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Grabmal von Papst Julius II. (Michelangelo)


Das Grab von Papst Julius II. in Rom, erschaffen von Michelangelo zwischen 1542-45, Bildnachweis: Filipe.Lopes / Shutterstock.com

Juliusgrabmal in der Kirche San Pietro (Rom), Bildnachweis: Filipe.Lopes / Shutterstock.com

Das Juliusgrabmal ist ein Monument für Papst Julius II., welches von Michelangelo während der Renaissance konstruiert wurde. Zu finden ist das Juliusgrab in in der Kirche San Pietro in Vincoli in Rom, ganz in der Nähe des Kolosseums. Bedeutendste Figur des Grabmonuments ist die Moses-Statue in der Mitte. Das Juliusgrabmal enthält keine sterblichen Überreste. Stattdessen ruht Julius II. unter einer schlichten Marmorplatte im Petersdom.

Gefertigt wurde das Grabmal zwischen 1505 und 1545 in sechs verschiedenen Bauphasen. Ursprünglich war ein viel größeres Projekt mit 47 Skulpturen geplant, welches sich auf einer Gesamtfläche von 70 m² erstrecken sollte. Stattdessen wurden die Geschosse reduziert und neben dem Moses wurden nur 6 weitere Skulpturen umgesetzt. Dennoch zählt das Juliusgrab zu den wichtigsten Denkmalstätten der Hochrenaissance.

Entstehungsgeschichte

Auftraggeber des Grabmals war Papst Julius II. höchstpersönlich. Der damals 30-jährige Michelangelo lebte 1505 wieder in Florenz, wurde aber vom Papst nach Rom gerufen. Ihm wurde für die Konstruktion des Ehrenmals eine stattliche Geldsumme von 10.000 Dukaten angeboten, was im Vergleich zu bisherigen Aufträgen eine Unsumme an Geld war.

Natürlich nahm Michelangelo den lukrativen Auftrag an und glaubte, dass diese Tätigkeit die finanzielle Krönung seiner Schaffenszeit werden könnte. Doch tatsächlich entwickelte sich die Arbeit am Juliusgrab zu einer dauerhaften Belastung für den Bildhauer. Schon zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses drängte der damals über 60-jährige Papst Julius II. auf die Vollendung des Grabmals.

Die 40-jährige Schaffenszeit am Grabmal ist gezeichnet durch verschiedene Änderungen, welche der Papst vornehmen lassen wollte. Als dieser dann im Mai 1513 starb, wurde mit dem Testamentsvollstrecker ein neuer Vertrag aufgesetzt.

Michelangelos Grabentwurf von 1513, ausgestellt in den Uffizien (Florenz), Bildlizenz: gemeinfrei - keine Änderungen

Michelangelos Grabentwurf von 1513, ausgestellt in den Uffizien (Florenz)

Die Erben des Papstes veränderten den Vertrag im Juli 1516 ein weiteres Mal. Bei jedem neuen Vertragsabschluss wurde der Auftragsinhalt zum Aussehen, zur Anzahl der Skulpturen und zur Ausgestaltung geändert, was die Entwürfe – welche Michelangelo ausgearbeitet hatte – zunichtemachte.

Weitere Vertragsänderungen gab es 1526 und 1532. Und mittlerweile drängten die Auftraggeber entschieden mit der Vollendung des Grabmals und setzen Michelangelo mit möglichen Konsequenzen unter Druck.

Letztlich gab es 1542 eine sechste Projektänderung, welche vorsah – dass andere Bildhauer das Werk beenden sollten. Michelangelo sollte diese lediglich beaufsichtigten. Als das Grabmal 1545 fertiggestellt wurde, war es ein Gemeinschaftsprojekt. Tatsächlich hatte Michelangelo nur die Moses-Statue allein konstruiert. Alle anderen Skulpturen entstanden unter seiner Aufsicht.

Bezahlung der Angestellten, Material und Transport der Marmorblöcke musste Michelangelo von den 10.000 Golddukaten bezahlen. So sah es der Auftrag vor.

Eigentlich sollte für Michelangelo die Schaffung des Juliusgrabes ein Segen sein. Tatsächlich entpuppte sich der Auftrag für ihn als Fluch. Gegenüber seinem Biographen Ascanio Condivi sprach Michelangelo von „Tragödie des Grabmals“.

Beschreibung

Das Grabmonument ist ein Wandgrab, welches sich über zwei Geschosse erstreckt. Oben auf einer Prunkplatte befindet sich die Skulptur des Julius II. in liegender Position. Dieser sollte ursprünglich als Blickfang dienen.

Vom Betrachter aus links neben Julius befindet sich eine sitzende Sybille. Die Sibylle war bereits in der Antike als Prophetin bzw. Weissagerin bekannt. Rechts neben dem Julius befindet sich ein weiterer Prophet, ebenfalls sitzend.

Über dem liegenden Julius befindet sich die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm. Diese steht im Hintergrund, wodurch der Papst die zentrale Figur bleibt.

Obergeschoss des Juliusgrabmals mit Sibylle (links), Julius und Jungfrau Maria (mittig) und dem Propheten (rechts), Bildnachweis: irisphoto1 / Shutterstock.com

Obergeschoss des Juliusgrabmals mit Sibylle (links), Julius und Jungfrau Maria (mittig) und dem Propheten (rechts), Bildnachweis: irisphoto1 / Shutterstock.com

In den unteren Nischen befinden sich links vom Betrachter eine Rachel-Figur und rechts eine Lea-Skulptur. In der Mitte thront der gehörnte Moses.

Untere Geschoss des Juliusgrabmals mit Rachel (links), Moses (mittig) und Lea (rechts), Bildnachweis: OmiStudio / Shutterstock.com

Untere Geschoss des Juliusgrabmals mit Rachel (links), Moses (mittig) und Lea (rechts), Bildnachweis: OmiStudio / Shutterstock.com

Sowohl die Rachel als auch die Lea-Skulptur sind von Raffaello da Montelupo gefertigt wurden. Dieser war ein Schüler Michelangelos. Die drei anderen Skulpturen (Madonna mit Kind, Prophet und Sybille) sind von Michelangelo bereits 1513 skizziert und entworfen wurden. Konstruiert haben diese seine Gehilfen unter seiner Aufsicht. Der Bildhauer Tommaso di Pietro Boscoli, ebenfalls ein Gehilfe Michelangelos, konstruierte die liegende Papstfigur Julius II.

Liegende Papstfigur Julius II., Bildnachweis: Filipe.Lopes / Shutterstock.com

Liegende Papstfigur Julius II., Bildnachweis: Filipe.Lopes / Shutterstock.com

Rachel und Lea sind, genauso wie Moses, zwei Figuren aus dem Alten Testament der Bibel. Demnach soll das Untergeschoss den älteren Bibelkanon abbilden, während das Obergeschoss das Neue Testament abbildet.

Der Moses wirkt gegenüber der Hauptfigur (Julius II.) vergrößert, was wohl so nicht beabsichtigt war. Man nimmt deshalb an, dass die Moses-Skulptur schon länger fertiggestellt war. Diese hätte in einen der ursprüngliche Projektpläne, deren Bestimmung es war – viel kolossaler zu werden, optisch besser hineingepasst. So wirkt der übergroße Moses als Hauptfigur.


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