Rilievo schiacciato (Relieftechnik)
Das rilievo schiacciato ist eine Relieftechnik der Renaissance, welche mit dem Bildhauer Donatello in Verbindung gebracht wird. Dabei wird eine sehr flache Reliefstruktur erschaffen, wodurch die Skulptur einem Gemälde gleicht. Erstmalig angewandt wurde diese Technik in Donatellos Reliefwerk: „Heiliger Georg bei der Befreiung der Prinzessin“ von 1417. Zwar gilt Donatello als Erfinder dieser Relieftechnik, doch andere übernahmen diese. So setzte bspw. Donatellos Lehrer Lorenzo Ghiberti die Technik bei der Erschaffung der Paradiestür ein. Für die Bildhauerei der Renaissance war diese Technik eine Revolution, da sich die Zentralperspektive mit ihr verbinden ließ. Herauskamen tiefenräumliche Strukturen, welche den Betrachter ins Bild des Reliefs zogen.
Technik
Rilievo stiacciato oder kurz stiacciato bzw. schiacciato bedeutet übersetzt: gequetschtes Relief oder gepresstes Relief. Vor Donatellos Erfindung wurden die Skulpturen rundplastisch aus dem Relief herausgearbeitet. Doch Donatello entwickelte ein Verfahren, bei dem nur minimale Erhebungen und Vertiefungen im Relief ausgearbeitet wurden. Dadurch wurde eine tiefenräumliche Illusion erzeugt.
Kombiniert wurde die neue Relieftechnik mit der Zentralperspektive. So wurde ein bestimmter Fluchtpunkt bestimmt, an dessen Stelle sich imaginäre Fluchtpunktlinien schneiden würden. In Donatellos Relief von 1417 (Befreiung der Prinzessin) lassen sich die Fluchtpunktlinien hinter den Arkaden der Prinzessin verlängern, wodurch der Schnittpunkt hinter dem Relief – also außerhalb – liegen würde. Dadurch ergibt sich eine tiefenräumliche Illusion, wodurch der Betrachter förmlich ins Relief hineingezogen wird.
Die neue Technik wurde bald von anderen Künstlern übernommen und auf neue Medien übertragen (z.B. Medaillen von Bertoldo di Giovanni).
Werke
Das früheste erhaltene Beispiel ist Donatellos Werk St. Georg befreit die Prinzessin (1416–17), das auch das erste erhaltene Beispiel einer perspektivischen Projektion ist, obwohl die räumliche Illusion vor allem durch die Schnitztechnik erreicht wird. Ein weiteres Werk Donatellos ist „das Gastmahl des Herodes“, auch als „Tanz der Salome“ bezeichnet. Dieses Werk entstand 1425 für das Taufbecken der Kirche San Giovanni in Siena.
Donatello führte das Gastmahl-Relief in Stein aus und goss es dann in Bronze. Das Gastmahl des Herodes gilt als erstes Reliefwerk der Renaissance, welches nach zentralperspektivischen Regelwerk erschaffen wurde. Das Relief zeigt den Geburtstag des Herodes. Dem Anführer wird der abgeschlagene Kopf von Johannes dem Täufer auf einen Tablett serviert. Zuvor hatte sich Salome als Belohnung für ihren Tanz das Haupt des Täufers gewünscht. Der König weicht entsetzt zurück, wie auch seine Vasallen. Nur die noch immer tanzende Salome starrt gebannt auf den Kopf des Opfers.
Von Donatello stammen auch mehrere Madonnen-Relief, wie die Pazzi-Madonna oder die Madonna del Perdono (Madonna mit vier Putten).
Spätere Bildhauer, wie Michelangelo oder Antonio Rossellino, übernahmen die Technik.
- Madonna della Scala (Madonna auf der Treppe) von Michelangelo
- Marmorrelief der Geburt Christi in der Kirche Chiesa di Sant’Anna dei Lombardi von Antonio Rossellino
- Heiliger Hieronymus in der Wüste von Desiderio da Settignano