Nördliche Renaissance
Die Nordische Renaissance wird auch als Nördliche Renaissance oder Nordeuropäische Renaissance bezeichnet. Dabei ist die Renaissance nördlich der Alpen gemeint. Die Bezeichnung wurde gewählt, um sie von der italienischen Renaissance zu trennen. Denn schließlich liegt die Wiege der Renaissance in Italien.
Inhalt
Steckbrief
Name: | Nördliche Renaissance, Nordische Renaissance, Nordeuropäische Renaissance |
Bedeutung: | Stil während der Renaissancezeit nördlich der Alpen |
Beginn: | ab 1420/1500 |
Ende: | Ende 16. Jahrhundert, Mitte 17. Jahrhundert |
Merkmale: | -Stile der italienischen Renaissance werden übernommen, verändert bzw. weiterentwickelt -Gotik wirkt auf den Renaissancestil |
Künstler: | deutsche Renaissance: Albrecht Dürer, Lucas Cranach (der Jüngere), Hans Holbein (der Jüngere), Tilman Riemenschneider, Ulrich von Hutten, Sebastian Brant, Johann Reuchlin englische Renaissance: William Shakespeare, Thomas Tallis französische Renaissance: Toussaint Dubreuil, Martin Fréminet, Ambroise Dubois niederländische Renaissance: Hieronymus Bosch, Jan van Eyck oder Rogier van der Weyden |
Was bedeutet nördliche Renaissance
In Italien entstand die erste Renaissance-Kunst in Florenz, Rom, Venedig und anderen italienischen Stadtstaaten. Im 15. Jahrhundert breitete sich dieser Kunststil über die nördlichen Länder Europas aus, beginnend mit Frankreich, den deutschen Ländern, den Niederlanden, England und Polen.
In einigen Ländern lässt sich der Renaissancestil noch weiter differenzieren. So unterscheidet man innerhalb der deutschen Renaissance zwischen der Weserrenaissance und der Renaissance in Sachsen (Dresden-Renaissance). Denn in allen Ländern wurde der Renaissancestil abgeändert, vermischte sich mit lokalen Traditionen oder stand unter dem Einfluss spätgotischer Stile.
Oftmals wurde die Renaissance bewusst importiert. So kaufte der französische König Franz I. einige Gemälde und lud Leonardo da Vinci zu sich ein. Solche Bilderimporte dienten dem Zweck, des Studiums und Kopierens. Es wurden Hofkünstler beschäftigt, welche die Bilder der italienischen Meister studierten und deren Stil kopierten. Dadurch breitete sich der neue Stil über ganz Europa aus und wurde zu einer Stilepoche.
Gab es wirklich eine nordische Renaissance
Die nordische Renaissance war eigentlich ein Revival der italienischen Renaissance. Denn in Nordeuropa gab es keine antike Kunst, welche die Künstler hätten wiederbeleben können. Demnach gab es auch keine Wiedergeburt der schönen Künste aus der Antike. Und somit auch keine echte Renaissance.
Zwar gab es antike Texte in Nordeuropa, aber deren Verbreitung war dürftig. Demnach war die nördliche Renaissance eher ein Kopie der Italienischen, so etwas wie ein Secondhand-Stil oder eine Renaissance der Renaissance.
Im 16. Jahrhundert beschrieb der Künstlerbiograf Giorgio Vasari die Kunstwelt des Nordens als gotisch. Damit meinte er verächtlich: Kunst der Goten, also Barbarenkunst. Dennoch gab es Künstler im Norden, welche die Kunst der Italiener nicht nur kopierten, sondern in besonderer Weise vollendeten. Man denke nur an Brügge und seine Renaissancebauten oder an das Dresdner Schloss.
Wie, Wann und Wo begann die nordische Renaissance
Die Renaissance im Norden begann etwa 1420 in den Niederlanden. Als Begründer nördlichen Renaissancemalerei werden Robert Campin und Jan van Eyck genannt. Zur gleichen Zeit entwickelte Filippo Brunelleschi die Zentralperspektive in Italien, wodurch die Frührenaissance für die Kunstwelt geboren wurde.
Demnach sind die klassische Frührenaissance in Italien und im Norden etwa zeitgleich entstanden. In einiger Literatur wird die Protorenaissance (ab 1250) mit zur italienischen Renaissance gerechnet, wodurch Italien wieder vorne liegt.
Etwa 1505 begann Albrecht Dürer seine ersten Reise nach Italien. Dort studierte er die italienische Kunst und nahm seine Inspirationen mit zurück nach Nürnberg. Gleichzeitig wurden Dürers Druckgrafiken auch in Italien bewundert. Somit wird auch Dürer als einer der ersten Renaissancekünstler des Nordens erwähnt.
Was gehört zur nördlichen Renaissance
Englische Renaissance
Die Renaissance drang während der elisabethanische Ära (1558–1603) in England ein. Dort prägte die Renaissance, anders als Italien, vor allem die Literatur und Musik. Stattdessen war der Einfluss auf die bildende Kunst in England viel unbedeutender. Zu den bedeutenden Figuren der englischen Renaissance gehören William Shakespeare und Thomas Tallis.
Französische Renaissance
Die französische Renaissance beginnt mit der Invasion auf Italien, während der Renaissancekriege (1494). Sie endet mit dem Tod Heinrichs IV. (1610).
Im Jahr 1516 lud der französische König Franz I. den Renaissancekünstler Leonardo da Vinci zu sich ein. Leonardo kam mit drei Bilder nach Frankreich: Mona Lisa, Heilige Anna und dem Heiligen Jean Baptiste (Johannes der Täufer). Alle drei Bilder befinden sich heute im Louvre in Paris.
Große Eindrücke hinterließ der italienische Maler Rosso Fiorentino, welcher zwischen 1531 und 1540 auf dem Schloss Fontainebleau wirkte. Dieser kam auf Bitte des französischen Königs Heinrich II. nach Frankreich. Ihm folgten Francesco Primaticcio (1532) und Nicolò dell’Abbate (1552) aufs französische Schloss. Alle drei begründete die erste Schule von Fontainebleau.
Hauptaufgaben der Künstler waren das Schloss Fontainebleau mit Gemälden, Bilderteppichen, Stuckarbeiten oder mit Skulpturen auszustatten.
In der Spätrenaissance lud Heinrich IV. weitere Künstler aufs Schloss von Fontainebleau ein. Darunter waren Toussaint Dubreuil, Martin Fréminet und Ambroise Dubois. Die neue Generation bildete die zweite Schule von Fontainebleau.
Deutsche Renaissance
Die deutsche Renaissance wird mit Künstlern, wie Albrecht Dürer, Lucas Cranach (der Jüngere), Hans Holbein (der Jüngere) oder Tilman Riemenschneider in Verbindung gebracht. Zur deutschen Renaissance gehören aber auch Dichter und Schriftsteller, wie Ulrich von Hutten, Sebastian Brant oder Johann Reuchlin.
Typisch für die deutsche Renaissance sind Holzschnitt und Kupferstich, welche durch Dürers Arbeit bekannt wurden. Zu den bedeutendsten Bauwerken der deutschen Renaissance gehören die Residenz Landshut, das Heidelberger Schloss, das Augsburger Rathaus sowie das Antiquarium der Münchner Residenz. Letztere ist der größte Renaissancesaal nördlich der Alpen.
Niederländische Renaissance
Die niederländische Renaissance erstreckte sich auf dem historischen Gebiet der Niederlande im 16. Jahrhundert. Dieses Gebiet umfasst heute die Niederlande, Belgien und Südflandern.
Eindrucksvolle Architektur entstand zu dieser Zeit in belgischen Städten, wie Brügge oder Lüttich. Gerade die Handelsstädte an der Nordsee waren in der Lage, Künstler anzuwerben. Diesem Lockruf folgten Architekten wie Tommaso Vincidor und Alessandro Pasqualini.
Die altniederländische Malschule wurde geprägt von Hieronymus Bosch, Jan van Eyck oder Rogier van der Weyden. Letztere haben auch die venezianischen Renaissance mitgeprägt, da der König von Neapel diverse Kunstwerke der beiden studieren ließ. Als dann der Maler Antonella da Messina im Jahr 1475 die Republik Venedig erreichte, brachte er den niederländischen Malstil aus Neapel mit.
Philosophie und Literatur der niederländischen Renaissance sind durch die Arbeiten von Erasmus von Rotterdam oder Philips van Marnix geprägt wurden. Letzterer soll angeblich den Text zur niederländischen Nationalhymne verfasst haben.
Polnische Renaissance
Die Polnische Renaissance begann im 15. Jahrhundert und dauerte bis ins späte 16. Jahrhundert an. Als Renaissancekönig Polens wird Sigismund I. (der Alte) bezeichnet. In dieser Zeit wurde die Stadt Zamość (Padua des Nordens) – unter der Leitung des venezianischen Baumeisters Bernardo Morando – erbaut. Die Stadt gilt als Modellstadt und steht seit 1992 auf der Liste der UNESCO als Weltkulturerbe.
Berühmte Personen der polnischen Renaissance waren:
- Veit Stoß
- Conrad Celtis
- Jan Ostroróg
- Mikołaj Rej
- Jan Kochanowski
- Andrzej Frycz Modrzewski
- Nikolaus Kopernikus
Schottische Renaissance
Die schottische Renaissance begann ebenfalls im 15. Jahrhundert, wirkte aber bis ins 17. Jahrhundert hinein. Im 16. Jahrhundert bauten schottische Könige, wie bspw. Jakob V., ihre Paläste im Renaissancestil. Viele schottische Gelehrte studierten auf dem Festland, kehrten aber nach Schottland zurück, um dort das intellektuelle Leben zu prägen. Zu ihnen gehörten: Hector Boece, John Mair, Andrew Melville oder George Buchanan.
Spanische Renaissance
Die spanische Renaissance erhielt ihren Impuls durch die Entdeckung Amerikas und dem Erfolg bei der Reconquista. Beide Ereignisse geschahen 1492.
Bedeutende Maler der spanischen Renaissance waren: Pedro Berruguete, Alonso Berruguete, Diego Velázquez oder Luis de Morales.
Doch der bedeutendste spanische Maler war eigentlich ein Grieche und hieß Doménikos Theotokópoulos. Besser bekannt ist er unter dem Namen El Greco. Er prägt die Spätrenaissance in Spanien wie kein Zweiter. Seine Themen waren häufig Porträts und Bilder mit religiösen Bezug.
Die Zeit der Renaissance in Spanien wird auch als Goldenes Zeitalter Spaniens bezeichnet. Grund dafür war, dass die spanische Krone mit den Habsburgern aus Österreich zusammenfiel.
Jenes glorreiche Zeitalter wird mit den Regierungszeiten von Isabella I., Ferdinand II., Karl V., Philipp II., Philipp III. und Philipp IV. in Verbindung gesetzt. In dieser Zeit stieg Spanien zur Weltmacht auf, errichtete das Spanische Kolonialreich – welches zu den größten Weltreichen der Menschheitsgeschichte gehört. Zudem war das spanische Kolonialreich eines der ersten Globalreiche der Geschichte – deren Staatsgebiet sich in der Alten und in der Neuen Welt erstreckte.
Portugiesische Renaissance
Die Portugiesische Renaissance ist geprägt von großen Malern, wie Vasco Fernandes oder Gregorio Lopes. Das Zentrum der portugiesischen Kunst war Lissabon. Im 16. Jahrhundert entstanden in ganz Portugal diverse Malschulen, deren Mitglieder nur selten ihre Bilder signierten. Dies macht es für die Kunstwissenschaft schwierig, ein Bild einem Maler zuzuordnen.
Bekannt ist Portugal durch seine Entdeckungen in der Seefahrt. Auch dafür war Lissabon ein kulturelles Zentrum. Dort entstanden zahlreiche Seekarten während der Renaissance.
In der Literatur erreichte Portugal ein goldenes Zeitalter. Wörter aus dem klassischen Latein und dem Griechischen wurden ins Portugiesische importiert. Die Werke von Garcia de Resende wirkten nach und schufen die moderne portugiesische Sprache.
In dieser modernen Sprachform veröffentlichte João de Barros sein Werk: Décadas da Ásia (Dekaden von Asien). In diesem beschreibt er die portugiesische Geschichte in Indien.