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Bacchus-Skulptur (Michelangelo)


Michelangelos Bacchus, Bargello (Florenz), Bildnachweis: Paolo Gallo / Shutterstock.com

Michelangelos Bacchus, Bargello (Florenz), Bildnachweis: Paolo Gallo / Shutterstock.com

Bacchus ist eine Skulptur aus Marmor, welche von Michelangelo erschaffen wurde. Als Produktionszeitraum sind die Jahre 1496/97 angegeben. Auftraggeber der Statue war Raffaele Riario, bei dem sich Michelangelo wegen einem Kunstschwindel revanchieren sollte. Die Skulptur wird heute im Nationalmuseum Bargello in Florenz aufbewahrt. Die Figur ist 203 Zentimeter hoch.

Abgebildet wird die Gestalt eines Bacchus – dem griechischen Gott des Weines, des Rausches und der Ekstase. Michelangelos Bacchus entstand in einer frühen Schaffensperiode des Renaissancekünstlers, kurz bevor er die Pieta erschuf. Mit dem Bacchus schaffte er den Sprung auf den Kunstmarkt in Rom.

Entstehungsgeschichte

Michelangelo floh aufgrund politischer Unruhen 1494 von Florenz nach Bologna. Dort verbrachte er ein Jahr und war bei der Aldrovandi-Familie beschäftigt. Da aber sein Name in Florenz vorgeschlagen wurde, um einen Versammlungssaal für den Stadtrat neu zu gestalten, kehrte er nach Florenz zurück.

Zu diesem Zeitpunkt war Florenz kulturell abgewirtschaftet. Denn der Bußprediger Girolamo Savonarola regierte inzwischen die Republik. Da die Renaissancekunst den Menschen in den Mittelpunkt stellte, strafte Savonarola die Kunstwelt ab. Sämtliche öffentliche Aufträge für Künstler wurden eingezogen und verboten. Um Geld zu verdienen, produzierte Michelangelo seine Kunstwerke vor und versuchte diese meistbietend zu verkaufen.

So erschuf er 1494/95 die Skulptur eines Amors (Liebesgottes). Um diese besser verkaufen zu können, schlug sein Freund Lorenzo di Pierfrancesco de’ Medici vor, dass Michelangelo die Skulptur einfärben solle. Dann könnte man diese als antike Antiquität teurer verkaufen.

Michelangelo ging auf den Vorschlag ein und zusammen verkauften sie die Skulptur an Raffaele Riario. Dieser war Kunstsammler aus Rom aber zugleich auch ein Kardinal Roms. Der Schwindel fiel auf und Michelangelo wurde vom Kardinal nach Rom geladen.

Um den Kunstschwindel auszugleichen, sollte Michelangelo einen Bacchus für den Kardinal anfertigen. Nachdem dieser fertiggestellt war, lehnte Riario das Kunstwerk ab, so dass Michelangelo diesen anderswo verkaufen musste. So verkaufte er ihn an Jacopo Galli, seinem Bankier.

Dieser stellte die Figur in seinem Skulpturengarten aus. Dort ist die Skulptur auch erstmalig nachweisbar. Denn Maarten van Heemskerck 1533/36 fertigte eine Zeichnung von ihr an.

Bacchus Zeichnung im Skulpturengarten des Jacopo Galli von Maarten van Heemskerck (1533-36), Bildlizenz: gemeinfrei - keine Änderungen

Zeichnung des Bacchus (1533-36)

Zu diesem Zeitpunkt war der Skulptur bereits der Penis und die rechte Hand entfernt worden. Man nimmt an, dass dadurch der Anschein einer antiken Skulptur erweckt werden sollte. Die Medici- welche ab 1513 wieder in Florenz an die Macht kamen, kauften 1572 die Statue. Und so kam die Skulptur nach Florenz. Ein spätere Bildhauer reparierte die Hand. Heute wird die Bacchus-Skulptur im Museum des Bargello-Palazzos in Florenz ausgestellt.

Motiv und Gestaltung

Die Bacchus-Skulptur stellt einen Bacchus, Gott des Weines in der griechischen Mythologie, dar. Michelangelo lässt seine Figur berauscht erscheinen, indem die Augen nach oben gerollt sind. Auch die Pose wirkt wackelig. In der rechten Hand hält Bacchus einen Weinkelch. Hinter der Hauptfigur steht ein Faun, welcher Weintrauben isst. Als Kopfbedeckung trägt Bacchus einen Kranz aus Weintrauben. Ansonsten ist er nackt.

Auch nach der Renaissance erweckte die Skulptur noch Kritik. Denn Michelangelos Bacchus wirkt zügellos, engstirnig und brutal. Das Bildnis eines Gottes entsprach diese Skulptur nicht.


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