Skip to main content

Die Erschaffung Adams (Michelangelo)


Michelangelos Die Erschaffung des Adam, gemeinfrei - keine Änderungen

Die Erschaffung des Adam, Sixtinische Kapelle (Rom)

Die Erschaffung Adams (italienisch: Creazione di Adamo) ist ein Fresko innerhalb der Sixtinischen Decke in Rom. Erschaffen wurde das Gemälde vom Renaissancekünstler Michelangelo. Aufgrund der Darstellung wird das Bild umgangssprachlich auch als Gottes Hand oder Gottes Finger bezeichnet. Es gehört innerhalb der Sixtinischen Decke zum Dreierzyklus von Adam und Eva, welcher auf dem Zyklus der Schöpfung folgt. Illustriert wird die biblische Schöpfungsgeschichte, nach welcher Gott die Menschen am sechsten Tag erschuf. Das Fresko gehört zu den berühmtesten Kunstwerken aus der Renaissance.

Entstehungsgeschichte

Michelangelo wurde 1505 vom damaligen Papst Julius II. beauftragt, ein Grabmal für ihn anzufertigen. Doch die Arbeiten am Juliusgrabmal zogen sich etwa 4 Jahrzehnte hin. Immer wieder wurde neu geplant und die bestehende Planung durch Änderungen der Auftraggeber verworfen.

Noch während der ersten Projektphase des Juliusgrabes beauftragte der Papst den Künstler erneut. Doch diesmal forderte er von Michelangelo, welcher sich selbst als Bildhauer verstand, eine Deckenmalerei. Den Auftrag erhielt Michelangelo 1508 von Julius II. höchstpersönlich, wollte ihn gar nicht annehmen, wurde aber vom Papst gedrängt.

In den darauffolgenden 4 Jahren (1508 – 1512) erschuf Michelangelo die Fresken der Sixtinischen Decke. Das Gesamtwerk gilt als eines der bedeutendsten Kunstwerke der Renaissancemalerei.

Aufteilung der Decke in der Sixtinische Kapelle

Bildaufteilung der Sixtinischen Decke

Der innere Freskenzyklus besteht aus 9 Bildern. Chronologisch beginnt die Bilderreihe auf der Westseite der Sixtinischen Decke mit der Schöpfung (ersten drei Freskos). Dann folgen drei Deckengemälde von Adam und Eva. Dieser Zyklus beginnt mit der Erschaffung Adams. Die letzten drei Bilder der inneren Freskos behandeln die Erzählung um Noah und die Sintflut. Alle Bilder sind Darstellungen von Bibelerzählungen aus dem Alten Testament.

Michelangelo: Die Erschaffung Evas, Sixtinische Decke, Bildlizenz: Michelangelo - Web Gallery of Art, gemeinfrei - keine Änderungen

Die Erschaffung Evas, Sixtinische Kapelle in Rom

Auf die Erschaffung Adams, folgt die Erschaffung Evas. Der dreiteilige Zyklus um Adam und Eva schließt mit dem Bild „Der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies“ ab.

Michelangelo: Der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies, Fresko an der Decke der Sixtinische Kapelle, Bildlizenz: Michelangelo - Web Gallery of Art, gemeinfrei - keine Änderungen

Der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies, Sixtinische Kapelle

Motiv und Darstellung

Gott wird als bärtiger Mann dargestellt. Umgeben ist Gott von 12 Figuren. Der bärtige Gott ist in einen wirbelnden Mantel gehüllt. Er streckt seinen rechten Arm aus und berührt dabei fast den Finger des nackten Adam.

Die Erschaffung Adams, Sixtinische Kapelle, Bildnachweis: Gush Photography / Shutterstock.com

Bildnachweis: Gush Photography / Shutterstock.com

Durch diese angedeutete Fingerberührung wird der Lebensfunken oder der göttliche Funken vom Herrn auf Adam übertragen. Da in Adam noch kein Leben steckt, ist sein linker Arm nicht gestreckt – sondern ruht sanft auf seinem linken Knie.

Die Darstellung der Szene ist aus dem 1. Buch Mose 1, 26 entnommen. Dort steht „Laßt uns Menschen machen nach unserem Bilde, nach unserem Gleichnis.“ Gott erschuf, laut Bibel, mit Adam den ersten Menschen. Dieser sollte sein Ebenbild sein. Die beiden Finger von Gott und Adam berühren sich aber nicht. Laut einigen Kunsthistorikern stellte Michelangelo mit dieser Fingerlücke die Unerreichbarkeit Gottes dar. Folgt man dieser Interpretation ist der Mensch nicht das genaue Ebenbild Gottes, da Gott unerreichbar ist.

Umgeben ist das Bild von der Erschaffung Adams von 4 nackten Gestalten, den Ignudi. Diese bilden die Umrahmung auf sämtlichen Bildern in den inneren Freskoreihen.

Interpretation der Schöpfung

Was die 12 Personen bedeuten, welche Gott hinter sich hat, ist umstritten. Laut dem Kunstkritiker Walter Pater ist die weibliche Person unter Gottes Arm bereits die Eva, welche Gott im nächsten Fresko aus Adams Rippe erschaffen wird. Die anderen 11 Figuren sind, laut dieser Interpretation, die ersten Nachkommen von Adam und Eva.

Somit stehen Adam und die 12 Figuren als Symbol für die gesamte Menschheit. Folgt man dieser Interpretation gelang es Michelangelo darzustellen, wie Gott die gesamte Menschheit am sechsten Schöpfungstag erschuf.

Im Jahr 1990 bemerkte der US-amerikanische Arzt Frank Meshberger, dass Gott und die 12 Figuren den Umriss eines menschlichen Gehirns haben. Da Michelangelo auch die menschliche Anatomie studierte, scheint diese Hypothese nicht abwegig.

Eine weitere Hypothese besagt, dass die rote Hülle – welche Gott und die 12 Figuren umgibt – die Form eines menschlichen Uterus (Gebärmutter) hat. Der grüne Schal, welcher aus dem roten Mantel herausdringt – gleicht laut dieser Hypothese einer menschlichen Nabelschnur.

Folgt man diesen Hypothesen hat Michelangelo nicht nur die Schöpfung als spirituellen Akt dargestellt, sondern zugleich auch den physiologischen Akt angedeutet.

Gottes Hand und Gottes Finger

Der Finger Gottes und der Finger des Adams berühren sich nicht. Zwischen beiden Zeigefingern existiert eine Lücke, welche 1,9 cm breit ist. Mit dieser Lücke soll angedeutet werden, dass die göttliche Vollkommenheit unerreichbar bleibt.

Ausschnitt aus Michelangelos Die Erschaffung des Adam

Darstellung der Hände

Genau dieser Ausschnitt ist sehr berühmt. Die Darstellung der beiden Hände wurde oft reproduziert. Moderne Kunstdrucke wurden auf Leinwand gezogen und hängen in einigen Wohnzimmern.


Ähnliche Beiträge