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Moses-Statue (Michelangelo)


Michelangelos Moses-Statue, Bildnachweis: difenbahia / Shutterstock.com

Michelangelos Moses-Statue, Bildnachweis: difenbahia / Shutterstock.com

Die Moses-Statue ist eine Skulptur, gefertigt von Michelangelo, zur Zeit der Renaissance. Sie ist eine zentrale Figur im Juliusgrabmal, welches sich in der Kirche San Pietro in Vincoli in Rom befindet.

Für viele Kunstwissenschaftler ist der Moses die bedeutendste Bildschöpfung Michelangelos. Sigmund Freud, Vater der Psychoanalyse, erklärte – dass kein Bildnis jemals eine andere Wirkung auf ihn hatte.

Gefertigt wurde der Moses für das Juliusgrabmal. Seine kolossale Erscheinung überstrahlt dabei die Wirkung von Julius II. Dies liegt wohlmöglich daran, dass der Entwurf zum Grabmal des Julius mehrfach geändert wurde. Über 40 Jahre arbeitete Michelangelo daran und eigentlich war das Grabmal viel größer geplant. Demnach entstand der Moses in einer frühen Phase – als der Bau des Grabmal noch viel kolossaler gedacht war.

Eigenschaften und Merkmale

Position der Moses-Statue innerhalb des Juliusgrabmals, Bildnachweis: OmiStudio / Shutterstock.com

Position der Moses-Statue innerhalb des Juliusgrabmals, Bildnachweis: OmiStudio / Shutterstock.com

Der Moses befindet sich im Untergeschoss des Wandgrabes. Die Statue misst 2,35 m in der Höhe. Sie zeigt einen sitzenden Moses. Würde er stehen, wäre die Skulptur über 3 Meter hoch. Um den kolossalen Moses etwas mehr Wirkung zu verleihen, wurde er in den Vordergrund gerückt. Die Statue befindet sich zudem auf einen Sockel. Dadurch wirken die Skulpturen der Rachel (links) und der Lea (rechts) als Hintergrund.

Entstehungsgeschichte

Den Auftrag für die Erschaffung eines Grabmals für Julius II. erhielt Michelangelo im Jahr 1505. Geplant waren 47 Skulpturen, auf einer Gesamtfläche von 70 m² zu platzieren. Mehrfach wurde das Projekt abgeändert, weshalb sich der Bau des Grabmals über 40 Jahre hinzog.

In Michelangelos ersten Entwurf des Juliusgrabes (1505) fand sich keine zentrale Skulptur des Moses. Als Papst Julius II. im Jahr 1513 starb, wurde mit dem Testamentsvollstrecker ein neuer Vertrag aufgesetzt, welcher einen Umbau vorsah. Michelangelos neuer Entwurf enthielt immer noch keine zentrale Mosesfigur.

Wahrscheinlich begann Michelangelo, die Statue des Moses zwischen 1513 und 1515 zu fertigen. Geplant war, die Statue als Eckfigur einzusetzen. Die tatsächliche Vollendung der Statue geschah erst kurz vor der Veröffentlichung des Grabmals 1545. Somit lag die unvollendete Moses-Statue etwa 40 Jahre lang in Michelangelos Werkstatt in Rom. In dieser Zeit entwarf Michelangelo weitere Skulpturen, welche aber niemals in die Grabstätte eingingen. Viele von ihnen blieben unvollendet.

Im dritten Projektentwurf (1516) sollte die Moses-Statue in die linke Nische des Obergeschosses platziert werden. Beim sechsten Projektentwurf von 1542 wurden Michelangelos einige Gehilfen zur Seite gestellt, damit das Grabmal endlich fertig werden würde.

Das Grab von Papst Julius II. in Rom, erschaffen von Michelangelo zwischen 1542-45, Bildnachweis: Filipe.Lopes / Shutterstock.com

Gesamte Juliusgrabmal mit 4 Statuen oben und 3 Skulpturen unten, Bildnachweis: Filipe.Lopes / Shutterstock.com

Das Grabmal enthält insgesamt 7 Figuren. Lediglich der Moses wurde allein von Michelangelo gefertigt. Alle anderen Figuren wurden entweder unter seiner Aufsicht oder unter Mithilfe seiner Gehilfen produziert.

Motiv

Gezeigt wird der Prophet Moses aus dem Alten Testament. Laut der Bibel befreite Moses die Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei und führte sie ins gelobte Land (heutige Israel). Auf ihrer 40-jährigen Reise wuchsen die Israeliten als Volk zusammen. Aus dem losen Haufen befreiter Sklaven wurde eine Einheit, bestärkt im Glauben an die Verheißung des gelobten Landes.

Auf dem Berg Sinai empfing Moses schließlich die zehn Gebote, zu dessen Einhaltung sich die Israeliten verpflichteten. Diese Gebote sollten das Miteinander regeln, wodurch sich die Israeliten vor ihrem Gott (JHWH) als das auserwählte Volk auszeichnen sollten. Sowohl der Empfang der Gebote, die Reise nach Kanaan (gelobte Land, Israel) und auch der Glaube an den Gott JHWH – ließen die befreiten Sklaven zu einer Einheit mit gemeinsamer Identität verschmelzen.

Beschreibung

Skulptur des Moses, Bildnachweis: Gimas / Shutterstock.com

Skulptur des Moses, Bildnachweis: Gimas / Shutterstock.com

Die Moses-Statue zeigt den Propheten zu dem Zeitpunkt, nachdem er auf dem Berg Sinai die zehn Gebote von Gott empfing. Michelangelos Moses hält die Gesetzestafeln unter seinem rechten Arm.

Beim Abstieg vom Sinai erkennt Moses, dass sein Volk um eine goldene Kuh tanzt. Das goldene Kalb dient in der Bibel als Narrativ für Götzenbilder, falsche Kulte und falsche Götter. Mit den Gesetzestafeln (Tora) in der Hand ist der Blick des Moses nach links gerichtet. Er schaut grimmig auf die falsche Götzenverehrung seines Volkes.

Laut der Bibel wird Moses die Gesetzestafeln vor seinem Volk zertrümmern, um klar zu machen, dass die Bilderverehrung falsch sei. Dann wird er den Berg Sinai erneut besteigen, um die Tafeln von Gott neu zu empfangen.

Michelangelos Statue zeigt Moses zum Zeitpunkt als erkennt, dass sein Volk um das goldene Kalb herumtanzt. Er ist gerade dabei aufzuspringen, um die Tafeln zu zerschmettern. Die Bibelszene macht deutlich, dass der Glaube der Israeliten als erste monotheistische Religion gedacht wurde. Kein Gott sollte neben JHWH stehen.

Als Stilmittel verwendete Michelangelo antike Symbolik. Der Bart des Moses deutet Alter, Reife und Weisheit an. Dieses Stilmittel war bereits in der Antike beliebt und wurde seit der Wiederentdeckung der Laokoon-Gruppe (1506) für die Bildhauerei verwendet. Inspiriert wurde Michelangelo wohlmöglich von Donatello. Die Skulptur des Heiligen Johannes verwendete den langen Bart ebenfalls als Stilmittel. Der Kontrapost des Johannes mit zugerichteten Oberkörper, aber linksgerichteter Beinstellung – könnte ebenfalls von Donatello übernommen worden sein.

Hörner

Michelangelo Moses ist gehörnt. Man nennt die Statue deshalb auch den gehörnten Moses.

Kopf der Moses-Statue mit Hörnern

Kopf der Moses-Statue mit Hörnern

Die Hörner waren allerdings kein Stilmittel, sondern rühren aus einem Übersetzungsfehler. Denn Michelangelo nutzte für die Ausgestaltung seiner Statue die Vulgata (lateinische Bibel). Latein war während der Renaissance noch die verkehrsübliche Sprache in Italien.

Das Alte Testament wurde aber ursprünglich in Hebräisch geschrieben. Moses wird in der hebräischen Bibel (Tanach) mit der Eigenschaft „qāran“ (deutsch: strahlend) versehen. In der Vulgata wurde „qāran“ fälschlicherweise mit gehörnt übersetzt.

Rezeption und Bedeutung

Die Moses-Statue von Michelangelo gehört zu den bedeutendsten Renaissancestatuen und Kunstwerken. Weiterhin gehört der Moses zu den meistrezipierten Werken der Kunstgeschichte. Für viele Kunstkenner erreicht der Scultore hier seinen Höhepunkt, bei dem Michelangelo frühere Kunstwerke aus der Antike tatsächlich übertraf. Nachträgliche Skulpturen der Renaissance wurden vom Moses geprägt, so etwa Giambolognas Werke.


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