Stil der Renaissance: Stilelemente und Merkmale
Als Renaissancestil wird der Kunststil während der Renaissancezeit beschrieben. In der Kunstgeschichte ist die Renaissance eine Stilepoche mit prägenden Merkmalen. Zu Beginn der Renaissance etablierte sich ein Mal- und Architekturstil, welcher auf Raumtiefe setzte, um dadurch detaillierte und realistische Abbildungen der Natur entstehen zu lassen. Verbreitet war der neue Stil anfangs in Florenz, Mailand, Mantua, Bologna und Siena. Während der Hochrenaissance breitete sich der Renaissancestil auch nördlich der Alpen aus. Die nordische Renaissance unterschied sich in ihrer Motivwahl deutlich vom italienischen Stil und fügte Elemente der Spätgotik hinzu. Während der Spätrenaissance wurde der Stil nochmals verändert. Die Symbolik nahm zu. Das bedeutet, dass Bilder mit antiken Symbolen überfrachtet wurden.
Inhalt
Stilelemente der Frührenaissance
In der Frührenaissance war die Ausarbeitung der Zentralperspektive das entscheidende Element. Alles sollte realistisch wirken. Um Motive realistisch darzustellen, bedarf es Raumtiefe. Mit der Zentral- oder Fluchtpunktperspektive konnte diese Raumtiefe geometrisch umgesetzt werden.
Aufgrund der humanistischen Lehre vollzog die Kunstwelt einen Motivwandel. In der mittelalterlichen Maltradition wurden fast ausschließlich Heilige gemalt. Und zwar so, dass diese auch heilig wirken. Demnach wurden diese – gegenüber anderen Objekten im Bild – besonders groß gemalt.
Diese Bedeutungsperspektive wurde in der Renaissancemalerei überwunden. Zwar wurden noch religiöse Motive gewählt, aber realistischer dargestellt. So wurden bspw. Jesusbilder gemalt, auf denen Christus menschlich dargestellt wurde.
Stilmittel der Renaissance-Bildhauerei war der Kontrapost, bei welchem die Beine gegenläufig positioniert wurden. Dadurch wurde Gelöstheit und Harmonie für Skulpturen und Plastiken erzeugt.
Ein Stilmittel bei der Bearbeitung des Reliefs war das Rilievo schiacciato, bei dem nur minimale Erhebungen und Senkungen ein- bzw. ausgearbeitet wurden. Dadurch wurde für den Betrachter die Illusion erzeugt, dass das Relief gemalt und nicht abgetragen wurde. Erfinder dieser Relieftechnik war Donatello. Auch die Wiederentdeckung des Kontrapost geht auf Donatello zurück. In der Skulptur fand der Kontrapost in der Hochrenaissance durch Michelangelos David seine Vollendung.
Stilelemente der Hochrenaissance
Während der Hochrenaissance zog eine zweite Perspektivtechnik als Stilelement ein. Diese wird als Farbperspektive bezeichnet. Künstler erkannten bei ihrem Naturstudium, dass Farben mit zunehmender Entfernung verblassen. Demnach mussten auf Bildern mehrere Farbschichten aufgetragen werden, welche im Hintergrund weicher wirken als im Vordergrund. Diese Farbperspektive wurde parallel zur Zentralperspektive angewandt, um Raumtiefe noch besser darzustellen.
In der Hochrenaissance entstanden in der Malerei eine Vielzahl von Porträtbildern. Das Porträt war bereits in der Antike ein beliebtes Darstellungsmittel, wurde aber im Mittelalter verdrängt und vergessen.
Im Zuge des Humanismus emanzipierte sich der Mensch und die Kunst war ein Abbild dieser Entfaltung. Demnach war es gesellschaftlich akzeptabel, Menschen zu porträtieren. Der Mensch begriff sich als Individuum und durch das Porträt konnte dies künstlerisch umgesetzt werden.
Anfangs waren Porträtbilder lediglich Silhouetten. Der Porträtierte wurde von der Seite gezeichnet. Dann entstanden Frontalbilder, welche die Raumtiefe besser verdeutlichen sollten. Mit zunehmender Emanzipation des Menschen wuchs auch der Bildausschnitt. Anfangs waren auf Porträtbildern nur Köpfe zu sehen. Das Gesicht als wesentliches Merkmal einer Person war eine Ableitung aus antiken Vorstellungen. Später wurde der Oberkörper mit porträtiert.
Auffällig ist, dass Renaissancemaler der Frühphase den Augenkontakt ausließen. Der Porträtierte schaut in einen leeren Raum, also am Betrachter vorbei. In der Hochrenaissance wurde gezielt der Augenkontakt porträtiert. Die Vollendung aller Stilelemente stellt die Mona Lisa von Leonardo da Vinci dar.
Stilelemente der Spätrenaissance
Die Zeit nach 1520 stellt eine Umbruchsphase für Europa dar. In Italien tobten die Renaissancekriege und in deutschen Städten begann die Reformation. Der Anfang vom Ende der Renaissance war die Plünderung Roms im Jahr 1527, welche als Sacco di Roma in die italienische Geschichte einging.
Die politische und gesellschaftliche Umbruchsphase wurde auf Gemälden festgehalten bzw. symbolisiert. Das Harmonie-Ideal der Hochrenaissance wurde aufgebrochen, das Rätselhafte zog ein und langgestreckte Figuren sollten Dynamik und Bewegung repräsentieren. (figura serpentinata und Serpentita-Stil)
Stilelemente der nördlichen Renaissance
Die nördliche Renaissance ist ein Revival der Renaissance. Da Renaissance übersetzt Wiedergeburt bedeutet, ist demnach dieser Kunststil eine Wiedergeburt der Wiedergeburt. Oder eine Renaissance der Renaissance.
Diese Stilphase begann zur Zeit der Hochrenaissance in Italien. Künstler aus dem nördlichen Europa kamen nach Italien, um die Kunstwerke der Renaissancekünstler zu studieren. Sie nahmen den Renaissancestil mit in ihre Heimat, veränderten den Stil und ließen Elemente der Spätgotik oder regionaler Traditionen einfließen.
Die Motivwahl war auch anders. So verwendete die italienische Künstlergeneration häufig Motive aus der Mythologie des römischen Reiches oder des antiken Griechenlands.
Nördlich der Alpen konnte man wenig, mit diesen Motiven anfangen – weshalb es auch keine Abnehmer für diese Kunst gab. Deshalb wurden andere Motive verwendet. Auf deutschen Gebieten wurde bspw. die Reformationszeit gemalt. Bedeutendste Künstler der deutschen Renaissance waren Albrecht Dürer und Lucas Cranach.