Gemälde der Brancacci-Kapelle in Florenz (Masolino, Masaccio, Lippi)
Die Brancacci-Kapelle in Florenz ist ein Seitenraum der Kirche Santa Maria del Carmine. Entstanden ist die Kapelle in der Renaissance. Die dort gemalten Fresken stammen von Masolino und Masaccio, zwei Renaissancekünstlern des 15. Jahrhunderts. Aufgrund ihrer nachhaltigen Bedeutung für die Renaissancekunst wird die Brancacci-Kapelle auch als Sixtinische Kapelle der Frührenaissance bezeichnet. Anhand der unterschiedlichen Stile der Wandgemälde können Kunsthistoriker den Übergang von der spätgotischen zur Renaissancemalerei ablesen.
Ursprünglich umfasste der Zyklus 17 Fresken, wobei vier Wandgemälde nachträglich zerstört wurden. Und da Masaccio unerwartet und plötzlich starb, blieb die Kapelle zunächst unvollendet. Demnach sind 12 von 17 Wandgemälden das Werk von Masolino und Masaccio gewesen, welche diese zwischen 1425 und 1427 malten. Erst in den 1480-er Jahren wurde Filippino Lippi beauftragt, den Freskenzyklus zu vollenden. Er vollendete zunächst Masaccios Fresko von der „Erweckung des Sohnes“ und fügte dann 3 weitere Wandgemälde hinzu. Heute besteht der Zyklus aus 13 Gemälden.
Inhalt
- 1 Geschichte
- 2 Gemälde
- 2.1 Der Sündenfall (Masolino)
- 2.2 Vertreibung aus dem Paradies (Masaccio)
- 2.3 Berufung des Petrus (Masolino)
- 2.4 Der Gang auf dem Wasser (Masolino oder Masaccio)
- 2.5 Verrat und Reue des Petrus
- 2.6 Der Zinsgroschen (Masaccio)
- 2.7 Heilung des Gelähmten und Erweckung der Tabitha (Masolino und Masaccio)
- 2.8 Predigt des Petrus (Masolino)
- 2.9 Taufe der Neubekehrten (Masaccio)
- 2.10 Petrus heilt mit seinem Schatten (Masaccio)
- 2.11 Verteilung der Güter und Tod des Hananias (Masaccio)
- 2.12 Erweckung des Sohnes des Theophilus und Petrus auf dem Thron (Masaccio und Lippi)
- 2.13 Paulus besucht Petrus im Gefängnis (Lippi)
- 2.14 Befreiung des Petrus (Lippi)
- 2.15 Petrus und Simon Magus vor Nero und Kreuzigung des Petrus (Lippi)
Geschichte
Der Bau der Kapelle wurde 1422 von Felice Brancacci in Auftrag gegeben. Dieser fungierte als Diplomat der Stadt Florenz in Kairo. Seinen Einfluss und seine finanziellen Mittel erlangte Brancacci allerdings durch den Seidenhandel. Denn der Seidenhändler profitierte vom Rückgang des Wollmarktes.
Baubeginn der Kapelle war 1422. Nachdem Brancacci aus Kairo zurückkehrte, beauftragte er den Maler Masolino, seine Kapelle zu malen. Die Gemälde entstanden zwischen 1425 und 1427.
Masolinos Gehilfe war der 18 Jahre jüngere Masaccio, welcher schon bald seinen Meister übertreffen sollte. Während der Arbeit an der Brancacci-Kapelle erhielt Masolino einen Auftrag aus Ungarn. Er reiste ab und diente von September 1425 bis Juli 1427 dem ungarischen König als Hofmaler.
Als Masolino nach Florenz zurückkehrte, lernte der Meister von seinem einstigen Schüler. Denn Masaccio hatte mittlerweile sein Kunsthandwerk weiter perfektioniert. Masaccios Bilder bestachen durch eine Raumtiefe, wodurch die Figuren realistischer erscheinen.
Inspiriert wurde Masaccio von Donatellos Skulpturen, welche den Naturalismus dreidimensional wiedergeben konnten. Diesen Eindruck wollte Masaccio auch in seinen Gemälden vermitteln. Durch die Arbeit von Filippo Brunelleschi erhielt die Zentralperspektive ab 1420 auch ihre geometrische Grundlage. Fortan war es möglich, nach Beachtung gewisser Regeln, eine Raumtiefe in Wandgemälden zu erschaffen. Und dieser Realismus zeigt sich, wenn man Masaccios Gemälde mit denen von Masolino vergleicht.
Brancacci-Motive
Gedacht war, dass die Fresken verschiedene Szenen aus dem Leben des Heiligen Petrus zeigen. Dieser war Namenspatron von Pietro Brancacci. Jener Pietro war Onkel von Felice Brancacci, welcher seinen Neffen als Erben einsetzte.
Die Kapelle sollte demnach der Brancacci-Familie als Denkmal und Ruhmesstätte dienen. Wie damals durchaus üblich, wurden die Auftraggeber ebenfalls auf den Gemälden verewigt. Solche Stifterfiguren befanden sich im Gemälde abseits der Handlung, waren Nebendarsteller – aber immerhin für alle Zeiten sichtbar.
Durch solche Stifterporträts sollten die Brancaccis auf den gemalten Bibelszenen erscheinen und Teil der Petruserzählung werden, wodurch sich ihr Ruhm bis in die Nachwelt erstrecken sollte.
Zerstörung der Brancacci-Bilder
In den 1430-er Jahren nahm Felice Brancacci an einer Verschwörung gegen die Medici teil. Die Medici-Familie waren die eigentlichen Herrscher von Florenz und die Verschwörung schadete seinem Ansehen.
In der Folge wurden sämtliche Bilder der Brancacci-Kapelle – auf denen die Brancacci-Familie verewigt war, zerstört. Und auf dem Bild von der „Erweckung des Sohnes des Theophilus“ wurden die Brancaccis einfach übermalt.
Gemälde
Der Zyklus beginnt chronologisch mit „Der Sündenfall“ von Masolino. Dieses Bild beschreibt eine Bibelszene aus dem Alten Testament. Dem gegenüber steht Masaccios Gemälde „Vertreibung aus dem Paradies“. Auch dieses Gemälde zeigt eine Bibelgeschichte des Alten Testaments.
Beide Gemälde befinden sich im Eingangsbereich der Kapelle. Vergleicht man beide Bilder wird der Unterschied zwischen Internationaler Gotik (alter Stil) und dem neuen Stil der Renaissance deutlich.
Da Masolino zwischenzeitlich in Ungarn, unter König Sigismund von Luxemburg, als Hofmaler diente – stammen die meisten Gemälde vom damals 21-jährigen Masaccio.
Wohlmöglich hätten die Gemälde der Brancacci-Kapelle – ohne Masolinos Abwesenheit – niemals ihre Bedeutung erlangt. Denn in Masaccios Werken sind sowohl Dramatik und Handlung erkennbar. Die Konstruktion nach zentralperspektivischen Vorgaben vermittelt ein Gefühl von Raumtiefe, wodurch die Szenen realistischer erscheinen.
Der Sündenfall (Masolino)
Das Gemälde „Der Sündenfall“ befindet sich oben rechts in der Brancacci-Kapelle. Dargestellt sind Adam und Eva, welche die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis pflücken wollen. Beide stehen nebeneinander und die Figuren wirken langgezogen. Evas Arm ist um den Baum gelegt, um welchem sich auch die Schlange (Versuchung) windet. Diese wird mit menschlichen Haupt und blonden Haaren dargestellt.
Durch die gegenläufige Beinstellung der Eva erzeugt Masolino den Eindruck von Raumtiefe. Da aber der Untergrund einfarbig gemalt ist, bleibt es beim Ansatz. Adam schaut entschlossen zu Eva, wodurch der Eindruck erweckt wird – dass beide entschlossen sind, der Versuchung nachzugehen.
Der biblische Sündenfall ist der symbolische Akt, bei dem sich die Menschheit von Gott trennte. Laut der Bibel lebte das Urmenschenpaar im Paradies, war unschuldig und ohne Erkenntnis. Durch die verbotene Frucht, welche die beiden vom Baum der Erkenntnis aßen, erkannten beide ihr Nacktheit und Gegensätzlichkeit.
Da Gott ihnen verboten hatte, die Frucht zu essen, werden beide aus dem Paradies verbannt. Die Verbannung ist zugleich die Trennung der Menschheit von Gott und wird als Ursünde bezeichnet. Erst Jesus Christus hob mit seinem Opfer (Kreuzigung) die Sünden der Menschheit auf, wodurch die Verbindung zwischen Mensch und Gott wiederhergestellt wurde.
Vertreibung aus dem Paradies (Masaccio)
Der Sündenfall hatte zur Folge, dass Adam und Eva aus dem Paradies verbannt worden. Masaccios Fresko befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite zu Masolinos Sündenfall-Gemälde. Eindrucksvoll schildert Masaccio die Bibelszene, indem er die Protagonisten mit Gefühlen darstellt. Die Darstellung von Emotionen war damals einzigartig und noch nie Dagewesenes. Schon deshalb steht es im starken Kontrast zum Werk Masolinos.
Adam und Eva sind nackt. Doch nachdem sie vom Baum der Erkenntnis gegessen haben, erkennen sie ihre Nacktheit. Verzweifelt versucht Eva, ihre Nacktheit zu verbergen. Auch Adam ist sich seiner Schande bewusst und verbirgt mit gebeugten Haupt sein Gesicht hinter seinen Händen. Scham und Reue werden ausgedrückt, genauso wie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.
Die Dramatik der Szene wird durch einen Engel mit Schwert weiter entfacht. Dieser rotgekleidete Engel treibt mit dem Schwert die Verdammten aus dem Paradies. Aus dem Tor hinter Adam und Eva schießen schwarze Funken hervor, welche eine Wiederkehr unmöglich machen.
Neben der Dramatik erschafft Masaccio einen nie dagewesenen Realismus in der Szene. Denn die Figuren sind anatomisch genau dargestellt. Und Schatten unter ihren Körpern unterstützten den wiederentdeckten Realismus.
Berufung des Petrus (Masolino)
Die „Berufung des Petrus“ zeigte eine Bibelszene aus dem Neuen Testament. Allerdings ist das Fresko zwischen 1746 und 1748 zerstört wurden. Bekannt wurde das Gemälde durch Überlieferungen von Giorgio Vasari und Filippo Baldinucci.
Das verschollene Fresko zeigte, wie Jesus am See Genezareth (Nordisrael) seine Predigt hielt und auf das Fischerboot von Simon Petrus und dessen Bruder Andreas stieß. Er hielt beide an, mit ihm hinauszufahren, damit er das Volk vom Boote aus unterrichten könne.
Der Gang auf dem Wasser (Masolino oder Masaccio)
Das Fresko „Der Gang auf dem Wasser“ wird entweder Masolino oder Masaccio zugeschrieben. Auch dieses Fresko ist heute nicht mehr erhalten. Es befand sich auf der gegenüberliegenden Seite. Das Bild zeigte den Gang Jesu auf dem Wasser, jener Bibelstelle im Matthäusevangelium 14, 22 bis 33.
Verrat und Reue des Petrus
Zwei weitere Fresken befanden sich rechts und links vom Fenster der Brancacci-Kapelle. Die Bilder zeigten die Szene, in welcher Jesus verhaftet wurde. Eine Vorabzeichnung ist heute dennoch erhalten. Von vielen Autoren wird die Zeichnung eher Masaccio zugeschrieben, allerdings könnte auch Masolino ihr Schöpfer gewesen sein.
Der Zinsgroschen (Masaccio)
Das berühmteste Wandgemälde der Brancacci-Kapelle ist der Zinsgroschen. Es befindet sich an der oberen rechten Wand. Dargestellt wird die Bibelszene aus Matthäus 17, 24-27.
Laut dieser Bibelerzählungen mussten Jesus und Petrus ein Tributgeld bezahlen, als sie den Tempel von Kapernaum betreten wollten. Daraufhin wies Jesus seinen Gefährten an, ans Meer zu gehen, um dort einen Fisch zu fangen. Im Maul des Fisches sollte sich ein Zweigroschenstück befinden, mit welchem Simon Petrus dann die Tempelwächter bezahlen sollte.
In der linken Szene des Bildes wird gezeigt, wie Petrus das Tributgeld aus dem Maul des Fisches empfängt. Die rechte Szene des Bildes zeigt die anschließende Bezahlung.
In der Mittelszene wird der Moment dargestellt, als der Zöllner an Jesus und seine Jünger herantritt. Hier werden Emotionen dargestellt. Dadurch wird die Handlung erzählerisch auf das Gemälde übertragen. In der Zöllnerfigur mit dem roten Mantel hat sich Masaccio selbst übertragen und im Gemälde verewigt. Jesus weist mit seiner rechten Hand seinen Gefährten Simon Petrus an, den Fisch an der Meeresküste zu finden (Szene links). Anschließend wird der Zöllner mit dem Groschen bezahlt (Bildausschnitt rechts).
Heilung des Gelähmten und Erweckung der Tabitha (Masolino und Masaccio)
An der rechten Wand oben links in der Brancacci-Kapelle befindet sich ein Wandgemälde mit einer Doppelszene. Es zeigt die Heilung des Gelähmten (Verkrüppelten) und die Erweckung der Tabitha.
Der linke Bildabschnitt zeigt die Szene, in welcher Petrus den Gelähmten heilt. Erzählt wird diese Apostelgeschichte im Lukasevangelium des Neuen Testaments. Dieser Bildausschnitt wird Masaccio zugeschrieben, welcher mit dem Blickkontakt der Protagonisten die Handlung malerisch erzählt.
Der rechte Bildausschnitt zeigt, wie der Heilige Petrus die Tabitha zu neuem Leben erweckt. Auch diese Erzählung findet sich in der Apostelgeschichte des Lukas. Demnach war Tabitha eine Anhängerin Jesu aus Joppe (heute: Tel-Aviv-Jaffa in Israel). Diese wurde krank und starb. Doch Petrus vermochte es, die Tote wieder zu erwecken und dadurch den Glauben an Jesus und seine Wunder zu stärken.
Im Mittelteil dienen zwei Figuren als Verbindungsstück zwischen beiden Szenen. Diese Figuren werden Masolino zugeschrieben, da der gotische Malstil erkennbar ist.
Der Hintergrund wurde mittels Zentralperspektive konstruiert, zeigt eine toskanische Stadt im 15. Jahrhundert. Auch dieser wird Masaccio zugeschrieben. Der Hintergrund besticht durch eine hohe Detailfülle. So ist ein Vogelkäfig in einem Fenster erkennbar. In anderen Fenstern wird Wäsche herausgehangen. Und auf einem der oberen Stege läuft eine Katze zwischen zwei Fenstern herum.
Predigt des Petrus (Masolino)
Das Fresko mit der Petrus-Predigt stammt von Masolino und befindet sich an der oberen linken Wand der Brancacci-Kapelle.
Die verschiedene Figuren zeigen unterschiedliche Emotionen. So wird ein bärtiger Mann dargestellt, welcher müde und schläfrig wirkt. Neben dem Mann kniet eine verschleierte Frau, welche der Predigt aufmerksam folgt. Neben der Verschleierten ist eine weitere Frau, welche ebenfalls schläfrig dargestellt wurde. Im Hintergrund befindet eine Frau, deren Gesichtsausdruck besorgt und ehrfürchtig erscheint.
Taufe der Neubekehrten (Masaccio)
Das Gemälde von der Taufe der Neubekehrten stammt von Masaccio. Es besticht durch eine hohe Detailtiefe. So werden bspw. Wassertropfen dargestellt, welche auf das Haupt der Getauften perlen.
Die verwendeten Farben zeigen unterschiedliche Schattierungen, wodurch Kontraste herausgearbeitet wurden. Diese Technik setzte später auch Michelangelo für seine Fresken in der Sixtinischen Kapelle ein.
Weiterhin vermochte Masaccio auch in diesem Gemälde, eine Handlung durch die Darstellung von Emotionen zu erzählen. So steht am rechten Bildrand ein Getaufter, welcher friert. In der linken Bildhälfte entkleidet sich der nächste Kandidat, um die Taufe zu empfangen.
Petrus heilt mit seinem Schatten (Masaccio)
An der unteren Mittelwand befindet sich Masaccios Gemälde vom Heiligen Petrus, welcher die Kranken mit seinem Schatten heilt. Die dazugehörige Bibelerzählungen findet sich in der Apostelgeschichte 5-15. Laut dieser Erzählung wurden die Kranken und Gebrechlichen vor die Häuser gesetzt als Petrus vorbeiging. Sein Schatten sollte diese heilen.
Masaccios Gemälde enthält wieder eine gewisse Dynamik und Erzählweise. So kauert im Vordergrund des Bildes ein Mann, welcher gleich den Schatten des Petri empfangen wird. Dieser wirkt noch zerbrechlich. Der Mann hinter ihm, hatte bereits den Schatten empfangen und richtet sich auf. Die Männer hinter ihm sind bereits geheilt und danken dem Heiligen Petrus.
Verteilung der Güter und Tod des Hananias (Masaccio)
Auf der rechten Seite der unteren Mittelwand befindet sich das Gemälde, welches die Verteilung der Almosen zeigt.
Auch diese Apostelgeschichte stammt aus der Bibel (Apg. 5, 1 – 11). Laut der Bibelerzählung unterstützen die Reichen nun die Armen, indem sie ihren Besitz verkaufen und diesen Jesus und seinen Jüngern aushändigen. Diese verteilen die Almosen an die Armen. Doch Hananias erbrachte nur einen Teil der Almosen und behielt den Großteil für sich. Daraufhin wird er vom Heiligen Petrus streng zurechtgewiesen und stirbt an Ort und Stelle.
Masaccios Wandgemälde zeigt die Verteilung der Almosen durch Petrus. Auch der Tod des Hananias, welcher unmittelbar mit der Bibelerzählung verknüpft ist, wird dargestellt. In Masaccios Szene wird eine hilfesuchende Frau mit Kind auf dem Arm dargestellt. Neben ihr kommt ein humpelnder Mann. Der tote Hananias liegt bereits zu Petrus Füßen.
Erweckung des Sohnes des Theophilus und Petrus auf dem Thron (Masaccio und Lippi)
Das Gemälde befindet sich an der unteren Mittelwand, wurde Masaccio begonnen und etwa 50 Jahre später von Filippino Lippi fertiggestellt. Gezeigt wird eine Bibelerzählung, welche allerdings mit politischen Ereignissen des 15. Jahrhunderts verknüpft wurde.
In der Bibelerzählung kommt der Heilige Petrus nach Antiochien (heutige Antakya, Türkei). Dort wird er zum Bischof der Gemeinde. Innerhalb seiner Gemeinde gibt es einen Regenten, namens Theophilus. Dessen Sohn ist bereits vor 14 Jahren gestorben. Doch mit Gottes Hilfe schafft es Petrus, den Toten zu neuem Leben zu erwecken. Daraufhin wird Theophilus selbst zum Christen und lässt eine neue Kirche in der Gegend errichten.
Kunsthistoriker sehen im Mann, welcher links auf dem Thron sitzt, den Mailänder Herzog Gian Galeazzo Visconti. Während der Renaissance kam es immer wieder zu Konflikten zwischen Mailand und Florenz. Der Visconti war demnach ein Feindbild.
Auf der rechten Seite neben Theophilus befindet sich der damalige Kanzler aus Florenz, namens Coluccio Salutati. Dieser hatte die Stadt vor der Mailänder Eroberung gerettet. In dieser Interpretation fungiert der Heilige Petrus in der Mitte des Bildes als Botschafter der Kirche, welcher zwischen den verfeindeten Staatstaaten Italiens vermitteln soll. Demnach soll er Papst Martin V. symbolisieren.
In der rechten Bildhälfte ist Petrus auf dem Thron dargestellt. Vor ihm knien seine Anhänger. Ganz rechts im Bild steht ein Personenkreis, welcher wohlmöglich aus Masaccio, Masolino, Leon Battista Alberti und Filippo Brunelleschi besteht.
Paulus besucht Petrus im Gefängnis (Lippi)
Laut der Apostelgeschichte war Petrus im Gefängnis, bevor er Bischof in Antiochien wurde. Demnach gehört das Gemälde vom Gefängnisbesuch bibelgeschichtlich vor die Erweckungsgeschichte von Theophilus Sohn. Aber Masaccio hatte dieses Gemälde nie gemalt. Wahrscheinlich fertigte Masaccio eine Vorabzeichnung an, aus welcher Filippino Lippi um 1485 dieses Fresko erschuf.
Gezeigt wird Paulus, welche den Heiligen Petrus im Gefängnis besucht. Paulus von Tarsus gilt als einer der bedeutendsten Missionare des Urchristentums. Er eröffnete den Glauben auch für alle Nichtjuden, weshalb das Christentum zahlreiche Anhänger aus den mythologischen Glaubensgemeinschaften (griechisch-römisch Religion) dazugewinnen konnte. Und deshalb sehen viele Historiker in ihm, den eigentlichen Gründer des Christentums.
Befreiung des Petrus (Lippi)
Das Bild von der Befreiung des Petrus schließt bibelgeschichtlich an die Gefängnisszene an. Es befindet sich gegenüber dem Wandgemälde vom Gefängnisbesuch.
Gezeigt wird, wie der Heilige Petrus mit Hilfe eines Engels aus dem Gefängnis entkommt. Sein Wächter schläft währenddessen auf einem Stock stützend. Dieses Wandgemälde ist das erste der Brancacci-Reihe, dessen Entwurf und Produktion vollständig Filippino Lippi zugeschrieben wird.
Petrus und Simon Magus vor Nero und Kreuzigung des Petrus (Lippi)
Die Doppelszene des Freskos zeigt die Christenverfolgung, welche während der Kaiserzeit Neros stattfand. Der römische Kaiser thront rechts im Bild. Vor ihm sind die Apostel Petrus und Paulus aufgereiht, welche mit dem Kaiser diskutieren.
In der linken Bildhälfte wird der gewaltsame Tod des Petrus gezeigt. Der Heilige hängt kopfüber, weil er sich weigerte, in der gleichen Position wie Christus gekreuzigt zu werden. Durch die Kreuzigung wird Petrus zu einen der ersten Märtyrer des Christentums.
Der Kreuzigung stehen einige Personen bei, darunter Filippino Lippi mit Baskenmütze (ganz rechts). Neben dem Selbstporträt des Malers steht eine zweite Figur im Hintergrund. Dabei handelt es sich um Sandro Botticelli, ebenfalls ein Renaissancemaler und Lehrer Lippis.