Skip to main content

Italienische Renaissance (Rinascimento)


Die italienische Renaissance (italienisch: Rinascimento) ist eine Stilepoche der Kunstgeschichte, welche im 15. Jahrhundert in Italien begann. Die Epoche endete am Ende des 16. Jahrhunderts (allgemeines Ende der Renaissance). Während dieser Zeit breitete sich der Renaissancestil auch nördlich der Alpen aus, was als nördliche Renaissance bezeichnet wird. Vater der italienischen Renaissance ist Filippo Brunelleschi, welcher 1420 die Zentralperspektive in die Kunstwelt einführte. Erster Renaissancemaler war Masaccio. Die venezianische Renaissance etablierte sich als Sonderweg zur allgemeinen Renaissancekunst übriger italienischer Stadtstaaten.

Was bedeutet Rinascimento

Rinascimento ist eine historische Epoche in der Geschichte Italiens und bedeutet Wiedergeburt. Geprägt hatte den Begriff der Künstlerbiograf Giorgio Vasari (1511 – 1574). Zu Lebzeiten Vasaris beschrieb der Künstlerbiograf das Wiederaufblühen der antiken Kunst als Wiedergeburt und verwendete den italienischen Begriff rinascita. Der Rinascimento-Begriff ist eine Ableitung von rinascita. Gemeint war damit die Wiedergeburt der schönen Künste aus der Antike.

Erstmalig übersetzte der französische Historiker Jules Michelet 1855 den italienischen Begriff in die französische Sprache. Mit Renaissancen (Übersetzung: rinascita = Renaissance = Wiedergeburt) meinte Michelet eine zyklische Einteilung der Geschichte, wonach Gesellschaften untergehen und wiederkehren.

Der Schweizer Kunsthistoriker Jacob Burckhardt übertrug 1860 Michelets Renaissance-Begriff ins Deutsche mit dem Buch: „Die Kultur der Renaissance in Italien“. Mit der Buchveröffentlichung begann die Eindeutschung des französischen Wortes.

Renaissance und Rinascimento werden heute als künstlerische Bewegung oder Epoche beschrieben, welche im 15. Jahrhundert in Italien begann und sich dann über den nördlichen Teil Europas ausbreitete. Die Renaissance oder das Rinascimento ist demnach die Wiedergeburt der Antike. In der europäischen Geschichte wird die Renaissance als Zwischenepoche am Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit verstanden.

Wann war die italienische Renaissance

Die italienische Renaissance begann 1420 in Florenz. Dort entwickelte der Malerarchitekt Filippo Brunelleschi eine neue Perspektivtechnik, welche als Zentralperspektive bekannt wurde.

Geometrische Formen aus der Frontalperspektive mit einem Fluchtpunkt

Frontalperspektive mit Fluchtpunkt, Horizontal- und Fluchtpunktlinien

Mit Hilfe von einem Fluchtpunkt, einer Horizontlinie und Fluchtpunktgeraden war es möglich, eine Raumtiefe zu errechnen und geometrisch darzustellen. Filippo Brunelleschi übertrug diese Technik in die Architektur und sein Künstlerkollege Masaccio in die Malerei. So entstand um 1425/27 das Trinitätsfresko Masaccios als erste exakte Konstruktion der Zentralperspektive.

Frühere Künstler des 13. Jahrhundert versuchten sich bereits am Prinzip der Raumtiefe, wie bspw. Vertreter der Sienesischen Malschule. Je nach Literatur wird diese Frühphase, welche etwa 1350 in Siena begann, zur italienischen Renaissance zugerechnet oder als Protorenaissance einzeln abgebildet.

Die italienische Renaissance endete um 1600 mit dem Manierismus (Spätrenaissance). Die beiden vorhergehenden Epochen werden als Frührenaissance (ab 1420) und als Hochrenaissance (1500 bis 1520) beschrieben.

Merkmale der italienischen Renaissance

Siehe auch Hauptartikel: Fragen und Antworten zur Renaissancekunst

  • Mensch im Vordergrund
  • menschlicher Körper als Schönheitsideal
  • Realitätsstreben und Echtheit (Naturbild) als Ideal
  • anatomische Richtigkeit
  • Naturnachahmung (limitatio memesi)
  • Zentral- bzw. Frontalperspektive
  • Tafelmalerei
  • Wiederentdeckung der Porträtmalerei
  • Wiederentdeckung des Reiterstandbildes
  • vom Gebäude losgelöste Skulpturen
  • Wandmalerei (Fresko, Sgraffito)
  • Sakral-, Bürger- und Schlossbauten

Künstler italienischer Renaissance

Die Renaissancekunst Italiens übte großen Einfluss auf die europäische Malerei und Bildhauerei aus. Zu den bedeutendsten gehören:

Architekten der italienischen Renaissance

Die italienische Architektur übte einen ähnlichen Einfluss auf die nördliche Renaissance aus. Bedeutende Vertreter sind:

  • Filippo Brunelleschi
  • Leon Battista Alberti
  • Andrea Palladio
  • Donato Bramante

Bedeutende Bauwerke der italienischen Renaissance sind:

  • Kathedrale von Florenz
  • Petersdom in Rom
  • Tempio Malatestiano in Rimini

Was geschah während Renaissance in Italien

Italien war zur Renaissancezeit kein einheitlicher Nationalstaat. Stattdessen bestimmten viele kleinere Stadtstaaten das Geschehen. Zu den bedeutendsten Stadtstaaten gehörten die Republik Florenz, die Löwenrepublik Venedig, Rom als Teil des Kirchenstaates und die Republik Genua. Viele Stadtstaaten waren Seerepubliken, welche durch den Fernhandel im Mittelmeerraum zu Wohlstand und politischen Einfluss kamen.

Der Norden Italiens gehörte rechtlich zum Heiligen Römischen Reich (Rex Italiae). Um sich von dem Einfluss des römisch-deutschen Kaisers zu lösen, organisierten die Norditaliener sich militärisch im Lombardischen Bund. Diesem Militärbündnis gehörten heutige Städte, wie Mailand, Bergamo, Brescia, Padua, Mantua oder Bologna an.

Europäische Streitigkeiten

Der Investiturstreit zwischen Papst und Kaiser begann bereits im 11. Jahrhundert. In der Folge verlor der römisch-deutsche Kaiser immer mehr Ansehen und Macht in Italien. Fortan lag es in den Bestrebungen des Kaisers, diese Macht in den Städten Oberitaliens wiederherzustellen.

Der Papst versuchte hingegen seine weltliche Macht über die Grenzen des Kirchenstaates hinaus auszudehnen. Die wirtschaftlich starken Stadtstaaten Italiens wollten sich der Macht des Kaisers ebenfalls nicht beugen, weshalb es immer wieder zu Streitigkeiten kam.

Im 13. Jahrhundert (Duecento) wurde die politische Landkarte Italiens zudem durch den Thronstreit der Staufer und Welfen geprägt. Beide Adelsgeschlechter beanspruchten den römisch-deutschen Königs- und Kaisertitel.

Entwicklung des Kapitalismus

Als Wiege der Renaissance wird die Republik Florenz genannt. Dort regierten die Medici – eine mächtige Kaufmannsfamilie – angeführt von Cosimo de‘ Medici. Dieser verlieh Gelder an die europäische Monarchien und ließ sich das Geld mit Zinsen zurückzahlen. Die Medici regierten Florenz nicht als Alleinherrscher oder Autokraten, sondern wurden von der florentinischen Elite als Erste unter Gleichen gesehen.

Reich wurde Florenz auch durch den Fernhandel, insbesondere mit Tuch. In Florenz wurden die ersten Goldmünzen (Gulden) der Neuzeit geprägt. Der Merkantilismus als vorrangige Denkschule und Wirtschaftsordnung der Neuzeit wurde in Italien (Venedig, Genua, Pisa) im Zusammenhang mit dem Edelmetallhandel eingeführt.

Die doppelte Buchführung, welche heute Standard ist, stammt eigentlich von arabischen und jüdischen Händlern. Doch in Europa nutzte Amatino Manucci – welcher bei einem Florentiner Kaufmann beschäftigt war, als erstes das doppelte Buchhaltungssystem.

Das erste Standardwerk zur doppelten Buchführung war die „Summa de arithmetica“, die 1494 in Italien von Luca Pacioli (dem „Vater der Buchhaltung“) veröffentlicht wurde.

Die Einführung der doppelten Buchführung gilt als Geburtsstunde des Kapitalismus. Im Zuge des wirtschaftlichen Florierens in den italienischen Stadtstaaten begann sich das Bankwesen zu entwickeln. Und durch den anwachsenden Handel mussten auch normale Bürger eine gewisse Grundbildung erhalten.

Entwicklung des Bürgertums

Das Bürgertum, bestehend aus Kaufleuten und Handwerkern, wurde im 13. Jahrhundert zur Machtelite in den italienischen Stadtstaaten. Der Frühkapitalismus bewirkte, dass Produktion und Handel zukünftig getrennt wurden. In der Folge entstanden speziellere Berufe, was zu einem rasanteren Anstieg von Innovationen beitrug.

Der Wohlstand stieg und zugleich auch die Bildungschancen. Überall wurden Stadtschulen und Universitäten gegründet. Dadurch veränderte sich die Weltsicht der Menschen. Die Rolle des Menschen in der christlichen Glaubensvorstellung wurde neu ausgehandelt.

Wiederkehr des Humanismus

Die Transformation der Gesellschaft wurde in der Kunst übernommen. Durch die Einwanderung in die Kunst wurde aber auch der Transformationsprozess beschleunigt. Zu Beginn betraf es nur die Literatur. Die Sizilianische Dichterschule (Scuola siciliana) wurde 1220 gegründet. Die Autoren prägten einen neuen Stil (Dolce Stil nuovo), welcher sich nach Norden hin weiter ausbreitete.

Diese Literaturbewegung ließ antike Philosophen neu aufleben, behandelte die Stellung des Menschen im weltlichen Kosmos neu. Fortan war die noble Gesinnung des Menschen (Herzensadel) entscheidend und nicht deren gesellschaftliche Herkunft (Blutadel). Die literarische Bewegung stieß im 13. und 14. Jahrhundert auf ein Bürgertum, welches darauf drang, sich emanzipieren zu wollen.

In der Folge entstanden neue Ideen und Konzepte bzw. es wurden Glaubenskonzepte aus der Antike neu belebt. Bildung und Emanzipationswunsch – gepaart mit wirtschaftlichen Erfolg – führten dazu, dass sich im Bürgertum eine neue Ideologie breitmachte – welche als Humanismus bezeichnet wird. Laut den Humanisten solle der Mensch seine Fähigkeiten vollends entwickeln.

Die Dichterschule führte zudem eine volkssprachliche Tendenz (lingua volgare) ein. Jene Volkssprache kulminierte in den Werken von Dante Alighieris, wodurch das Italienische zur Literatursprache aufstieg.

Dantes Werk „die Göttliche Komödie“ gilt heute als einer der größten Werke der Weltliteratur. Die darin enthaltenden Beschreibungen von Himmel, Hölle, Paradies und Fegefeuer beeinflussten die Vorstellung zukünftiger Künstler über deren Gestalt (Aussehen), welche dann in der Malerei verarbeitet wurde. Jene Darstellung prägte dann die Vorstellung aller Menschen darüber – wie Himmel oder Hölle aussehen könnten.

Entwicklung des Mäzenatentums

Die Bankiers der italienischen Stadtstaaten wurden zu Finanziers (Mäzen) privater Künstler. Durch das Mäzenatentum konnten sich Renaissancekünstler nochmals etablieren, eigene Werkstätten gründen und ihre Geldgeber mit Kunstwerken versorgen.

Entwicklung des Individualismus

Die humanistische Ideologie ließ nun auch zu, dass sich die Mäzen durch die Kunstwerke selbst verwirklichen konnten. Jeder Kaufmann wollte seine sozialen Status aufbessern, indem er einen Hofmaler beschäftigte – der Bilder anfertigte, die zu überregionalen Ruhm führten. Der Individualismus wurde aus dem Geflecht zwischen Humanismus, wirtschaftlichen Wohlstand und Bildung geboren.

Beginn der wissenschaftlichen Revolution

Die wissenschaftliche Renaissance begann zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Die oben genannte Dichterschule und das aufstrebende Bürgertum schufen eine Vorstufe vom Bildungsbürgertum.

Eine Schlüsseltechnologie war die Entwicklung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern (um 1450) durch den Mainzer Johann Gutenberg. Dies löste eine Medienrevolution aus. Denn ein Buch oder sonstige Schrift konnte fortan über Nacht gedruckt werden.

Bücher wurden in der Folge zur Massenware. Davon profitierte wiederum die Bildung, da Schulbücher in Standard gedruckt werden konnten. Gleichzeitig wurde Wissen globaler. Was heute erfunden oder entdeckt wurde, war morgen veröffentlicht und übermorgen schon verbreitet.

Die wissenschaftliche Revolution wurde begünstigt durch das humanistische Weltbild, wonach die Menschheit ihr ganzes Potential abschöpfen sollte. Der Untergang von Konstantinopel (1453) bewirkte zudem, dass die griechischen Gelehrten nach Südeuropa flohen. Dort entstand ein Ideenpool, ein Austausch der Naturwissenschaften und Philosophie.

Nikolaus Kopernikus schuf mit dem heliozentrischen Weltbild (1543) ein neues Konzept, wonach die Erde nicht im Mittelpunkt des Universums stand. Dies hatte Auswirkungen auf die Glaubenswürdigkeit der Kirche, welche Jahrhunderte lang, an diesem Weltbild festhielt. Der Humanismus und dieses neue Weltbild sorgten dafür, dass die Kirche immer mehr an Bedeutung verlor. Und durch die Arbeit von Galileo Galilei wurde 1610 das heliozentrische Weltbild erneut bestätigt.

Zeitalter der Entdeckungen

Dadurch, dass die Osmanen 1453 das Byzantinische Reich erobert hatten, lag der Seehandel im östlichen Mittelmeerraum in der Hand der Araber (Osmanen). Der Landweg nach Indien (Seidenstraße) war ebenfalls von den Arabern blockiert, weshalb in Europa ein Seeweg nach Indien gesucht wurde.

Die italienischen Stadtstaaten haben es verpasst, diesen Seeweg selbst zu suchen. Stattdessen fuhren Entdecker – wie Christoph Kolumbus (aus Genua) oder Amerigo Vespucci (aus Florenz) – für europäische Monarchie los, um den Seeweg zu finden. Mit der Entdeckung Amerikas 1492 begann eine neue Weltordnung. In der Folge steigen die italienischen Stadtstaaten im Welthandel ab. Stattdessen steigen Spanien und Portugal wirtschaftlich auf.

Renaissancekriege

Die Renaissancekriege begannen 1494 zwischen Frankreich und dem römisch-deutschen Kaiser. Hauptaustragungsort war Italien. Um das Machtgleichgewicht in Italien zu erhalten, wurde schon 1454 die Italische Liga gegründet. Mitglieder waren die mächtigsten Stadtstaaten: die Republik Venedig , das Herzogtum Mailand , die Republik Florenz, das Königreich Neapel und Rom (Kirchenstaat).

Als dann aber Lorenzo de Medici, der Architekt des Bündnisses, im Jahr 1492 starb – zerbrach mit ihm das Bündnis. Der Herzog von Mailand Ludovico Sforza schloss ein Abkommen mit französischen König Karl VIII. – wodurch dieser das Königreich Neapel angreifen konnte.

Durch die Invasion wurde das Heilige Römische Reich in den Krieg gezogen. Italien wurde zum Kriegsschauplatz der europäischen Großmächte. In der Folge konnten die Habsburger ihre Stellung in Norditalien stabilisieren und die Franzosen verschwanden für 40 Jahre von der Weltbühne.

Der Konflikt zwischen Habsburgern und Franzosen wurde im Spanische Erbfolgekrieg (1701 – 1714) und im Italienfeldzug Napoleon Bonapartes (1796) neu entflammt.


Ähnliche Beiträge