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Renaissance-Skulptur


Das Grab von Papst Julius II. in Rom, erschaffen von Michelangelo zwischen 1542-45, Bildnachweis: Filipe.Lopes / Shutterstock.com

Das Grabmal von Papst Julius II. in Rom, fertiggestellt von Michelangelo zwischen 1542-45, Bildnachweis: Filipe.Lopes / Shutterstock.com

Als Renaissance-Skulptur sind verschiedene dreidimensionalen Kunstwerke gemeint, welche während der Renaissance entstanden. Anders als die Plastik sind Skulpturen aus festen Werkstoffen – wie Stein, Holz oder Marmor – gefertigt. Das lateinische Verb sculpere, was übersetzt meißeln oder schnitzen bedeutet, verweist darauf – wie Skulpturen gefertigt werden und aus welchem Rohmaterial diese bestehen. Zusammen mit der Plastik werden Skulpturen als Statuen zusammengefasst. Die bedeutendste Skulptur der Renaissance ist der David von Michelangelo, entstanden zwischen 1501 und 1504.

Was war besonders an der Skulptur der Renaissance

Das Antiken- und Naturstudium der Bildhauer führte zu einem ganz neuen Kunstverständnis, welches sich in der Skulptur am deutlichsten zeigt.

Grundlage waren Skulpturen der Antike mit ihren idealen Proportionen. Dieses Idealbild wollten die Bildhauer der Renaissance zunächst kopieren, um es später zu übertreffen. Der menschliche Körper sollte dabei im Mittelpunkt stehen.

Um realitätsnahe Skulpturen des Menschen erschaffen zu können, mussten Künstler die menschliche Anatomie studieren. Neue Techniken, wie Zentralperspektive, Rilievo Schiacciato, Kontrapost oder Figura serpentinata wurden entwickelt und setzten neue Maßstäbe.

Dadurch, dass die Renaissancebauten mit großen Kuppeldächern und Tonnengewölbe ausgestattet wurden – lösten sich die Skulpturen vom Gebäude. Zuvor war die Skulptur lediglich ein dekoratives Mittel, um Gebäude zu verschönern. Durch die Loslösung vom Gebäude und der Architektur, etablierte sich die Bildhauerei als eigenständige Kunstgattung der Renaissance.

Merkmale der Renaissance-Skulptur

Zentralperspektive

Die Zentralperspektive wurde um 1420 von Filippo Brunelleschi wiederentdeckt und in allen Bereichen der Renaissancekunst eingeführt. Durch diese Perspektivtechnik war es Renaissancekünstlern möglich, ihre Kunstobjekte weitaus realistischer abzubilden.

Allerdings gab es bereits Bildhauer, welche ihrer Zeit vorauswaren, wie bspw. Donatello. Dieser schuf um 1408 ein Kruzifix für die Franziskanerkirche Santa Croce in Florenz, welche durch beeindruckende Proportionen und Realitätsnähe besticht.

Kruzifix in der Santa Croce (Florenz), konstruiert von Donatello, Bildnachweis: Von I, Sailko, CC BY 2.5 - keine Änderungen

Kruzifix in der Santa Croce (Florenz), konstruiert von Donatello, Bildnachweis: Von I, Sailko, CC BY 2.5 – keine Änderungen

Der dargestellte Christus ist gezeichnet durch die Strapazen des Martyriums. Harsche Kanten im Gesicht spiegeln den Lebendsturz wider. Der Körper ist abgemagert, Muskeln, Sehnen und Knochen treten deutlich hervor. Auch die Lastverteilung am Kreuz wurde eindrucksvoll von Donatello in Szene gesetzt.

Das Kruzifix ist eine Holzskulptur, produziert etwa 10 Jahre vor der konzeptionellen Einführung der Zentralperspektive. Der außergewöhnliche Realismus schuf neue Maßstäbe in der Bildhauerei.

Neue Ideale und Motive

Durch den Humanismus wurde der Mensch in den Mittelpunkt gerückt. Da die Kunst lediglich eine Abbildung der Zeitgeschichte ist, wurde dieses neue Menschenbild auch in der Bildhauerei übernommen. Skulpturen wurden demnach menschlich dargestellt. Auch die oben beschriebene Christusdarstellung war eine Vermenschlichung, welche im Mittelalter noch unüblich war.

Neben dem neuen Menschenbild war das Naturbild der Antike ein zweites Ideal der Bildhauerei. Alles sollte so aussehen, wie die Natur es vorgab. Nach diesen Maßstäben erschufen die alten Griechen und Römer ihre Skulpturen. Und die Bildhauer der Renaissancezeit wollten zuerst die antiken Vorbilder kopieren, um sie später zu übertreffen.

Auch das Verständnis von harmonischer Kunst wurde neu konzipiert. Demnach war alles, was den natürlichen Proportionen entsprach – gleichzeitig harmonisch.

Kontrapost

Unter dem Kontrapost (italienisch: contrapposto = Gegensatz) versteht man den Wechsel von Stand- und Spielbein bei menschlichen Skulpturen. Eindrucksvoll tauchte dieses Stilmittel erstmalig bei Donatellos Bronzedavid auf, wurde von späteren Bildhauern der Hochrenaissance übernommen.

Beim Kontrapost wird das Körpergewicht auf das Standbein verlagert, wodurch das gegenüberliegende Bein (Spielbein) entlastet wird. Dadurch entsteht in der Skulptur eine lockere Haltung, welche sich auf den Oberkörper auswirkt. Demnach mussten die Bildhauer der Renaissance sowohl eine lockere als auch eine angespanntere Körperseite ausarbeiten.

Eindrucksvoll wird der Kontrapost in der Davidskulptur von Michelangelo dargestellt. Michelangelo wurde vom Werk des früheren Donatellos inspiriert.

Skulptur des David von Michelangelo, Bildnachweis: Jon Chica / Shutterstock.com

Skulptur des David von Michelangelo mit gegensätzlicher Beinstellung (Kontrapost), Bildnachweis: Jon Chica / Shutterstock.com

Grabstätten-Skulpturen

Der Humanismus brachte eine Wiederbelebung des Individualismus hervor. Schon in der Antike gab es Formen des Individualismus, welche sich in Heldengeschichte und Sagen äußern. Während des Mittelalters wurde diese Heldengeschichten zurückgedrängt. Doch in der Renaissance erwachte das Heroische erneut, nahm allerdings völlig neue Ausmaße an. So ließen sich Adel und reiche Patrizier gern als heroische Individuen abbilden.

Die Vorstellung vom eigenen Tod erweckte zudem den Wunsch, ein Denkmal als Erinnerung zu hinterlassen. Solche Grabmale sollten vom Leben des Verstorbenen erzählen und ihn in Ruhm und Ehre auf Ewigkeit erstrahlen lassen.

Grabmal von Lorenzo de’ Medici in der Medici-Kapelle in Florenz, Grabmal erbaut von Michelangelo, Bildnachweis: goga18128 / Shutterstock.com

Grabmal von Lorenzo de’ Medici in der Medici-Kapelle in Florenz, Grabmal erbaut von Michelangelo, Bildnachweis: goga18128 / Shutterstock.com

Zwar gab es bereits in der Antike und im Mittelalter verschiedene Formen von Sarkophagen, jedoch verfeinerten erst die Renaissance-Bildhauer diese zu monumentalen Grabstätten. Demnach wurde die Skulptur ein Teil der Erinnerungskultur und viele große Persönlichkeiten beauftragten Künstler, diese zu produzieren. Ähnlich wie die Grabstätten im Alten Ägypten entstand so ein Personenkult, welcher auch nach dem Tod andauern sollte.

Figura serpentina

In der Spätrenaissance veränderte sich die Skulptur nochmals. Die Künstler wollten mehr Bewegung darstellen, wodurch gewundene Körper und spiralförmige Skulpturen entstanden. Dieses Stilmittel wird als „figura serpentina“ (lateinisch: geschlängelte Figur) bezeichnet. Perfektioniert hatte dieses Stilmittel der Florentiner Bildhauer Giovanni da Bologna (kurz Giambologna).

Giambologna: Der Raub der Sabinerin,

Giambologna: Der Raub der Sabinerin,

Doch bereits in der Hochrenaissance war die Darstellung von Bewegung ein neues Ideal. Und so schuf Michelangelo bereits zwischen 1513 und 1516 seine Skulptur des Sterbenden Sklaven. Der Körper des Sklaven windet sich vor Schmerzen und aus Angst vor dem bevorstehenden Tod. Dabei verlaufen die Wölbungen des Unterkörpers harmonisch. Der Oberkörper hingegen löst die Harmonie allmählich ab.

Michelangelos sterbender Sklave, ausgestellt im Louvre (Paris), Bildnachweis: gemeinfrei - keine Änderungen

Michelangelos sterbender Sklave, ausgestellt im Louvre (Paris), Bildnachweis: gemeinfrei – keine Änderungen


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