Donatello (Bildhauer)
Donatello (eigentlich Donato di Niccolò di Betto Bardi) war ein bedeutender Bildhauer in der Renaissance. Sein bedeutendstes Werk ist der Bronzedavid, welcher um 1435 in Florenz entstand. Donatello war Schüler von Lorenzo Ghiberti, durch dessen Werke die Renaissance-Bildhauerei mitbegründet wurde. Doch anders als Ghiberti widmete sich Donatello nicht nur der Plastik, sondern erschuf auch Skulpturen aus Marmor und Holz. Er gilt als Erfinder der Rilievo Schiacciato (Relieftechnik).
Inhalt
Steckbrief
Name: | Donato di Niccolò di Betto Bardi, kurz: Donatello |
Geboren: | um 1386 in Florenz |
Gestorben: | 13. Dezember 1466 in Florenz |
Beruf: | Bildhauer |
Epoche: | Frührenaissance |
Lehrer: | Lorenzo Ghiberti |
Lehrlinge: | unbekannt |
Werke: | David aus Marmor (1408/09) David aus Bronze (etwa 1435) Diverse Reliefs (z.B. Der Hl. Georg kämpft mit dem Drachen) |
Lebenslauf, Biografie und Werke
Donatello wurde um 1386 in Florenz geboren. Sein Vater war ein Wollkämmer, namens Niccolò di Betto Bardi. Urkundlich erwähnt wird Donatello erstmalig durch eine Prügelei im Jahr 1401. Damals arbeitete er mit seinem Freund Filippo Brunelleschi an einem Silberaltar für den Dom von Pistoia. Brunelleschi nahm 1401/02 an einem Künstlerwettstreit in Florenz teil, welchen er aber gegen Lorenzo Ghiberti verlor (Siehe Konkurrenzrelief und Isaaksopfer).
Im darauffolgenden Jahr reisten Donatello und Brunelleschi nach Rom, um dort die antiken Bauwerke zu studieren. Da Donatello niemals verheiratet war, entstand das Gerücht – dass er homosexuell gewesen sein sollte. Tatsächliche Belege hierzu existieren allerdings nicht. Da aber eine innige Freundschaft zu Brunelleschi und Masaccio dokumentiert ist, welche ebenfalls unverheiratet waren – ist diese These in der Kunstwissenschaft allgemein anerkannt.
Erstes Werk von Bedeutung
Wieder zurück in Florenz trat Donatello der Werkstatt von Lorenzo Ghiberti bei. Dort arbeitete er zwischen 1404 und 1407. Bei einem erneuten Kunstwettbewerb in Florenz, konnte sich Donatello durchsetzen. Dazu fertigte er 1408 ein hölzernes Kruzifix für die Franziskanerkirche Santa Croce in Florenz an. Das Kruzifix besticht durch seinen außergewöhnlichen Realismus. Dazu arbeitete Donatello sämtliche Muskeln und Sehnen des leidenden Christi heraus. Die Vermenschlichung Christi gefiel nicht jeden, dennoch wurde es zum Vorbild nachfolgender Renaissancekünstler.
David aus Marmor
Im Jahr 1408 erhielt Donatello dann den Auftrag, einen David aus Marmor zu fertigen. Diese Statue sollte den Florentiner als Schutzpatron dienen. Sein Marmordavid befindet sich heute im Museo nazionale del Bargello in Florenz. Der David wurde bemalt und auf einen Sockel gestellt. Heute ist die Farbe verschwunden. Dadurch wirkt die Figur fade und trist.
Skulpturen für die Orsanmichele
Im selben Jahr folgte der Auftrag, eine lebensgroße Sitzfigur des Evangelisten zu fertigen. Den Auftrag erhielten Donatello und drei weitere Bildhauer. Aufgestellt werden sollte der Evangelist neben dem Westportal des Doms in Florenz. Da sich die Figur des Heiligen Johannes in einer Nische – etwa 2,5 m über dem Betrachter befindet- verwendet Donatello einen Trick bzw. Kunstgriff. Um die Untersicht auszugleichen, verlängert er den Oberkörper der Figur. Dadurch rücken die Proportionen ins rechte Maß für den Betrachter. Da die Figur heute im Museum ausgestellt wird, lässt sich dieser Kunstgriff nicht mehr nachvollziehen. Zur Darstellung des Heiligen Johannes verwendete Donatello erstmalig den Kontrapost als Stilmittel. Dabei sind die Beine nach links geneigt, während der Oberkörper dem Betrachter zugewandt ist.
Es folgten zwischen 1411 und 1418 mehrere Marmorstatuen für das Kirchengebäude Orsanmichele in Florenz. Darunter der Heilige Georg, Petrus und Markus.
Auch bei diesen Skulpturen wirkt der Kontrapost. Da die Figuren stehen, stellte Donatello das Spielbein (links) leicht gebeugt dar, um das Standbein (rechts) kraftvoll wirken zu lassen. Durch diese Gegenüberstellung soll der Betrachter eine Harmonie empfinden.
Grabmal des Johannes
Ab 1416 hatte Donatello eine eigene Werkstatt, welche er sich ab 1425 mit Michelozzo teilte. Dort fertigten sie diverse Bronzereliefs und Statuen, welche als Gemeinschaftsarbeit entstanden. Zwischen 1425 und 1427 arbeiteten beide am Grabmal für Johannes XXIII., einem Gegenpapst während des Abendländischen Schismas.
Bronzedavid
Im Auftrag der Medici schuf Donatello um 1435 eine zweite Davidskulptur. Diese bestand diesmal aus Bronze. Der David von Donatello ist nackt. Die Plastik ist die erste lebensgroße Akt-Statue seit der Antike.
Neben der Nacktheit des David besticht die Figur durch ihre Leichtigkeit und Harmonie. Stilmittel ist wieder der Kontrapost. So ist das linke Spielbein des David locker auf dem Kopf des Goliath gestellt. Das rechte Standbein steht straff und fest verankert auf der Erde. Um nicht verkrampft zu wirken, ruht das Schwert des Davids in seiner Hand – wird aber nicht als Stütze genutzt.
Mit dieser Davidstatur verkörperte Donatello das Ideal der Florentiner, einen übermächtigen Gegner doch überwinden zu können. Nach der Fertigstellung wurde der David auf den Innenhof des Medici-Palastes(Palazzo Medici) ausgestellt. Ab 1495 wurde der David an den Hof des Palazzo della Signoria ausgestellt. Heute steht die Figur im Bargello-Museum in Florenz.
Reiterstandbild Gattamelata
Zwischen 1443 und 1453 lebte Donatello in Padua. Dort schufen er und seine Mitarbeiter mehrere Bronzereliefs für dortige Kirchen und Klöster. Zwischen 1446 und 1450 fertigte Donatello das Reiterstandbild des Kommandanten Erasmo da Narni an, welcher auch als Gattamelata (deutsch: schleichende Katze) bezeichnet wurde.
In diesem Reiterstandbild konstruiert Donatello die Charakterzüge des Kommandanten und Diktators eindrucksvoll nach. Dazu verwendete er eine ausdrucksstarke Gesichtsdarstellung mit gerunzelten Augenbraunen. Das Kinn ist vorgestreckt, was Entschlossenheit demonstriert. In der Hand hält der Feldherr den Kommandostab. Die Rüstung des Gattamelata entspricht der eines römischen Offiziers.
Tod und Nachwirken
Donatello starb am 13. Dezember 1466 in Florenz. Bestattet wurde Donatello in der Krypta von San Lorenzo. Diese befindet sich in unmittelbarer Nähe des Grabes von Cosimo de’ Medici. Der Medici war Kunstmäzene und Förderer Donatellos.
Als Donatello starb, dominierte der „süße Stil“, den er Jahrzehnte zuvor mit hervorgebracht hatte, im Werk der florentinischen Bildhauer. Sein späterer Stil wird als kühn beschrieben. Sowohl in Florenz als auch in Padua oder Siena hinterließ er eine gut ausgebildete Künstlergeneration, welche von seinem Werk inspiriert waren. Dennoch lassen sich seine Mitarbeiter nicht als Schüler beschreiben. Zu seinen regelmäßigen Assistenten in Donatellos späteren Jahren gehörten Bartolomeo Bellano (aus Padua) und Bertoldo di Giovanni.
Donatello gilt als Begründer und Vollender des rilievo schiacciato (deutsch: gepresstes Relief). Bei dieser Relieftechnik wird eine tiefenräumliche Illusion erzeugt, indem das Relief mit minimalen Erhebungen und Vertiefungen bearbeitet wird. Erstmalig erreicht diese Relieftechnik ihre Vollendung bei Donatellos Werk: Der Heilige Georg kämpft mit dem Drachen. Das Relief entstand 1417 und kann heute im Bargello-Museum in Florenz besichtigt werden.