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Die Heilige Familie, Tondo Doni (Michelangelo)


Die heilige Familie (Tondo Doni), Uffizien in Florenz, Bildlizenz: gemeinfrei- keine Änderungen

Die heilige Familie (Tondo Doni), Uffizien in Florenz

Die Heilige Familie (Tondo Doni) ist eine Gemälde des Renaissancekünstlers Michelangelo. Es entstand im Auftrag des Agnolo Doni, was zur Namensbildung beitrug. Das Gemälde ist ein Rundbild (italienisch: Tondo) und gehört zu den berühmtesten Werken der Renaissance in Italien.

Gezeigt wird die Heilige Familie (Jesus-Kind, Mutter Maria und Vater Joseph). Aufgrund dessen, dass Maria im Vordergrund und Bildmittelpunkt platziert ist – wird das Bild auch als Doni Madonna bezeichnet. Es wird angenommen, dass das Doni-Rundbild das einzige Tafelbild Michelangelos war, welches bis in die Neuzeit überdauerte. Zwar existieren in der Nationalgalerie in London noch zwei Tafelbilder Michelangelos (Grablegung und Manchester-Madonna), doch diese sind unvollendet. Heute wird das Rundgemälde in der Uffizien-Galerie in Florenz ausgestellt. Der Durchmesser des Gemäldes beträgt 120 cm.

Entstehungsgeschichte

Es wird angenommen, dass das Tondo Doni zwischen 1503 und 1508 entstand. Als Auslöser für den Auftrag wird die Hochzeit des Agnolo Doni herangezogen (1503).

Demnach entstand das Bild als Erinnerungsstück, um an die Eheschließung des Agnolo Doni (Auftraggeber) und seiner Ehefrau Maddalena Strozzi zu erinnern. Weiterhin geht man davon aus, dass das Gemälde vor den Deckenfresken in der Sixtinischen Kapelle (1508) entstand.

Motiv und Bildbeschreibung

Abgebildet ist die Heilige Familie. Dabei ist die Jungfrau Maria die auffälligste Figur im Gemälde und nimmt einen Großteil des Bildzentrums ein. Sie sitzt direkt auf dem Boden, hat weder Kissen noch irgendeine andere Unterlage unter dem Gesäß. Wohlmöglich soll dadurch Marias Bodenständigkeit vermittelt werden.

Josef sitzt hinter Maria. Die Jungfrau sitzt zwischen seinen Beinen, wodurch der Eindruck entsteht, dass er die Madonna beschützt. Seine Beinen wirken wie ein Thron, welcher sich hinter Maria aufbaut. Hinzu kommt, dass Josef größer als Maria ist – obwohl er im Hintergrund sitzt.

Uneinig ist die Kunstwissenschaft darüber, ob Maria das Jesuskind an Josef übergibt oder ob die Muttergottes das Kind von ihrem Gatten empfängt.

Das Gemälde zeigt eine ländliche Szene. Im Hintergrund befinden sich von Akte (Nackte Personen). Über deren Bedeutung wurde viel diskutiert. Zwischen den Akten und der Familie befindet sich eine Person, welche von der Forschung als Johannes der Täufer gesehen wird. Dieser bildet den mittleren Hintergrund. Er galt als Schutzpatron von Florenz und ist auf sehr vielen Kunstwerken der Renaissance enthalten.

Sowohl Maria, als auch Josef schauen das Jesuskind an. Aber keiner der Aktfiguren aus dem Hintergrund schaut auf das Kind. Der äußerste Hintergrund bildet eine Berglandschaft.

Stilmittel und Technik

Die Aktfiguren im Hintergrund sind weich modelliert. Sie wirken wie Vorläufer der Ignudi an der Sixtinischen Decke. Um Raumtiefe darzustellen, verwendete Michelangelo verschiedene Schattierungen und Farbverläufe für den Hintergrund.

Durch verschiedene Pigmente erreichte Michelangelo, dass der vordere Bereich im Fokus steht, während der Hintergrund leicht verschwommen und unfokussiert bleibt. Die lebendigste Farbe findet sich im Blau von Marias Gewand.

Maria wirkt männlich, was man an der Ausarbeitung und Definition ihre beiden Oberarme erkennt. Diese Männlichkeitsdarstellung einer Frau findet sich bei Michelangelo immer wieder. So auch in den Frauenskulpturen der Medici Kapelle.

Man nimmt an, dass Michelangelo ungern Frauen gemalt oder gemeißelt hatte. Sein Schönheitsideal galt dem männlichen Körper (Davidstatue), weshalb er wohlmöglich männliche Modelle für die Gestaltung von weiblichen Figuren verwendete.

Der Akt hinter Josef zeigt zudem eine deutliche Dynamik gegenüber den vier übrigen Aktfiguren. Einige Kunsthistoriker nehmen an, dass diese Figur von der Laokoon-Gruppe beeinflusst wurde. Diese antike Figurengruppe wurde 1506 wiederentdeckt. Dadurch würde sich das Jahr der Bildentstehung nach hinten verschieben.

Ein weiteres Stilmittel ist die Renaissance-Pyramide. Die Figuren der Heiligen Familie sind so aufgebaut, dass ihre Umrisse ein Dreieck ergeben. In Michelangelos Pieta findet sich das Renaissance-Dreieck ebenfalls. In der Darstellung von Figurengruppen war der Pyramidenumriss typisch für die Renaissancekunst.

Interpretation

Es gibt verschiedene Interpretationen zum Bild. Die meisten Interpretationsversuche gehen weit auseinander, wenn es um die Beziehung der Heiligen Familie im Vordergrund zu den Aktfiguren im Hintergrund geht.

So wird das Christuskind im Vordergrund als ein Geschenk dargestellt. Seine Eltern kümmern sich um das Kind voller Hingabe. Das Wortspiel Doni (Bildtitel) und dem italienischen Wort donare (deutsch: Geschenk) ist Gegenstand dieser Interpretation.

Andere Interpretationsversuche zielen darauf ab, die Familie als Symbol der katholischen Kirche zu sehen. Die Hintergrundfiguren werden als Faune (Mythologie) interpretiert. Demnach stellt der Hintergrund die Religion des Altertums dar, während der Vordergrund die damalige Gegenwart abbildet.

Rahmen

Das Gemälde befindet sich noch in seiner ursprünglichen Rahmung. Der Rahmen ist aufwendig geschnitzt und enthält Schnitzereien von Halbmonden, Löwenköpfen, Sternen, Pflanzen und menschliche Köpfe.

Doni Tondo mit Rahmen, Bildnachweis: Paolo Gallo / Shutterstock.com

Doni Tondo mit Rahmen, Bildnachweis: Paolo Gallo / Shutterstock.com

Was die menschlichen Köpfe bedeuten sollen, ist Gegenstand zahlreicher Spekulationen. Bei den Löwen glaubt man, dass es sich auf eine Anspielung auf das Familienwappen der Familie Doni und Strozzi handeln könnte. Aus letztere Familie stammte die Ehefrau von Agnolo Doni.


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