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Hochrenaissance


Die Hochrenaissance ist die zweite Teilphase der Renaissance in Italien. Diese begann mit dem Ende der Frührenaissance zwischen 1490 und 1500. Die Hochrenaissance gilt als Hochphase der Renaissancezeit, da in dieser Zeit die wichtigsten Werke entstanden. Auf die Hochrenaissance folgt ab etwa 1520 die Spätrenaissance (Manierismus). Kulturelle Zentren der Hochrenaissance waren Rom und Venedig.

Steckbrief

Name: Hochrenaissance
Regionen:italienische Renaissance vor allem in Rom und Venedig (venezianische Renaissance)
Merkmale:Farb- und Luftperspektive werden eingeführt
Gattungen:-Renaissanceskulptur als freistehende Plastik
-Renaissance-Architektur orientiert sich an Proportionen des menschlichen Körpers
-Renaissance-Malerei
Beginn:1490/1500
Ende:1520
Vorgänger:Frührenaissance
Nachfolger:Spätrenaissance
Künstler:Leonardo da Vinci (1452 - 1519)
Michelangelo (1475 - 1564)
Raffael (1483 - 1520)
Bramante (1444 - 1514)
Giorgione (1478 - 1510)
Tizian (1488 - 1576)
Correggio (1489 - 1534)
Werke:Mona Lisa (1503–1506)
Sixtinische Decke (1508-1512)
Sixtinische Madonna (1512-1513)
Zentralbau des Petersdoms
Stadtvillen (vor allem in Venedig)

Was bedeutet Hochrenaissance

Die Hochrenaissance ist jene Phase der italienischen Renaissance, welche unmittelbar mit dem Schaffen von Leonardo da Vinci, Michelangelo, Raffael, Tizian und Giorgione verbunden ist. Zwar dauerte die Hochrenaissance nur etwa 20 Jahre, aber die Kunstwelt florierte.

Diese Blütezeit kam auch deshalb zustande, da viele Künstler aus den italienischen Stadtstaaten sich in diesen 20 Jahren in Rom tummelte, austauschten, voneinander lernten und sich gegenseitig inspirierten.

Begleitet wurde die Hochrenaissance auch von byzantinischen Einflüssen. Denn nachdem die Osmanen die byzantinische Hauptstadt Konstantinopel erobert hatten (1453), flohen griechische Gelehrte und Künstler nach Rom. Die Stadt war demnach ein Tummelplatz für Flüchtlinge aus Allerwelt, wodurch ein riesiger Ideenpool und Austausch entstand.

Wann begann die Hochrenaissance

Die Hochrenaissance begann mit dem kulturellen Niedergang von Florenz um etwa 1500. War die Stadt in der Frühphase noch die Wiege der Renaissance, zogen die Künstler nun ab. Der Grund war, dass die Medici-Familie aus der Stadt verbannt wurde. Diese waren während der Frührenaissance als Mäzene tätig, unterstützten die Renaissancekünstler in ihrem Schaffen und schafften so den kulturellen Aufstieg der Florentiner Republik.

1494 begann der erste Italienkrieg zwischen Frankreich und dem Königreich Neapel. Die Medici gewährten dem französischen König Karl VIII. den Durchmarsch bis nach Neapel und wurden deshalb von der Florentiner Bevölkerung als Verräter geächtet und verbannt. Als deren Nachfolger übernahm ab 1494 der Bußprediger Girolamo Savonarola die Macht in Florenz. Dieser wollte die Republik zu einem Gottesstaat umformen und verbot jegliche Kunst.

War Florenz zu Zeiten der Medici noch berühmt für Farbe, tolle Hüte und Kleider – wurde dies unter Savonarola strikt verboten. Die Renaissancekünstler erhielten keine Aufträge mehr und so zogen diese nach Rom, um dort zu arbeiten.

Zu den Kunstflüchtlingen gehörten auch die oben genannten (Michelangelo, Raffael usw.). Die Abwanderung bewirkte, dass sich zwischen 1495 und 1500 in Rom eine große Künstlerschar sammelte, welche vom Kirchenstaat, von Kaufleuten oder vom Adel diverse Aufträge erhielt.

Was ist typisch für die Hochrenaissance

Während der Hochrenaissance wurde die Renaissance-Kunst international berühmt. Die Künstler entwickelten die Formensprache der Frührenaissance weiter. So brachte etwa Tizian die Renaissancekunst nach Venedig. Er ist bekannt dafür, sich nicht strikt an anatomischen Maßen zu halten, was in der Frührenaissance noch höchstes Gebot war. Zudem verwendete glühende Farben, was ebenfalls vom Gebot der Realitätsnähe abwich.

Nördlich der Alpen kamen Künstler, wie Albrecht Dürer, Hans Holbein, Lucas Cranach oder Albrecht Altdorfer nach Italien und studierten dort die Werke der italienischen Renaissancekünstler. Von ihren Italienreisen brachten sie die Ideen, die Perspektivtechnik und das wissenschaftliche Hintergrundwissen mit nach Hause. Dort übertrugen sie die Technik der Malerei in neue Formen, wie den Kupferstich oder den Holzstich. Es entstand nördlich der Alpen eine neue Form der Renaissance, die als nördliche Renaissance bezeichnet wird.

Merkmale der Hochrenaissance-Kunst

Die Bedeutung von Kunst änderte sich während der Hochrenaissance. So wurde Kunst in der Frührenaissance noch als realitätsnahes Abbild der Natur begriffen. In der Hochrenaissance wollten Künstler die Natur – durch ihre Kunst – vollenden. So erkannten sie bei ihrem Naturstudium, dass die Umrisse von Dingen in der Ferne unscharf werden. Oder, dass sich Details bei zunehmender Entfernung auflösen. So wirken bspw. eckige Kanten mit zunehmender Entfernung leicht abgerundet.

Das Studium der Natur, der antiken Kunst und ihrer Geschichte oder auch der menschlichen Anatomie führte zu einem neuen Universalwissen bei den Künstlern. Wer gute Kunst produzieren wollte, musste die Natur nicht nur abbilden können – sondern ihr ganzes Wesen verstehen. Dieses universelle Studium der physischen Welt führte dazu, dass sich Künstler als Universalgelehrte begriffen. Der Inbegriff eines Universalgenies ist Leonardo da Vinci, welcher auch als Erfinder tätig war.

Architektur der Hochrenaissance

Die Architektur der Hochrenaissance war geprägt von der Zentralperspektive, welche bereits die Frührenaissance einläutete. Mit Hilfe dieser Perspektivtechnik wurden Bauwerke entworfen, welche in ihrer Proportion der menschlichen Anatomie nachempfunden waren. Tonnengewölbe und Kuppeldächer blieben auch in der Hochrenaissance prägend.

Bedeutendster Architekt der Hochrenaissance war Bramante, welcher in Rom diverse Aufträge für den Papst und Kirchenstaat verrichtete.

Malerei der Hochrenaissance

Die Malerei vollzog während der Hochrenaissance eine Weiterentwicklung. In der Frührenaissance waren bereits Porträts, Ölgemälde mit religiösen Motiven und auch Landschaftsbilder populär.

Das neue Realitätsstreben nach Vollendung der Natur bewirkte, dass eine neue Perspektivtechnik entwickelt wurde. Die Zentralperspektive blieb zwar erhalten, wurde nun aber um die Luftperspektive und Farbperspektive ergänzt.

Die Luftperspektive sollte Raumtiefe und Entfernung suggerieren, indem sphärische Elemente ins Kunstwerk einflossen (z.B. Dunst). Gleichmaßen ermöglichte die Farbperspektive ein Verblassen von Hintergrundobjekten, wodurch ebenfalls Raumtiefe und Entfernung erreicht wurde. Erfinder dieser neuen Perspektivtechniken war Leonardo da Vinci.

Der altniederländische Maler Jan van Eyck nutzte diese Perspektivtechniken schon vor Da Vinci. Und auch der deutsche Maler Konrad Witz konnte durch diese Techniken bereits Raumtiefe erzeugen. Aber Leonardo da Vinci gelang es, diese neuen Techniken in ein Regelwerk einzubetten. Dadurch wurden sie für Künstler der Hochrenaissance studierbar und praktizierbar. Leonardo bezeichnete diese Technik als Sfumato. Sein bedeutendstes Bild mit dieser Technik ist die Mona Lisa.

Dokumentarische Darstellung einer Szene, in welcher Leonardo da Vinci sein Hauptgemälde die Mona Lisa malt

Dokumentarische Darstellung einer Szene, in welcher Leonardo da Vinci sein Hauptgemälde die Mona Lisa malt

Skulptur, Plastik und Bildhauerei der Hochrenaissance

In der Plastik gab es keine Neuerungen gegenüber der Frührenaissance. Dennoch war die Hochrenaissance eine Schaffensphase, in welcher viele Skulpturen entstanden. Die bedeutendste Skulptur bildet den mythologischen David (David gegen Goliath) ab. Die Figur wurde von Michelangelo zwischen 1501 und 1504 gefertigt. Das Besondere an Michelangelos David ist, dass dieser den Helden vor dem Kampf zeigt. Alle anderen Davidskulpturen, wie bspw. die von Donatello, zeigen David mit dem Kopf des Goliath in den Händen.

Die David-Figur von Michelangelo (entstanden zwischen 1501 und 1504 in Florenz) wählt den Kampf zwischen David gegen Goliath als antikes Motiv, Bildquelle: Nina_Hartwood/shutterstock.com

Die David-Figur von Michelangelo (entstanden zwischen 1501 und 1504 in Florenz) wählt den Kampf zwischen David gegen Goliath als antikes Motiv, Bildquelle: Nina_Hartwood/shutterstock.com


Während der Hochrenaissance bemühten sich Bildhauer, die Anatomie des Menschen möglichst realitätsgetreu abzubilden. Der Körper eines Menschen wurde als ein Zusammenspiel von Muskeln, äußeren Organen und Adern begriffen. Diese ganzen Facetten sollten in ein Kunstwerk einfließen, weshalb die Bildhauerei zugleich ein Studium der menschlichen Anatomie einbezog.


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