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David Skulptur (Donatello)


Der junge David von Donatello, ausgestellt im Nationalmuseum Bargello, Florenz - Bildnachweis: Atalay Mert Kuskayali / Shutterstock.com

Donatellos junger David in Bronze, ausgestellt im Nationalmuseum Bargello, Florenz – Bildnachweis: Atalay Mert Kuskayali / Shutterstock.com


Die Davidskulptur wurde von Donatello um 1435 in Florenz produziert. Sie gilt als eine der bedeutendsten Statuen der Frührenaissance. Gefertigt ist sie aus Bronze, weshalb sie auch als Bronzedavid bezeichnet wird. Donatellos David war der erste männliche Akt in Lebensgröße seit der Antike. Neben der Nacktheit besticht die Plastik auch durch die Ausarbeitung des Kontrapost, wodurch Harmonie entsteht. Spätere Skulpturen und Plastiken der Hochrenaissance übernahmen dieses Stilmittel. So etwa Michelangelos Davidskulptur. Neben dem Bronzedavid konstruierte Donatello auch eine Davidskulptur aus Marmor, bei welchem er den Kontrapost erstmalig als Stilmittel umsetzte.

Donatellos Mamordavid

Donatellos erste Davidskulptur entstand 1408/09 und war aus Marmor. Heute wird diese im Nationalmuseum im Palazzo del Bargello in Florenz ausgestellt.

Donatello: David aus Marmor, ausgestellt im Bargello, Bildnachweis: Miguel Hermoso Cuesta - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0- keine Änderungen

Donatello: David aus Marmor, ausgestellt im Bargello, Bildnachweis: Miguel Hermoso Cuesta – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0– keine Änderungen

Entstehungsgeschichte

Bekannt wurde Donatello 1408 durch einen Kunstwettbewerb in Florenz. Bei diesem präsentierte er ein Kruzifix aus Holz. Seine Jesusdarstellung zeichnet sich durch einen außergewöhnlichen Realismus und Dramatik aus. Donatello gewann den Wettbewerb und ein Jahr später erhielt er den Auftrag, eine Davidskulptur für den Florentiner Dom zu fertigen.

Tatsächlich wurde Donatellos Marmordavid niemals im Dom platziert. Stattdessen kaufte 1416 der Florentiner Stadtrat die Statue und stellte diese auf dem Palazzo della Signoria aus.

Motiv

Der David war seit jeher ein Schutzheiliger der Florentiner. Die Bibelgeschichte (David gegen Goliath) erinnerte die Florentiner daran, dass König David den Riesen Goliath besiegen konnte. Somit könne auch Florenz alle übermächtigen Feinde bezwingen. Demnach war der David ein Symbol der Stärke gegenüber den anderen italienischen Stadtstaaten mit denen Florenz befeindet war.

Dass Donatellos Marmordavid nun öffentlich ausgestellt wurde, war eine frühe Auszeichnung für den Bildhauer. Seine erste Davidskulptur gilt als eine der bedeutendsten Renaissancestatuen überhaupt und war ein Meilenstein für die gesamte Renaissance-Bildhauerei.

Stilmittel und Beschreibung

Der Marmordavid zeigt den Jüngling nach dem Kampf gegen Goliath. Die Siegerpose wird durch den Kontrapost unterstrichen. Zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung (1409) wurde die Statue bemalt, vergoldet und auf einen Marmorsockel gestellt.

Heute ist die Farbe ab, weshalb die Figur eher trist und fade wirkt. Durch die Bemalung wurde der gotische Geschmack, welcher zu Beginn des 15. Jahrhunderts noch vorherrschte, befriedigt. Dennoch deutet der David bereits den Übergang zur Renaissancekunst an. Denn am Kopf des Goliath, welcher zu Füßen des David liegt, wird eine antike Symbolik deutlich.

Wieso?
Der Kopf des Riesen wurde mit langem Bart und markanten Gesichtszügen ausgestattet. Diese Symbolik erinnert an die Laokoon-Gruppe aus der Antike. Zwar wurde diese antike Statue erst 1506 wiederentdeckt, doch ähnliche Skulpturen aus der Antike waren den Künstlern durchaus bekannt.

Außerdem symbolisiert der bärtige Schädel ein gewisses Alter des Riesen. Und das Lebensalter des Goliath steht im Kontrast zum knabenhaften David.

Um seinem Marmordavid eine gewisse Lockerheit zu verleihen, wendete Donatello den Kontrapost als Stilmittel an. Auch dieses Stilmittel war in der Antike durchaus verbreitet, wurde im Mittelalter aber vergessen und schließlich in der Renaissance wiederentdeckt.

Der Kontrapost äußert sich in der gegenläufigen Beinstellung des David. Das rechte Standbein ist starr und fest verankert, während das linke Spielbein leicht gebeugt ist. Dadurch ergibt sich für die Skulptur eine schwunghafte Haltung, welche durch die Hüftbeuge des linken Armes unterstützt wird.

Bedeutung

Mit seiner ersten Davidfigur erschuf Donatello ein neuen Standard für die Kunstwelt. Denn die naturalistische Darstellung des menschlichen Körpers wurde zum Schönheitsideal für die Bildhauerei und mit der Wiederentdeckung der Zentralperspektive auch für die Malerei.

Donatellos Bronzedavid

Mehr als 20 Jahre, nach der Veröffentlichung des Marmordavids, greift Donatello das Bibelthema erneut auf. Auftraggeber für den Bronzedavid war die Medici-Familie aus Florenz, welche die Plastikskulptur in ihren Palast aufstellen lassen wollten. Das genaue Entstehungsjahr ist unbekannt. In älterer Literatur wird ein Zeitraum zwischen 1430 und 1435 angegeben. Neuere Erkenntnisse – rund um das Leben von Cosimo de’ Medici – lassen die Vermutung zu, dass die Statue erst zwischen 1444 und 1446 gefertigt wurde.

Bronzedavid von Donatello, Bildnachweis: Paolo Gallo / Shutterstock.com

Bronzedavid von Donatello, Bildnachweis: Paolo Gallo / Shutterstock.com

Heute wird der Bronzedavid ebenfalls im Palazzo del Bargello in Florenz ausgestellt. Die Figur ist 1,58 m hoch, was als Lebensgröße angesehen wurde. Die Statue wurde allerdings auf einen Sockel platziert, weshalb das Gesamtkonstrukt etwa 2 Meter Höhe beträgt.

Deutung und Stilmittel

Der Bronzedavid zeigt einen nackten Jüngling. Donatello schuf mit dieser Neuauflage der Bibelszene (David gegen Goliath) die erste Nacktstatue seit der Antike. Dem Künstler wurde nachgesagt, dass er junge Knaben beim Nacktbaden im Arno beobachtet haben soll. Gerade die knabenhafte Blöße verleiht der Statue eine gewisse Eleganz und unterstreicht den Naturalismus, für welchen Donatello erneut neue Maßstäbe setzte.

Die Kunstrevolution war möglich, da der Bronzedavid im Privatpalast der Medici ausgestellt werden sollte. Demnach konnten die Auftraggeber die Akt-Skulptur vor den Augen der Öffentlichkeit verstecken. Außerdem herrschten in Florenz der 1440-er Jahre ganz andere kulturelle Bedingungen als im Florenz von 1408/09.

Der junge David erscheint in lässiger Haltung, welcher fast schon beiläufig seinen linken Fuß auf dem abgeschlagenen Kopf des Goliath platziert. Der Kontrapost findet erneut Anwendung, indem die Beine wieder gegenläufig platziert werden. Durch die Hüftbeuge des linken Arms wird die Lockerheit der Siegerpose unterstützt. Doch diesmal wirkt der David nicht nur siegessicher und selbstbewusst, sondern fast schon unangreifbar. Das Schwert in der rechten Hand ruht am Körper gelehnt, was den Siegeszug weiterhin unterstreicht.

Bekleidet ist der junge David lediglich mit einem Lederhut, welcher von einem Lorbeerkranz geschmückt wird. Der Lorbeerkranz ist ein antikes Symbol für Sieg oder Ruhm. Noch heute steht der Lorbeerkranz für eine besondere Auszeichnung.

Austellungsorte

Ursprünglich wurde der Bronzedavid im Familienpalast der Medici (Palazzo Medici) aufgestellt. Am 9. Dezember 1495 wurde die Statue umgestellt und auf den Innenhof des Signoria-Palastes gestellt. Dort wurde sie aber vom Blitz getroffen, weshalb man sie erneut umstellte. Heute werden sowohl der Bronzedavid als auch Donatellos Marmordavid im Bargello-Museum in Florenz ausgestellt. Der Bargello-Palast ist der ehemalige Sitz des Bürgermeisters von Florenz und heute ein Nationalmuseum.

Nachwirkungen

Donatellos Marmordavid von 1408/09 prägte die Bildhauerei der Frührenaissance entscheidend. Die detaillierte Darstellung eines menschlichen Körpers wurde zum neuen Schönheitsideal der Kunstwelt erklärt. Detailreichtum und genaue Darstellung der menschlichen Anatomie, sowie die schwunghafte Ausladung prägten die Kunst. Der Mensch wurde als selbstbewusstes Wesen wahrgenommen und dieses Selbstbewusstsein des Individuums vermochte der Marmordavid darzustellen.

Eine ebenso nachhaltige Bedeutung hatte der Bronzedavid. Nacktheit war erstmalig öffentlich zur Schau gestellt wurden. Beeindruckend war, dass das Selbstbewusstsein des Individuums durch den Bronzedavid nochmals gesteigert wurde. Die anatomische Detailtiefe erreichte durch das Nacktsein eine höhere Stufe, weshalb sich das Schönheitsideal nochmals anpasste.

Viele Renaissancekünstler der Früh- und Hochrenaissance kopierten Donatellos David, u.a. Michelangelo und Andrea del Verrocchio. Letzterer erschuf eine Konkurrenzplastik, welche einen halbnackten David zeigt. In Michelangelos Davidskulptur findet schließlich die Bildhauerei der Renaissance ihre Vollendung.

Davidplastik von Andrea del Verrocchio (Bargello, Florenz), Bildlizenz: Von Rufus46 - Eigenes Werk, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0" rel="noopener nofollow" target="_blank">CC BY-SA 3.0</a> - keine Änderungen

Davidplastik von Andrea del Verrocchio (Bargello, Florenz), Bildlizenz: Von Rufus46 – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 – keine Änderungen


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