Masaccio (Maler)
Masaccio (1401 – 1428), eigentlich Tommaso di Ser Giovanni di Simone, war ein italienischer Maler der Renaissance. Er gilt als Begründer der Renaissancemalerei in Italien. Weiterhin wird er als der erste große Maler der Frührenaissance bezeichnet. Viele seiner Werke entstanden als Gemeinschaftsprojekt, welche er zusammen mit seinem Lehrer Masolino anfertigte. Dennoch ordnet man Masolinos Werk oftmals in die Spätgotik ein, während Masaccio zur Gründergeneration der Renaissancekunst gezählt wird.
Masaccios Fresko von der Dreifaltigkeit (Trinitätsfresko), welches er 1427 in der Santa Maria Novella (Florenz) fertigstellte, gilt als erste exakte Konstruktion mittels Zentralperspektive. Auch deshalb bezeichnete Giorgio Vasari ihn später als größten Maler seiner Generation.
Inhalt
Lebenslauf, Biografie und Werke
Masaccio wurde am 21. Dezember 1401 in San Giovanni Valdarno (Toskana) geboren. Sein Geburtsname war Tommaso (deutsch: Thomas oder Tom). Aber auch sein Künstlerkollege und Lehrer Masolino hieß Tommaso mit bürgerlichen Namen. Um beide auseinanderhalten zu können, erfanden sie Künstler- bzw. Spitznamen. So bedeutet Masaccio auf deutsch: großer Tom und Masolino bedeutet übersetzt: kleiner Tom.
Masaccios Vater hieß Giovanni di Simone Cassai. Er war als Notar tätig. Masaccios Mutter hieß Jacopa di Martinozzo und war Tochter eines Gastwirts aus Barberino di Mugello (Metropolregion Florenz). Die Familie lebte in San Giovanni Valdarno, einer Stadt in der Toskana nördlich von Florenz.
Im Jahr 1406 starb Masaccios Vater. Noch im selben Jahr wurde Masaccios Bruder Giovanni (nach Vater benannt) geboren, welcher ebenfalls Maler werden sollte (Künstlername: Lo Scheggia). Sechs Jahre später heiratete ihre Mutter einen Apotheker, namens Tedesco di maestro Feo.
Ausbildung
Bei wem Masaccio eine Ausbildung erhielt, ist nicht dokumentiert. Normalerweise begann die Ausbildung der Renaissancekünstler im Alter von 12 Jahren, indem sie in eine Werkstatt eines bekannten Künstlers eintraten. Dazu hätte Masaccio allerdings nach Florenz gehen müssen.
Erstmals nachgewiesen ist Masaccios Wirken in Florenz allerdings erst 1422. Zu diesem Zeitpunkt trat er als unabhängiger Maler der Malergilde (Arte de‘ Medici e Speziali) bei.
Erste Werke
Das erste Werk, welches man Masaccio zuschreibt, ist das Triptychon San Giovenale. Dieses entstand 1422 und wird heute im Masaccio-Museum in Reggello, nahe Florenz aufbewahrt.
Ein weiteres Frühwerk zeigt eine Madonna mit Kind, welches vor 1424 entstand. Das Bildnis der Heiligen Anna selbdritt wird auch Masolino zugeschrieben. Es entstand als Gemeinschaftsarbeit beider Künstler.
Die Umstände der Zusammenarbeit sind unklar. Der viel ältere Masolino nahm wohlmöglich Masaccio auf, um ihn zu unterrichten. Es wird angenommen, dass die Heilige Jungfrau Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm von Masaccio gemalt wurden. Die Heilige Anna und die Engel im Hintergrund werden Masolino zugeschrieben.
Fresken der Brancacci-Kapelle
siehe auch Hauptartikel: Gemälde der Brancacci-Kapelle in Florenz (Masolino, Masaccio, Lippi)
In Florenz freundeten sich Masolino und Masaccio mit Donatello und Filippo Brunelleschi an. Dort studierten sie auch die Werke von Giotto di Bondone (Protorenaissance, 14. Jahrhundert).
Auf Anraten Brunelleschis reisten die beiden 1423 nach Rom, um dort die Kunstwelt der Antike zu studieren. Im Jahr 1424 erhielten sie den Auftrag, einen Freskenzyklus in der Brancacci-Kapelle (Florenz) zu malen. Auftraggeber war der wohlhabende Kaufmann Felice Brancacci.
Die Arbeit begann 1425. Zwischenzeitlich ging Masolino nach Ungarn, wo er Maler des Königs war. In dieser Zeit malte Masaccio allein in der Kapelle. Als Masolino wiederkam, lernte er von seinem ehemaligen Schüler.
Am Freskenzyklus arbeiteten Masaccio und Masolino bis 1427. Die Gemälde blieben allerdings unvollendet und wurden erst später (1480-er Jahre) von Filippino Lippi fertiggestellt. Dennoch war die Arbeit Masaccios so beeindruckend, dass andere Künstler in die Kapelle kamen, um sein Werk zu studieren.
Die Brancacci-Kapelle wird aufgrund des Freskenzyklus auch als Sixtinische Kapelle von Florenz bzw. der Frührenaissance bezeichnet. An Masaccios Werk lässt sich das Studium an Giottos Arbeit erkennen. Im Gegensatz zu Giotto verwendet Masaccio jedoch eine lineare und atmosphärische Perspektive. Das Licht ist gerichtet, wodurch ein Hell-Dunkel-Kontrast entsteht. Dadurch ist die Darstellung von Form durch Licht und Farbe ohne Umrisse möglich. Seine Fresken wirken noch lebensechter als die des Altmeisters.
Im Fresko von der Auferweckung des Sohnes verewigte sich Masaccio mit einem Selbstbildnis (dritter von rechts).
Bild der Heiligen Dreifaltigkeit
siehe auch Hauptartikel: Trinitätsfresko von Masaccio
1426 erhielt Masaccio einen Auftrag aus Pisa. Dort sollte er ein Altarbild für die Kirche Santa Maria del Carmine anfertigen. Auftraggeber war Giuliano di Colino, ein Notar dem die Kirche gehörte. Da der Freskenzyklus in der Brancacci-Kapelle noch nicht abgeschlossen war, begann eine Zeit – in welcher Masaccio zwischen Pisa und Florenz pendelte.
In Pisa war damals auch Donatello tätig, welcher ein Denkmal für Kardinal Rinaldo Brancacci anfertigte. Es wird vermutet, dass Masaccio von der plastischen Perspektive seiner Skulpturen inspiriert worden war. Und diese Perspektivtechnik wollte er auf die Malerei übertragen. Zur gleichen Zeit (um 1420) entwickelte Brunelleschi den geometrisch-wissenschaftlichen Ansatz für die Zentralperspektive in Florenz.
Als Masaccio dann 1427 den Auftrag für das Trinitätsfresko erhielt, flossen sowohl die plastischen als auch die geometrisch-wissenschaftlichen Grundlagen für die Umsetzung der Perspektivtechnik in sein Werk ein.
Das Fresko zur Dreifaltigkeit sollte für die Dominikanerkirche Santa Maria Novella in Florenz geschaffen werden. Der Auftraggeber des Bildes konnte nie ermittelt werden. Doch einige Indizien weisen darauf hin, dass die Familie Berti – welche in der Gegend lebte – als Auftraggeber in Betracht kommen könnte.
Zuerst bestimmte Masaccio den Fluchtpunkt des Freskos. Dann schlug er einen Nagel in die Kirchenwand, befestigte Schnüre daran und schuf so die Fluchtpunktlinien, an denen sich die Objekte und Figuren des Bildes ausrichten sollten. Die Spuren dieser Vorbereitung sind heute noch sichtbar.
Das Trinitätsfresko von Masaccio wurde zur ersten Konstruktion, welche die Vorgaben der Zentralperspektive exakt umsetzte. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung erweckte das Bild den Anschein, als hätte Masaccio dahinter die Wand durchbrochen. Durch diese Konstruktion war die dreidimensionale Raumtiefe für die Malerei endgültig geboren worden.
Spätwerk und Tod
Masaccio schuf zwei weitere Werke nach 1427. Das Rundbild von der Geburt Christi wird in der Gemäldegalerie Berlin aufbewahrt. Es wird daher auch als Berliner Tondo bezeichnet. Ein weiteres Spätwerk des Malers war eine Verkündigung der Jungfrau, welches als verschollen gilt.
Da sein Künstlerkollege Masolino, die Fresken der Katharina-Basilika in San Clemente (Rom) anfertigte, folgte ihm Masaccio dorthin.
In Rom starb Masaccio im Winter 1428. Er war zu diesem Zeitpunkt sechsundzwanzig oder 27 Jahre alt. Über die Umstände des Todes gibt es keine Anhaltspunkte. Doch es wird vermutet, dass er von einem rivalisierenden Maler vergiftet worden sei.