebenfalls Schriftprophet im Tanach. Das ihm zugeschriebene Buch trägt seinen Namen. Im Buch Ezechiel prophezeit der Seher den Untergang aller Feinde Israels. Weiterhin sagt er den Wiederaufbau Jerusalems voraus. In einem Traum hat er eine Vision von einem Tal der Gebeine. Daraufhin veranschaulicht Hesekiel, dass das Reich der Lebenden und das Reich der Toten sich nur dadurch unterscheidet, dass Gottes Gegenwart bei den Lebenden besteht.
Michelangelos Ezechiel befindet sich an der Sixtinischen Decke in Höhe der Erschaffung Evas. Er thront gegenüber der Cumäischen Sybille.
Prophet Jesaja
Der Prophet Jesaja (Esaias) gilt als der erste Prophet, welcher den Messias prophezeite. Er gilt demnach als erster großer Schriftprophet. Sein Buch ist ebenfalls im Tanach enthalten. Er kündigte das Gottesreich an, prophezeite das Vordingen der Assyrer und rief die Israeliten dazu auf, sich von der Sünde abzuwenden.
In Michelangelos Deckenzyklus befindet sich das Jesaja-Fresko auf Höhe des Bildes von Noahs Opfer. Ihm gegenüber thront die Sybille aus Erythrai.
Prophet Joel
Joel war ein Prophet des Tanach. Auch dieser hat ein gleichnamiges Buch im Bibelkanon. Ungewiss ist, wann Joel lebte. So wird er entweder während, vor oder nach der Exilzeit verordnet. (Babylonische Exil).
Das Buch Joel prophezeit den Triumph des Reiches Juda über seine Feinde und enthält die Worte: „Eure Söhne und Töchter werden weissagen, eure Alten werden Träume träumen [und] eure jungen Männer werden Visionen sehen.“
Sibyllen
Die Sibyllen waren in der Antike und der Vorchristenzeit diverse Frauen, welche in Tempeln lebten. Diese ähnelten den christlich-jüdischen Propheten dahingehend, dass sie ebenfalls die Zukunft prophezeiten. Sie waren demnach Sprecherinnen der göttlichen Orakel oder eben Sprachrohr der Götter.
Diese heidnischen Frauen wurden in der Spätantike genutzt, um das Christentum zu legitimieren. So wurden Berichte von heidnischen Sybillen verwendet, um den Monotheismus anzupreisen oder zu bestätigen. Im Mittelalter wurden den jeweiligen Sybillen gerne biblisch inspirierte Prophezeiungen zugeordnet. Um diese zu verstärken, wurden lokale Sybillen namentlich genannt.
Insgesamt gab es zehn lokale Sybillen. Besonders bekannt war die delphische Sybille, welche in Delphi vorhergesagt haben soll. Sie gehörte aber nicht zum Orakel von Delphi. Dort prophezeite Pythia, eine Priesterin. Doch außerhalb des Orakelbezirks gab es einen Sibyllenfels, an welchem die Stimme der Seherin zu hören gewesen sein soll.
Wohlmöglich ging der Sybellenkult von der Cumäischen Sibylle aus. Diese soll ursprünglich aus Babylon herstammen, aber in Cumae (Italien) praktiziert haben.
In der römischen Legendenwelt soll sich diese Sybille von Cumae dem römischen Gott Apollon verweigert haben. Daraufhin bot er an, ihr einen Wunsch zu erfüllen. Sie wünschte sich so viele Lebensjahre wie Staubkörner in einem Sandhaufen. Apollo erfüllte ihren Wunsch. Doch die Sybille vergaß dabei, sich ewige Jungend zu wünschen. Am Ende ihre tausend Lebensjahre war nur noch ihre Stimme zu hören.
Die Lybische Sybille wird in antiken Mythologie auch als Tochter von Zeus und seiner Geliebten Lamia beschrieben. Lamia wurde später zur Königin von Libyen. Allgemein gilt die Lybische Sybille ebenfalls als eine der ersten Sybille.
Michelangelo verwendete für die Sixtinische Decke insgesamt 5 Sybillen, welche er den Propheten aus der Bibel gegenüberstellte. Solche Gegenüberstellungen wurden in der Renaissance gern genutzt, um biblische Motive mit antiker Symbolik auszustatten.
Eckbilder
An den vier Ecken der Sixtinischen Decke malte Michelangelo jeweils ein Bild einer Bibelerzählung. Diese Bibelgeschichten stammen aus dem Tanach (Hebräischen Bibel) bzw. dem Alten Testament. Im Mittelpunkt von Michelangelos Darstellungen stehen Helden. In den Bildern ließ der Künstler bereits eine perspektivische Verkürzung einfließen, so dass die Bilder von unten betrachtet – möglichst detailliert wirken und Raumtiefe andeuten.
David und Goliath
An der Ostseite der Sixtinischen Decke befindet sich das Fresko von David und Goliath. Die Bibelgeschichte erzählt den Kampf des David, welcher König der Israeliten war, gegen Goliath. Letztere war ein riesenhafter Krieger der Philister.
Die Geschichte David gegen Goliath verarbeitete Michelangelo bereits in seiner Davidstatue. Dort zeigte er den Helden vor dem Kampf. Im Deckenfresko stellt Michelangelo die Szene dar, in welcher David gerade das Haupt des Goliath abschlagen wird.
Judith und Holofernes
Das Fresko Judith und Holofernes befindet sich ebenfalls an der Ostseite der Sixtinischen Decke, gegenüber von David und Goliath. Judith war eine Israelitin während der Zeit des Assyrischen Krieges. Unbewaffnet ging sie ins Lager der Assyrer und enthauptet dort General Holofernes mit seinem eigenen Schwert.
Die übrigen Assyrer versuchen die Flucht zu ergreifen, während die Israeliten das Lager stürmen. Durch diese Tat gilt Judith als eine Retterin des von Gott auserwählten Volkes.
Michelangelos Fresko zeigt den enthaupteten General im Hintergrund, während Judith den Kopf des Mannes auf einem Tablett wegträgt. Ihre Gehilfin unterstützt sie dabei, den Kopf zu verstecken.
Die Bestrafung des Haman
Die Westseite der Sixtinischen Decke schließt mit dem Bild „Die Bestrafung des Haman“ ab. Haman war ein Regierungsbeamter während der babylonischen Gefangenschaft.
Da der Jude Mordechai ihm den Kniefall verweigerte, kündigte Haman an, alle Juden zu töten. Dieser hatte allerdings eine Adoptivtochter, namens Ester. Und Ester war so schön, dass sich der Perserkönig Ahasveros in sie verliebte und sie heiratete.
Als nun Ester von dem bevorstehenden Unglück ihres Volkes erfuhrt, lud sie Haman und den König zum Essen ein. Sie fragte nach, ob sie auch sterben muss – wenn doch alle Israeliten umgebracht werden sollen. Der König war so entsetzt darüber, dass er Haman auf der Stelle hängen ließ. Somit rettete Ester das auserwählte Volk vor dem Völkermord.
Die eherne Schlange
Die eherne Schlange ist ein Fresko an der Westseite der Sixtinischen Decke, gegenüber des Haman-Freskos. Nachdem die Israeliten aus Ägypten geflohen sind (Exodus), begann eine 40-jährige Wanderschaft.
Ihr Ziel war, dass Gelobte Land zu erreichen und fruchtbar zu machen. Doch schon bald beklagten sich die Israeliten über die Strapazen des Weges.
Um ihre Nörgelei abzustrafen, schickte Gott ihnen feurige Schlangen. Aber ihr Gott zeigte dem Propheten Moses auch, wie er das Volk retten könnte. Und zwar durch ein Kupferbild einer ehernen Schlange.
Daraufhin ließ der Prophet Moses das Schlangenabbild aufstellen. Alle Menschen, welche durch einen Schlangenbiss vergiftet wurden, konnten das Schlangenabbild der ehernen Schlange anschauen und erfuhren dadurch Heilung.
Vorfahren Jesu
Den Außenring der Sixtinischen Decke bilden 14 Bilder von den Vorfahren Jesu. Diese Ahnenliste stammt aus dem Matthäusevangelium des Neuen Testaments. Damit gelingt Michelangelo der Übergang zwischen Altem und Neuen Buch der Heiligen Schrift. Ursprünglich waren es 16 Bilder. Doch als Michelangelo das Jüngste Gericht an die Stirnwand der Sixtinischen Kapelle malte, nahm er dort die beiden Bilder eigenhändig ab. Demnach fehlen die Bilder von Abraham, Isaak, Jakob, Juda, Perez, Hezron und Aram. Die Ahnenreihe beginnt mit Amminadab.
Michelangelos Fresken sind:
- Amminadab
- Nachschon
- Salmon, Boas und Obed
- Isai, David und Salomo
- Rehabeam und Abija
- Asa, Joschafat und Joram
- Usija, Jotam und Ahas
- Hiskija, Manasse und Amon
- Joschija, Jojachin und Schealtiël
- Serubbabel, Abihud und Eljakim
- Azor und Zadok
- Achim und Eliud
- Eleasar und Mattan
- Jakob und Josef